Zuwächse in China, Stagnation in Deutschland - der Elektroautomarkt ist gespalten. Doch der "Tipping Point" ist laut einer Studie erreicht. Ab 2025 geht es richtig voran.
Bergisch Gladbach - Dass China inzwischen der größte Automarkt ist, wissen wir. Schon Mitte 2009 wurden die USA als absatzstärkster Markt abgelöst. Doch der Vorsprung insgesamt ist nichts im Vergleich zur Stellung Chinas bei der Elektromobilität: In diesem Jahr werden laut einer Studie des Center of Automotive Management (CAM) rund 400.000 Elektrofahrzeuge in China neu zugelassen - etwa die Hälfte des weltweiten Absatzes. 370.000 batterieelektrische Autos (BEV) und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge (PHEV) wurden allein in den ersten elf Monaten des Jahres in China verkauft, ein Plus von 96 Prozent. Der Marktanteil stieg von 1,0 auf 1,7 Prozent. Da hält kein anderes Land der Welt mit. Zwar stiegen auch in den USA die Neuzulassungen von Elektroautos um immerhin 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2015. Doch mit 133.000 E-Fahrzeugen ist der Abstand noch immens. Und: Der Absatz an BEV stieg mit 13 Prozent auf 71.000 weniger stark als der von Plug-in-Hybriden (plus 67 Prozent). 2016 als Wendepunkt der E-MobilitätDie Studie des CAM der FH Bergisch Gladbach sieht 2016 dennoch als Wendepunkt in Sachen E-Mobilität. Denn auch in anderen Ländern sind die Zuwachsraten weiterhin ordentlich. Norwegen, seit geraumer Zeit ein Sonderfall in Sachen E-Mobilität, kommt bis Ende November 2016 auf mehr als 41.000 Elektrofahrzeuge (plus 39 Prozent). Auch Großbritannien legt zu und setzt im gleichen Zeitraum rund 34.000 E-Fahrzeuge ab, etwa ein Drittel mehr als im Vergleichszeitraum, wobei ein Großteil des Wachstums auf Plug-in-Hybride entfällt (plus 45 Prozent). Anders in Frankreich. In dem Land, in dessen Hauptstadt Paris seit Monaten darüber debattiert wird, dass Diesel womöglich aus der Innenstadt verbannt werden könnten, steigen vor allem die BEV-Zulassungen. Sie machen 74 Prozent der Elektroautoverkäufe aus, die allerdings insgesamt bei nur 25.617 Einheiten liegen (plus 29 Prozent). Hier sinkt laut dem CAM allerdings der Marktanteil von Dieselfahrzeugen signifikant. Betrug er in den ersten elf Monaten 2015 noch 57,5 Prozent, sind es dieses Jahr noch 52 Prozent gewesen. In Deutschland sind die Zahlen ernüchternd: In den betrachteten elf Monaten steht nur ein Plus von 10 Prozent für Elektroautos in der Statistik. Trotz Förderprämie wurden nur 22.339 Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Außerdem waren die meisten davon (12.263) Plug-in Hybride mit einem Zuwachs von 25 Prozent. Der BEV-Absatz sank sogar - um immerhin 3,5 Prozent gegenüber 2015, als es noch keine Förderung gab. Der Marktanteil aller EVs stagnierte in Deutschland bei 0,7 Prozent. Mehr Dynamik in den nächsten 10 JahrenTrotz der ernüchternden Zahlen aus Deutschland: Das CAM rechnet in seiner Studie mit deutlich mehr Dynamik in den nächsten 10 bis 15 Jahren. „Das Jahr 2016 markiert den mentalen 'Tipping Point' für die Durchsetzung der E-Mobilität“, sagt der Studienleiter Stefan Bratzel: „Ein Amalgam aus Abgasskandal, nationalen und lokalen Umweltzielen und elektromobilitätsfreundlichen Regulationsinitiativen insbesondere in China hat eine enorme Eigendynamik ausgelöst, die die Strategien der Automobilhersteller massiv beeinflusst.“ Demnach werden die globalen Neuzulassungen an EVs bis zum Jahr 2020 noch moderat ansteigen. Eine konservative Schätzung geht von einem Marktanteil von 2,5 Prozent aus, eine optimistische von 6 Prozent. Ab 2025 allerdings geht es laut der Studie deutlich schneller voran. Dann könnten EVs schon 25 Prozent an den Neuzulassungen ausmachen, was insgesamt 25 Millionen jährlich neu zugelassene Elektro-Pkw wären. Konservativ geschätzt wären es immer noch 12 Prozent. Bis 2030 könnte der Anteil dann auf 40 Prozent und rund 40 Millionen Pkw steigen (konservativ: 25 Prozent). Quelle: Mit Material von sp-x |