Der Fernbusmarkt wird mittlerweile von einem Anbieter dominiert. Das hat Auswirkungen auf Preise und Angebote. Weitere Sorgen bereitet der Branche die anstehende Bundestagswahl.
Quelle: dpa / picture alliance Berlin - Vier Jahre nach der Marktfreigabe von Fernbussen sind die meisten Anbieter vom Markt verschwunden - und mit ihnen die Schnäppchenangebote. Ist dies das Ende des Booms? Das fragt sich die Busbranche an diesem Dienstag. Denn beim Kongress auf der neuen Messe Bus2Bus geht es auch um drohende Gefahren für ihr Geschäft. Vier Themen, die auch Kunden interessieren dürften: Die PreiseFernbusse sind teurer geworden. Seit Marktführer FlixBus seine Rivalen ausgestochen hat, beherrschen die grünen Busse die Straßen: 92 Prozent Marktanteil. Vorbei die Zeit, als mit Ein-Euro-Tickets um Kunden gekämpft wurde. Der Normalpreis pro Kilometer ist binnen Jahresfrist um 13 Prozent auf 9,8 Cent gestiegen, wie aus Zahlen des Marktforschungsinstituts Iges für April hervorgeht. Aktionspreise schwanken weiter um 3,7 Cent - solche Tickets werden aus Sicht der Experten aber seltener angeboten. Iges-Geschäftsführer Christoph Gipp erwartet, dass sich das Preisniveau allenfalls geringfügig ändert. "Besonders profitieren Kunden auf Strecken, die auch mit dem Flugzeug oder der Bahn angeboten werden." Denn die Bahn hält mit 19- und 29-Euro-Tickets auf vielen Strecken mit dem Fernbus mit - jedenfalls, wenn es dem Kunden gleich ist, ob er zwei, drei Stunden früher oder später fährt. Günstige Spritpreise machen zudem das eigene Auto oder Mitfahrzentralen zur Alternative. Das Angebot"Der Fernbus-Boom ist vorbei", lauteten Schlagzeilen zu Jahresbeginn. Denn die Zahl der Fahrten und Linien sank stärker als im Winter üblich, nachdem FlixBus die Konkurrenten Postbus und Megabus übernommen hatte und die Bahn-Tochter BerlinLinienBus aufgab. FlixBus, der keine eigenen Busse besitzt, sondern Mittelständler unter Vertrag nimmt, gab Doppelfahrten der früheren Konkurrenz auf und strich unrentable Strecken. So lastete er die Busse besser aus. Die Zahl der Ziele in Deutschland bleibe insgesamt stabil, sagt Marktforscher Gipp. In Einzelfällen kämen noch neue Städte ans Netz. Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer erwartet, dass auch 2017 mehr Menschen einsteigen. Die BusmautDie Unternehmer fürchten, dass im Bundestagswahlkampf Forderungen nach einer Busmaut wieder laut werden. Ihre Verfechter finden sich bei SPD, Grünen und Linken, die die Bahn im Nachteil sehen, weil sie Trassengebühren für ihre Fahrten entrichtet. "Wird der Liebling der Fahrgäste in Zukunft staatlich sanktioniert?", fasst das Kongressprogramm die Sorge der Unternehmer in Worte, dass der Boom staatliche Begehrlichkeiten wecken könnte. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht sich jedoch dagegen aus, die Lkw-Maut auf Busse auszudehnen. "Solange ich sehe, dass wir mit dieser Branche Wachstumschancen haben, will ich keine zusätzliche Belastungen einführen", sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin. Die DieselkriseEin gut besetzter Bus steht ökologisch passabel da. Was Treibhausgase angeht, kann er mit der Bahn mithalten, wie das Freiburger Öko-Institut für das Umweltbundesamt errechnete. Doch der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos könnte auch den Bus in Bedrängnis bringen - dann nämlich, wenn die vielfach geforderte blaue Plakette käme. Mit ihr dürften möglicherweise nur Fahrzeuge in die Innenstädte, die die Schadstoffklasse Euro 6 erfüllen - was längst nicht bei allen Bussen der Fall ist.
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