Hot Hatches sind schneller als je zuvor. Doch was können die Kompakten besser als ihre Vorgänger? In unserer Serie vergleichen wir Alt und Neu. Teil 6: Alfa Romeo 147 3.2 GTA V6 24V vs. Alfa Romeo Giulietta Veloce.
Berlin – Rot, leicht und scharf. Sportcoupés von Alfa Romeo waren bis in die 1980er-Jahre Leckerbissen wie Spaghetti all'arrabbiata. Später litt die Marke unter schlechtem Ruf. Ihre Autos, so sagte man, rosten schon im Katalog. Der Alfasud war das beste Beispiel dafür. Mit dem heißen 147 änderte sich das wieder. Besonders der zwischen 2003 und 2006 gebaute 3.2 GTA mit seinen 250 PS steht noch heute gut im Öl. Was kann er besser als der aktuelle Hot Hatch, die Giulietta Veloce mit 240 PS? Ein Vergleich. Motor und LeistungSechszylinder-Sauger gegen Vierzylinder-Turbo. Größer könnte der Unterschied beim Antrieb kaum sein. Beim 147er GTA leistet der 3,2-Liter-V6 bei 6.200 Touren 250 PS. Seine 300 Newtonmeter Drehmoment entwickelt er bei 4.800 Touren. Das war 2003 mehr als anständig. Der damals stärkste Seriengolf R32 kam mit gleichem Hubraum auf 241 PS. Der 147er-Motor stammt vom größeren 156 GTA und wurde in den Kompaktwagen gebastelt. Von 0 auf 100 km/h rennt der Alfa in 6,7 Sekunden, fährt bis zu 246 km/h schnell – und ärgerte damals einige V8-Modelle. Der V6 liefert Leistung und Fahrspaß bei hohen Drehzahlen. Alfa gab einen Verbrauch von 12,1 Liter auf 100 Kilometern an. Der liegt erstaunlich nah an der Realität. Das aktuelle Modell gibt sich genügsamer. In der Guilietta Veloce arbeitet ein 1,75 Liter großer Vierzylinder mit Turbolader, genannt 1.8 TBi 16V. Der Turbo mit Direkteinspritzung sorgt ab 2.000 Touren für ein maximales Drehmoment von 340 Newtonmeter. Seine Leistungsspitze von 240 PS erreicht der Vierzylinder bei 5.750 Umdrehungen. Aus dem Stand beschleunigt die Giulietta in 6 Sekunden auf 100 km/h, die Spitze liegt bei 244 km/h. Insgesamt wirkt das aktuelle Modell leichtfüßiger, dreht williger und lockerer hoch. Auch durch den Einsatz des Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebes fällt die Arbeit leichter. Es reduziert gleichzeitig den Verbrauch. 7,0 Liter sind es auf dem Prüfstand. Im Alltag bleiben es immerhin weniger als zehn Liter. Charmant: Der Antriebs ist identisch zu dem des 4C. Nur eben an anderer Stelle und deutlich günstiger. So sportlich die Alfa-Motoren arbeiten und klingen – sie benötigen viel Pflege. Dazu gehören penibel eingehaltene Wartungsintervalle und das gemächliche Warmfahren. Denn erst wenn das Öl seine Betriebstemperatur hat, fühlen sich Kolben, Lager und Ventile wohl – und danken es mit geringem Verschleiß. Beim Gebrauchtkauf des 147er ist ein ausgefülltes Scheckheft Voraussetzung. FahrspaßSechszylinder-Motoren in Kompaktwagen sterben aus. Vierzylinder-Turbo-Benziner sind auf dem Vormarsch. Mit dem 147 GTA kann man die Zeit konservieren, sich am Sound erfreuen und viel Spaß haben. Der Sechszylinder-Sauger zieht bärig an, ohne Turboloch oder Verschlucken, dafür mit basslastigem Sound. Die Kombination aus Sechszylinder und Frontantrieb funktioniert allerdings nicht immer. Der GTA hat Mühe, die Kraft auf die Straße zu bringen, untersteuert und radiert beim Anfahren und in engen Kurven gerne mit den Rädern. Besonders schlimm wird es bei feuchter Strecke: bei starker Beschleunigung neigt die Vorderachse zum Stempeln. Dazu passend: Das nachlässig abgestimmte ESP. Bei sehr starken Bremsmanövern tanzt das Heck nach und bringt Unruhe ins Fahrzeug. Deutlich einfacher bei allen Witterungen fährt sich die Giulietta Veloce. Selbst wenn die bis zu 340 Newtonmeter an der Vorderachse zerren, bleibt der Kompakte lenkbar, radiert nur kurz an, wird von der Traktionskontrolle runtergeregelt und lässt wenig Schlupf zu. Dabei kastriert die Elektronik nicht den Fahrspaß, sondern gibt dem Fahrer ein gutes Gefühl. Die Launch-Control lässt an der Ampel viele Konkurrenten blass aussehen – und eben den 147er GTA. Das Doppelkupplungsgetriebe TCT knallt die Gänge schnell und hart durch die Box, ohne Zugkraftverlust. Dabei vergisst der Vierzylinder-Turbo durchaus seine akustischen Manieren und schreit aus allen vier Zylindern. Getriebe und AntriebMehr als zehn Jahre Entwicklungsarbeit werden bei einem Auto schnell spürbar. Besonders bei Motor, Fahrwerk und Getriebe. Alfa bot den 147er mit einem manuellen Sechsganggetriebe und optional mit dem halbautomatischen Getriebe „Selespeed“ an. Auch wenn das manuelle Getriebe wenig präzise arbeitet und lahm in der Schaltgasse lümmelt, passt es immer noch besser zum GTA als die träge schaltende Halbautomatik. Besser macht es die Giulietta: Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe TCT schaltet ultraschnell, präzise, zuverlässig und macht dabei auch noch Spaß. Allerdings gibt es dazu auch keine Alternative, es wird serienmäßig verbaut. Beide Modellen treiben die Vorderräder an. Das Veloce-Fahrwerk besteht unter anderem aus Sportfedern, die die Karosserie um 15 Millimeter im Vergleich zum Serienmodell absenken. In Verbindung mit der moderneren, steiferen Karosserie fährt sich der Veloce deutlich verwindungssteifer, spurgenauer als sein Vorgänger. Bei dem Altersunterschied aber kaum verwunderlich. Karosserie und GewichtEs sind unterschiedliche Fahrzeuge aus unterschiedlichen Epochen. Doch beide wiegen rund 1,4 Tonnen. Der GTA bringt trocken 1.435 Kilogramm auf die Waage, der Veloce immerhin noch 1.395 Kilogramm also nur 40 Kilo weniger. Und das trotz zwei Zylinder weniger. Dafür überragt er mit 4,35 Meter Länge den GTA um 14 Zentimeter. Das kommtFußgängerschutz und Passagieren zu Gute. Auf beiden Reihen bietet das modernere Auto mehr Platz und Komfort – wenn auch nicht üppig. Die Karosserie des GTA unterscheidet sich von den anderen 147 durch Front- und Heckstoßstange, breitere Kotflügel und einen Dachspoiler. Der Veloce ist vor allem an den Seitenschwellern, Diffusor, Doppelauspuff und roten Brembo-Bremssätteln zu erkennen. Emotion und SoundEinen Alfa Romeo kauft man sich nicht, weil man einfach nur ein Auto benötigt, man entscheidet sich bewusst. Besonders gilt das für 147 GTA und Giulietta Veloce. Es sind beides Nischen-Autos mit Charme, um sich von der GTI, OPC und RS Masse abzuheben. Daher spielen schon bei der Überlegung viele Emotionen eine Rolle. Da mag die Motorwahl noch hinzukommen: Der Sechszylinder-Sauger klingt satt und zufrieden, der oder Vierzylinder-Turbo aggressiver, heller und aufgeregter. Marktlage und PreiseAlfa Romeo produzierte den 147er GTA zwischen 2003 und 2006. Dementsprechend selten ist das Modell heute zu finden. Bei mobile.de werden derzeit rund 30 Fahrzeuge angeboten, zwischen 6.700 Euro und 39.900 Euro teuer. Wobei schon gute Exemplare rund 10.000 Euro kosten. Ein fairer Preis für einen Exoten mit einem tollen Sechszylinder. Für das aktuelle Modell mit 240 PS müssen Interessenten mindestens 33.350 Euro hinlegen, erhalten dafür allerdings auch wirklich modernes Auto mit Garantie und Gewährleistung. Die bis zum Facelift gebaute Giulietta Quadrifoglio Verde gibt es gebraucht ab etwa 20.000 Euro – ein guter Kompromiss zwischen dem mindestens zehn Jahre alten GTA und dem neuen Veloce.
Hier geht es zum ersten Teil der Hot Hatches: Ford Focus RS Hier geht es zum zweiten Teil der Hot Hatches: Volvo V40 Hier geht es zum dritten Teil der Hot Hatches: Honda Civic Type R Hier geht es zum vierten Teil der Hot Hatches: Subaru WRX STI Hier geht es zum fünften Teil der Hot Hatches: BMW M2 Quelle: MOTOR TALK |