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VW Polo 1.0 Comfortline (2018) im Test: Alltagstest, technische Daten - In der Stadt ist er der bessere Golf

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Der neue Polo ist so groß wie ein alter Golf. Macht nichts, denn mit Kompakten kann er sich messen. Beim Motor genügt die Basis leider nicht, wie unser Alltagstest zeigt.

Der Polo wächst: Die aktuelle Version ist schon so groß wie ein alter Golf. Der Kleinwagen im Test Der Polo wächst: Die aktuelle Version ist schon so groß wie ein alter Golf. Der Kleinwagen im Test Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de

  • Übersichtliche Karosserie
  • Schwache Basis-Benziner
  • Ausgewogenes Fahrwerk

Berlin – Der Polo, das war mal ein Kleinwagen, den VW von Audi übernahm. Ein Jahr nach dem Audi 50 präsentierte VW seinen Winzling unterhalb des Golf. Warum das wichtig ist? Weil der aktuelle Polo mit diesem damaligen Kleinwagen nur noch den Namen gemein hat. Er ist nicht mehr klein oder sparsam ausgestattet. Wenn der richtige Motor unter der Haube sitzt, fährt der Polo dem Golf sogar davon.

Für unseren Alltagstest wählen wir den Dreizylinder-Benziner mit 75 PS. Weil die Basis (65 PS) fast gar nicht verkauft wird. Und weil er trotzdem noch nah am Ur-Polo dran ist. Der war maximal 60 PS stark. Damals mehr als genug für einen Kleinwagen. Heute sind selbst 75 PS zu wenig.

Abmessungen | Platzangebot | Karosserie

Überall gewachsen: Ein aktueller Golf baut nur vier Zentimeter breiter als der Polo Überall gewachsen: Ein aktueller Golf baut nur vier Zentimeter breiter als der Polo Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Das liegt vor allem am aktuellen Format. Mit 4,05 Metern Länge liegt der Polo auf dem Niveau eines Golf III (1991-1997). Dadurch wird er für uns zum besseren Kompaktwagen, zumindest für die Stadt. Zum aktuellen Golf mögen ihm 20 Zentimeter in der Länge fehlen. Aber er ist nur vier Zentimeter schmaler. Im Innenraum fühlt sich der Polo deutlich größer an, als er von außen aussieht.

Serienmäßig bietet VW den Polo als Fünftürer an. Das sieht vielleicht nicht so sportlich aus, ist aber praktisch. Denn so müssen sich Fondpassagiere nicht durch die engen Luken quetschen. Doch sie sollten entweder klein oder gelenkig sein, denn viel Platz ist hinten nicht. Den knappen Fußraum spüren erwachsene Fondpassagiere sofort, für kleine Kinder passt es. Im Vergleich zu Kompakten wie dem (auslaufenden) Ford Focus kann sich der Polo aber sehen lassen.

Vorn fällt der Unterschied zum Golf weniger auf, so luftig geht es zu allen Seiten zu. Durch die sehr weit nach hinten verschiebbaren Sitze finden sogar Großgewachsene ausreichend Platz. Arme, Kopf und Beine haben ausreichend Luft zu allen Seiten. Die Sitze bieten einen guten Seitenhalt, straffe Polsterung und eine ausreichend lange Oberschenkelauflage.

Durch seine Größe bietet der VW im Vergleich zu seinen Wettbewerbern Ford Fiesta, Opel Corsa oder Kia Rio mit 351 bis 1.125 Liter mehr Kofferraumvolumen. Er kommt sogar fast an den Golf ran (380 bis 1.270 Liter). Das ist ausreichend für den Alltag und für ein verlängertes Wochenende zu zweit. Nur die etwas zu hohe Ladekante im Kofferraum und der nicht ganz topfebene Ladeboden trüben den guten Eindruck.

Zum ersten Mal knackt der Polo die Vier-Meter-Marke. Fünf Türen gibt es serienmäßig Zum ersten Mal knackt der Polo die Vier-Meter-Marke. Fünf Türen gibt es serienmäßig Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Das kleine Heckfenster und die breiten C-Säulen schränken die Sicht nach hinten ein. Die Karosserie ist aber dennoch so übersichtlich, dass das Rückwärtseinparken einfach gelingt – den beiden großen Außenspiegeln sei Dank.

Innenraum | Verarbeitung | Materialien

Den größten Unterschied zur Konkurrenz merkt man im Innenraum. Hier erinnert kaum etwas an einen billigen Kleinwagen. Die Materialien fühlen sich gut an, ganz gleich, ob Cockpitoberfläche, Tasten oder Schalter. Die Schalter sitzen am richtigen Platz, die Rundinstrumente sind klar gezeichnet und der Fahrer sitzt nahezu perfekt. Selbst die Sitzstoffe gehen in Ordnung. Nette Kleinigkeiten wie eine leichte Erhebung am Blinkerschalter erleichtern die Bedienung.

Unschön: Nach einer erst regnerischen und dann frostigen Nacht verwuchsen die Türdichtungen mit der Karosserie. Sie ließen sich ohne Gewalt erst nach einer halben Stunde in der Sonne trennen. Das darf bei einem neuen Auto nicht passieren.

Das Armaturenbrett lässt sich auf Wunsch in Teilen lackiert, matt, glänzend, bunt oder in Schwarz und Weiß bestellen. Ab „Comfortline“ ist es weich unterschäumt. Die Türinnenverkleidung sind im oberen Bereich etwas hart. Das Multifunktions-Lederlenkrad (170 Euro) liegt gut in der Hand, die Klimaanlage (375 Euro) regelt automatisch auf eine angenehme Temperatur.

Infotainment | Radio | Bedienung

Der Kofferraum schluckt ordentlich Ladung. Für einen Kurzurlaub zu zweit reicht er locker Der Kofferraum schluckt ordentlich Ladung. Für einen Kurzurlaub zu zweit reicht er locker Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Dafür spart VW am Infotainment. Serienmäßig bietet der Polo weder Radio noch Lautsprecher. Erst ab „Comfortline“ zählen vier Lautsprecher und das Radio „Composition Colour“ zur Serie. Hübscher und funktionaler ist das Radio Composition Media (990 Euro) mit sechs Lautsprechern. Die Menüführung erfolgt hier über den 20,3 Zentimeter großen Bildschirm statt über den kleineren, 12,7 Zentimeter großen Bildschirm. Das Menü ist logisch aufgebaut, die Tasten reagieren schnell und der Monitor zeigt Schriften und Strecken scharf an.

Die Navifunktion kostet 565 Euro extra, der klare DAB+-Empfang 245 Euro. Das Gerät bietet Schnittstellen für MP3, CD, SD-Karten, USB und Aux in. Für 300 Euro gibt es Smartphone-Standards. Dann wird das Navi überflüssig. Und es bleibt Geld übrig. Zum Beispiel für die erste Hälfte des „Beats“ Soundsystems mit 300 Watt Leistung und 8-Kanal-Verstärker (500 Euro).

Assistenzsysteme | Sicherheit

Ab Basis hat der Polo Airbags für Fahrer und Beifahrer, Kopfairbagsystem für Front- und Fondpassagiere sowie Seitenairbags für vorn integriert. Durch seine Basis („MQB“) lässt sich der Polo der sechsten Generation mit nahezu allen Assistenzsystemen der Marke ausstatten. Serienmäßig kommt allerdings nur die automatische Notbremse samt Fußgängererkennung zum Einsatz.

Die Fingerabdrücke auf dem Touchscreen nerven. Ein unterschäumtes Cockpit gibt es im Polo erst ab der Ausstattung "Comfortline" Die Fingerabdrücke auf dem Touchscreen nerven. Ein unterschäumtes Cockpit gibt es im Polo erst ab der Ausstattung "Comfortline" Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Alles andere kostet Aufpreis, wie unter anderem Fußgängererkennung, Totwinkelwarner (310 Euro), Bremsassistent, adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (255 Euro) und Einparkhilfe (490 Euro), automatisches Einparken (640 Euro), Rückfahrkamera (280 Euro) und proaktiver Insassenschutz (155 Euro). Sinnvoll sind der Insassenschutz und die automatische Distanzregelung. Sie funktioniert im Stop-and-go-Verkehr gut und lässt den Fahrer entspannter fahren. Auch das Licht-und-Sicht-Paket (150 Euro) sowie das Connectivity-Paket mit Telefon- und USB-Schnittstelle erleichtern den Alltag.

Das virtuelle TFT-Cockpit (400 Euro) gibt es auch für den Polo. Eine nette Spielerei, jedoch übertrieben. Die analogen Instrumente unseres Testwagens bieten ausreichend Infos und sind zudem glasklar ablesbar. Eine gute Wahl: die hellen LED-Scheinwerfer für 985 Euro statt der serienmäßigen Halogen-Funzeln.

Antrieb | Getriebe | Motor | Fahrleistungen

1,1 Tonnen wiegt der neue Polo. Vor 40 Jahren waren es nur 685 Kilogramm auf 3,52 Meter Länge. Ganz schön fett geworden, der Kleine. Mit den 40 PS war es damals mühsam, die 60 PS waren fast schon ein Raketenantrieb. Heute leistet der Dreizylinder-Sauger im Basismodell entweder 65 PS oder 75 PS. Beide Motoren sind mit 95 Newtonmeter maximalem Drehmoment zwischen 3.000 und 4.300 Umdrehungen zu schwach. Reicht die Leistung bei schnellem Schalten zumindest in der Stadt, wird es spätestens auf der Landstraße mau.

Mit der 75-PS-Version geht es aus dem Stand in 14,9 Sekunden auf Tempo 100, bis zu 170 km/h fährt der Polo schnell. Das liest sich ordentlich, fühlt sich auf der Straße jedoch sehr zäh an. Der Dreizylinder-Sauger verlangt nach hohen Drehzahlen, um überhaupt vom Fleck zu kommen. Dadurch klingt er unkultiviert und wird innen laut. Außerdem lässt sich der der NEFZ-Durchschnittsverbrauch von 4,7 Liter auf 100 Kilometer nicht ansatzweise erzielen. Bei uns waren es im Schnitt 6,2 Liter auf 100 Kilometer.

Zugefroren: Regenwasser kroch in die Dichtungen. Der Wagen ließ sich nicht ohne Gewalt öffnen Zugefroren: Regenwasser kroch in die Dichtungen. Der Wagen ließ sich nicht ohne Gewalt öffnen Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Die hohen Drehzahlen hängen auch mit dem Fünfgang-Getriebe zusammen. Auf Autobahnstücken fehlt der sechste Gang und damit eine Drehzahlabsenkung. Erst die 115-PS-Version hat den lang übersetzten sechsten Gang. Dafür lässt sich das manuelle Getriebe leicht schalten.

Fahrwerk | Lenkung | Federung | Fahrverhalten

Direkte Lenkung, straffes Fahrwerk und ausreichend Komfort. Beim Polo stimmt die Grundeinstellung des Fahrwerks. Ganz gleich, ob alleine oder zu viert im Auto, der Polo federt sauber ab und lässt sich exakt durch Kurven manövrieren. Lenkung und Fahrwerk vermitteln trotz aufgezogener Winterreifen viel Gefühl. Normale Unebenheiten und Kopfsteinpflaster federt er mühelos weg, auch auf Autobahnen rollt er lässig über den Asphalt.

Dort stört ab 120 km/h nur der brummige Motor. Am besten fühlt sich das Stadtauto an, wenn es durch enge Straßen, Parkhäuser oder über Supermarktparkplätze geht. Dann spielt der Polo seine Größe und Übersichtlichkeit voll aus.

Auf die 17-Zoll-Räder „Pamplona“ unseres Testwagens hätten wir verzichten können. Sie sehen zwar gut aus, verringern aber den Komfort und bringen fahrdynamisch bei dem 75-PS-Motörchen keinen Vorteil. Wir würden für den Alltag die 16-Zöller wählen, um mehr Komfort ins Auto zu bekommen und unaufgeregter zu fahren.

Ausstattung | Preis | Kosten

Zu schwach: Dem Saugbenziner mit drei Zylindern fehlt der Biss. Wir empfehlen einen Turbobenziner Zu schwach: Dem Saugbenziner mit drei Zylindern fehlt der Biss. Wir empfehlen einen Turbobenziner Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Typisch Volkswagen gestaltet sich die Preisliste. Mindestens 12.975 Euro kostet der Fünftürer. Den Kia Rio gibt es ab 11.690 Euro, den Opel Corsa ab 12.935 Euro und der fünftürige Ford Fiesta mit 70 PS kostet mindestens 13.750 Euro.

Den Polo gibt es in den drei Ausstattungsvarianten Trendline, Comfortline und Highline, dazu kommen noch Ausstattungs- und Designpakete wie ArtVelours, R-Line Exterieur oder R-Line. Die Basis wäre für uns schon wegen des fehlenden Radios keine gute Wahl. „Comfortline“ kostet 2.175 Euro Aufpreis. Neben dem Radio mit vier Lautsprechern kommen unter anderem das aufgeschäumte Cockpit, Multifunktionslenkrad, Mittelarmlehne, höhenverstellbarer Vordersitz, variabler Ladeboden und eine asymmetrisch teilbare Rückenlehne ins Auto.

Außerdem lassen sich die hinteren Seitenscheiben elektrisch bedienen und eine Klimaanlage kühlt den Innenraum. In Kombination mit dem 95-PS-Turbo-Dreiyzlinder wären dann mindestens 17.200 Euro fällig, mit ein paar Extras locker über 20.000 Euro. Zum Vergleich: Einen fünftürigen Golf bietet VW schon ab 18.075 Euro an. Klima, Radio und ein weiches Armaturenbrett gibt es serienmäßig. Sein Basis-Benziner leistet aber nur 85 PS.

Fazit

Der VW Polo ist zumindest für die Stadt der bessere Golf. Vor allem, wenn man viel alleine unterwegs ist. Er ist groß genug, wendig, sauber verarbeitet und bietet eine große Auswahl an elektronischen und technischen Ausstattungen. Nur würden wir den Dreizylinder-Turbo mit 95 PS wählen. Er passt besser zum 1,1-Tonnen Fünftürer. Und macht damit in der Stadt den einen oder anderen Golf nass.

Technische Daten VW Polo 1.0 55 kW Comfortline

  • Antrieb: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner
  • Leistung Ottmotor: 55 kW (75 PS) bei 6.200 U/min
  • Drehmoment: 95 Nm bei 3.000 bis 4.300 U/min
  • Getriebe: manuelles Fünfgang-Getriebe
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
  • 0-100 km/h: 14,9 s
  • Verbrauch: 4,7 l /100 km Benzin
  • CO2: 108 g/km
  • Testverbrauch: 6,2 l /100 km
  • Länge: 4,05 m
  • Breite: 1,75 m
  • Höhe: 1,46 m
  • Radstand: 2,54 m
  • Leergewicht: 1.105 kg
  • Kofferraum: 351 - 1.225 l
  • Preis Basis VW Polo: 12.975 Euro
  • Preis VW Polo 55 kW: ab 13.975 Euro
  • Preis VW Polo 55 kW Comfortline: 16.150 Euro

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