• Online: 2.016

Autonomes Fahren: Volkswagen zeigt, was der Sedric kann - In zehn Jahren autonom in der Spielstraße

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Zu Testzwecken fahren schon viel Autos autonom. Der Sedric von Volkswagen kann schon Level 5 ganz ohne Lenkrad - bei 30 km/h auf abgesperrtem Gelände.

Auf dem Testgelände zeigt Volkswagen, was der Sedric mit Autonomie-Level 5 so alles kann Auf dem Testgelände zeigt Volkswagen, was der Sedric mit Autonomie-Level 5 so alles kann Quelle: VW AG

Wolfsburg - Ach, ist der niedlich. Ganz gemächlich nähert sich eine Art Schachtel auf Rädern. VW-Ingenieur Markus Lieber hatte per App den Befehl gegeben, ihn und drei Gäste abzuholen und dann noch eine Lichtfarbe ausgesucht (Blau). Den richtigen Ort hatte das Auto aus der Position von Liebers Handy selbst errechnet. Jetzt ist Sedric also da, Volkswagens sogenanntes „Self Driving Car“. Auf dem vorderen Display blinkt ein blauer Pfeil, der zum Straßenrand zeigt. Die Türdisplays zeigen eine winkende Hand und den Schriftzug „Hello“, dann schwenken die gläsernen Türen zur Seite. „Das ist offensichtlich unser Wagen“, sagt Lieber und bittet hinein.

Vier Personen kann Sedric transportieren. Bei Bedarf können nicht genutzte Sitze einfach weggeklappt werden Vier Personen kann Sedric transportieren. Bei Bedarf können nicht genutzte Sitze einfach weggeklappt werden Quelle: VW AG Nur vier Meter lang ist der Sedric, der Radstand beträgt 2,55 Meter. Er hat die Maße vom Kleinwagen Polo übernommen. Doch im Sedric können vier Personen einander gegenüber sitzen, ohne um den Platz für die Beine zu kämpfen. „Es ist wie im T5 oder T6“, sagt Markus Lieber und meint damit den VW Bus. Das Geheimnis des Raums: VW hat die Elektromotoren an die Räder gebaut und versteckt die Akkus unterm Boden. Aggregate wie die Klimaanlage stecken in den Überhängen der Karosserie, also vor oder hinter den Fahrgästen. Und: Kein Lenkrad nimmt den Platz weg, Sedric benötigt keinen Fahrer.

Auf der 500 mal 500 Meter großen Dynamikfläche des VW-Versuchsgeländes kann ja nichts passieren, aber etwas seltsam ist es, in diesem Fahrzeug mitzufahren. Ein Testparcours aus Pylonen ist vorbereitet, und Sedric musste diesen Kurs lernen, bevor er ihn fahren durfte – im wahren Leben hätte das Auto auch alle Straßenkarten gespeichert. Doch die eigentliche Fahraufgabe muss der Wagen selbstständig lösen. Markus Lieber: „Er fährt den Kurs jetzt ab, indem er sich an den Pylonen orientiert. Würden wir ein Hütchen in den Weg legen, dann würde Sedric darum herumfahren.“

Autonomie-Level 5

Es ist auffällig, wie sanft, wie geradezu elegant Sedric seine Fahraufgabe löst. Offenbar sind die Entwickler schon in die Feinabstimmung gegangen. Allerdings spielt die Psychologie eine Rolle: Das Auto fährt maximal 30 km/h, in der schier endlosen Weite der VW-Asphaltfläche wirkt das wie Schritttempo. Genauso auffällig wie der souveräne Fahrstil ist der dicke rote Not-Ausschalter neben Markus Liebers Platz. Man weiß ja nie.

Auf dem Testgelände fährt der kleine Autonome erstmal nur mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h Auf dem Testgelände fährt der kleine Autonome erstmal nur mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h Quelle: VW AG Sedric ist vollkommen auf Selbstständigkeit ausgelegt. Ein Auto des höchsten Autonomie-Levels fünf, das grundsätzlich keinen Fahrer braucht: Nicht mal im Notfall kann ein Mensch sich nützlich machen – wo kein Lenkrad ist, kann man auch niemandem ins Lenkrad greifen. Zunächst soll Sedric eine Art Robotaxi werden und nicht in Privatbesitz gelangen. Allerdings stellt Sedric den Mitfahrenden eine Denkaufgabe: Würden Sie Ihre Kinder von einem autonomen Auto irgendwo hinbringen lassen?

Markus Lieber leitet das Projekt Sedric bei VW, und er ist von dessen Machbarkeit absolut überzeugt. „Wichtig ist, dass man über ein Einsatz-Szenario nachdenkt“, sagt er. „Als Flughafenshuttle würde das Auto schon jetzt funktionieren.“ Damit ist allerdings nicht das Taxi gemeint, das den Passagier von seiner Wohnung abholt und zum Flughafen bringt. Sondern etwa eine Fahrt zwischen zwei Terminals – immer dieselbe Strecke, immer dieselben Bedingungen. So wie die automatisierten Züge, die es an vielen anderen Airports der Welt gibt. Nur ohne Schienen.

In vier bis zehn Jahren

Sedrics Einsatz auf Hauptverkehrsstraßen kann sich Markus Lieber „in vier, fünf Jahren“, vorstellen, „aber bis wir in die allerletzte Spielstraße kommen, kann es auch noch zehn Jahre dauern.“

Das kennt man von den neuen amerikanischen Mobilitätsfirmen, namentlich Tesla und Uber, ganz anders. Dort werden die neuen Autonomiefunktionen munter im Straßenverkehr getestet, was auch schon Menschenleben gekostet hat. Immerhin: Bei Uber ruht derzeit der Testbetrieb, bis der tödliche Unfall mit einer Fahrradfahrerin aufgeklärt ist. Vielleicht doch ganz gut, dass der VW Sedric derzeit von der Forschungsabteilung betreut wird und noch nicht von den Serienentwicklern. Gut Ding will nämlich Weile haben.

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Quelle: SP-X

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