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Weltreise mit dem Ford Model T - In einem 100 Jahre alten Model T einmal um die Welt

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Weltreise mit Auto? Kennen wir. Weltreise mit einem Ford Model T? Im Ernst? Ein Ehepaar aus Holland wagt es: Afrika und Amerika haben sie sicher durchquert. Belgien nicht.

Im Ford Modell T rund um die Welt Im Ford Modell T rund um die Welt Quelle: Ford

Edam - Dieses Abenteuer dürfte bislang einmalig sein. Dirk und Trudy Regter aus Edam in den Niederlanden reisen seit dem Jahr 2012 um die Welt. In einem Auto, das mehr als 100 Jahre alt ist. Es ist ein Ford Modell T, Baujahr 1915. Mit diesem Urgestein von Pkw haben sie 80.000 Kilometer zurückgelegt. Bis jetzt.

Sommer 2012. Die Niederlande waren in der Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft gegen die Deutschen ausgeschieden, London bereitete sich auf die Olympischen Spiele vor. Im beschaulichen Kleinstädtchen Edam, gelegen am holländischen Ijsselmeer besteigen Trudy und Dirk ihren alten Ford T. Mit dem Ziel: Süden. Sie fahren durch Frankreich, Italien, Griechenland, Ägypten, Sudan … und so weiter. Nur 180 Tage und 22.000 Kilometer später erreichten sie Kapstadt. Im folgenden Jahr setzten sie die Reise fort. In der Heimat des Autos, den USA. Sie fuhren kreuz und quer durch USA und Kanada, insgesamt 28.000 Kilometer. 2014 durchquerten sie Südamerika (26.000 Kilometer) von Kolumbien über Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, Argentinien und Uruguay nach Brasilien.

Im Ford Modell T rund um die Welt Im Ford Modell T rund um die Welt Quelle: Ford

Ein geschenkter Reifen macht den Ford wieder flott

Die Weltreise ist kein Selbstzweck. Unterwegs besuchen die beiden Ford-Fahrer SOS-Kinderdörfer. Sie sammeln Geld für eine gemeinnützige Organisation, die Waisenkindern in Entwicklungsländern hilft.

Die Strapazen der Reise überstand das Modell T weitgehend unbeeindruckt. Einzige „ernsthafte“ Pannen: Ein Reifenschaden und ein Felgenbruch. Bei ersterem half ein Bauer aus Botswana. Der hatte im Schuppen ein altes Ford Modell T. „Er schenkte uns einen Reifen“, berichtet Dirk Regter. Die Felge schweißte ein örtlicher Schmied.

Für sonstige Kleinigkeiten reichten Dirk und Trudy meist Schraubenzieher, Hammer, etwas Klebeband, Kabelbinder oder Spanngurte – mehr brauchte Regter nicht. „Irgendwie angekommen sind wir immer“, erzählt Dirk.

Das Model T von 1915 ist nicht Dirk Regters erster alter Ford - aber der erste mit dem er auf Weltreise ist Das Model T von 1915 ist nicht Dirk Regters erster alter Ford - aber der erste mit dem er auf Weltreise ist Quelle: Ford

Ein Unfall nah der Heimat

Bis zum Herbst 2015. Bis Belgien. Die Regters befanden sich gerade auf der Rückreise von Luxemburg. Dort waren sie mit ihrem Model T für die "Make-a-Wish-Foundation" unterwegs. Das Auto sollte ein wenig Auslauf als Vorbereitung auf die nächste Weltreise-Etappe bekommen. Der Wagen ist auch ohne Weltreise auf dem Blech eine Attraktion. Kinder klettern gern darauf rum, drehen am großen Lenkrad und feixen vor Begeisterung, wenn sich der Ford knatternd in Bewegung setzt.

Auf der Heimreise passierte das Drama: Das Model T war auf einem Trailer hinter einem Land Rover verzurrt. Trudy, Dirk und Passagier Rick cruisten entspannt über die Autobahn, als die Abenteuerpläne platzten wie eine Seifenblase. Ein Lkw rammte das Gespann – der Fahrer fuhr zu schnell. Trudy, Dirk und Rick überstanden den Crash unverletzt. Ihr Opa auf dem Trailer erlitt einen Totalschaden.

Die Überquerung des Himalaya steht noch aus

Seither pausiert die Weltreise. Statt SOS-Kinderdörfer zu besuchen, dokumentiert Dirk unter www.tfordworldtour.org die Wiederherstellung des Model T. Karosserie, Holzrahmen, Vorder- und Hinterachse, Räder, Holzspeichen, der Motor – quasi alles an dem Auto war beschädigt. Und wird von Dirk in Heimarbeit hergestellt.

Asien will Trudy Regter auf der Weltresie mit dem Ford Model T noch sehen Asien will Trudy Regter auf der Weltresie mit dem Ford Model T noch sehen Quelle: Ford Inzwischen hat er das Fahrwerk gerichtet, den Holzrahmen wieder aufgebaut. Die Regters sammeln Geld für die Restauration des Autos. „Wir haben noch nicht genügend für die Wiederherstellung zusammen“, berichtet Regter. Unterstützung ist willkommen.

Wenn der Ford wieder fährt, will das ungewöhnliche Trio weiterreisen. „Vielleicht im Laufe des nächsten Jahres“, hofft Regter. Das Model T soll Neuseeland, Australien, Indonesien und Indien befahren. Über den Himalaya durch China und die Mongolei wollen Dirk und Trudy zurück nach Hause. Die Tin Lizzie wäre dann 102 oder 103 Jahre alt – und hätte ihre Laufleistung vermutlich nochmal verdoppelt.

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