So unterschiedlich können Dreizylinder sein: Einer tut sportlich und rau, der andere flüstert ins biedere Chassis. VW Golf 1,0 BMT und BMW 116i im Vergleich.
Berlin – Dreizylinder gehören längst zur Kompaktklasse. Die kleinen Blöcke sparen Gewicht und Sprit. Je nach Hersteller erfüllen sie die unterschiedlichsten Aufgaben: BMW bietet den neuen 1,5-Liter-Benziner im 1er als Einstiegsmotor an. VW verkauft die 1,0-Liter-Variante des Golf als Spritspar-Modell für 2.825 Euro Aufpreis. Beide Autos ähneln sich in Leistung und Preis, unterscheiden sich aber stark in der Charakteristik. Dreizylinder in der Kompaktklasse: BMW und VW im VergleichDer BMW-Dreizylinder des 1er stammt aus dem aktuellen Motorenbaukasten. Jeder Zylinder bekommt einen halben Liter Hubraum. Im Basismodell (ab 23.250 Euro) leistet der Motor 109 PS und 180 Newtonmeter Drehmoment. Er schiebt den 1er in 10,9 Sekunden auf Tempo 100, rennt maximal 195 km/h schnell und verbraucht laut Norm mit der schmalsten Bereifung fünf Liter Sprit. BMW bietet den 116i ausschließlich mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe und Hinterradantrieb an. Eine Achtgang-Automatik (2.100 Euro Aufpreis) gibt es erst für die stärkere Version im 118i (136 PS, ab 24.350 Euro). Der VW-Dreizylinder ist der sparsamste Benziner im Golf, aber nicht der schwächste. Mit 115 PS und 200 Newtonmetern Drehmoment sprintet er schneller als beide 1,2-Liter-Varianten und der Einser. Tempo 100 erreicht er nach 9,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 204 km/h. Serienmäßig gibt es ein manuelles Sechsganggetriebe, für 1.900 Aufpreis ein Siebengang-DSG. Mit beiden Getrieben trinkt der Dreizylinder-Golf auf dem Prüfstand 4,3 Liter Sprit. Ein wichtiger Wert, denn damit liegt der steuerrechtlich relevante CO2-Ausstoß bei 99 Gramm pro Kilometer. VW Golf 1,0 TSI „Blue Motion“: Leise, unauffällig und sparsamVW gibt sich viel Mühe, den fehlenden Zylinder akustisch zu verstecken. In einigen Lastzuständen brummt und vibriert der Zwerg im Motorraum. Hat er diese Frequenzen überwunden, surrt er still und unauffällig. Gegenüber einem kleinen Vierzylinder fehlen ihm wenig Komfort und keine Leistung. Er fährt kräftiger als ein Golf GTI (8V) vor 20 Jahren, will aber kein Sportler sein. Sein Verbrauch ist ihm wichtiger. Im Berliner Kurzstrecken-Alltag spritzten seine Einspritzdüsen rund acht Liter Sprit pro 100 Kilometer in die drei Brennräume. Auf längeren Strecken mit schnellen Autobahn- und kurzen Landstraßenanteilen sank der Verbrauch auf deutlich unter sechs Liter. Dabei bewegte der Einsnuller den Golf gefühlt flinker als manch betagter 1,4-Liter-Turbo. BMW 116i: Wie ein halber SechszylinderBMW empfindet das Dreizylinder-Grummeln hingegen als sportlich. Entsprechend knurrt der 116i betont rau in fast allen Lastzuständen. Im Sport-Modus zwitschert der Turbo beim Lastwechsel. Beim Runterschalten gibt die Motorsteuerung in allen Fahrmodi automatisch Zwischengas. Die Meinungen dazu schwanken redaktionsintern zwischen unnütz und angenehm. Besser gefällt ihm seine Rolle als Stadtauto. Dort schwimmt er unauffällig und sparsam mit, er verbraucht kaum mehr als der Golf. An der Ampel nervt die Start-Stopp-Automatik: Beim Anlassen rüttelt der Motor kräftig am Chassis. Das schafft der gleiche Motor im 2er Active Tourer komfortabler. Längs und Heck gegen Quer und Front1er und Golf unterscheiden sich in der Konstruktion grundlegend. BMW hängt den Motor im 1er (noch) längs in den Vorderwagen und treibt die Hinterräder an. VW setzt Motor und Getriebe quer auf die Vorderachse. Damit spart der Golf viel Platz für den Innenraum. Der 1er baut sieben Zentimeter länger, bietet aber weniger Raum für Passagiere und Gepäck. Theoretisch ist der BMW das sportlichere Auto. Das setzt der 1er aber nur mit stärkeren Motoren um. VW setzt auf Komfort und lässt den Golf sanft abrollen. Im unbeladenen Zustand federt die Hinterachse etwas straff. Lenkung und Traktion sind bei Golf und 1er tadellos. Golf 1,0 TSI und BMW 116i: Preise und AusstattungenDer Spritspar-Golf kostet mindestens 20.675 Euro. Serienmäßig gibt es Alufelgen in 15 Zoll, eine Klimaanlage und 15 Millimeter Tieferlegung. Vier Türen kosten 900 Euro Aufpreis, Xenon-Scheinwerfer 885 Euro und eine Klimaautomatik 380 Euro. Teuer wird es beim Infotainment: Ein kleines Navigationssystem gibt es nicht, die einzige Möglichkeit kostet 2.550 Euro inklusive Telefonschnittstelle. Leder und LED-Scheinwerfer stehen nicht in der Aufpreisliste. FazitDreizylinder sind für die Kompaktklasse wichtig. Mittlerweile sparen Ford, Peugeot, Opel, Toyota, Kia, VW und BMW mit kleineren Motoren Gewicht und Sprit. Laufruhe und Leistung der Motörchen haben die Ingenieure längst im Griff. Viele fahren so komfortabel wie ihre Vorgänger mit vier Töpfen. In unserem Vergleich gewinnt der Golf gegen den 1er. Er ist leichter, flinker, günstiger und geräumiger. Der BMW kann seine Sportlichkeit nicht ausspielen, punktet aber mit günstigeren Sonderausstattungen. Technische Daten: VW Golf 1,0 und BMW 116i
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