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Reifen für Oldtimer - Klassiker mit Nachschubsorgen

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Für Otto Normalfahrer ist ein Reifenkauf keine große Sache. Für Oldtimer-Liebhaber schon: Ältere Reifensorten und -größen sind oft schwer zu bekommen.

Mercedes 300 Adenauer: Originalgetreuen Reifennachschub gibt es nicht mehr, sagt ein Fachhändler. Mercedes 300 Adenauer: Originalgetreuen Reifennachschub gibt es nicht mehr, sagt ein Fachhändler. Quelle: Daimler

Köln - Wo gibt es eigentlich Ersatz für Oldtimer-Reifen? Eine Universal-Antwort auf diese Frage existiert nicht. Nur selten bieten Reifenhersteller völlig überholte Gummis an, die nur selten nachgefragt werden.

Für Oldtimer-Besitzer kann ein Reifenschaden daher schnell zu einem echten Problem werden. Da hilft es auch nicht, das Profil möglichst wenig abzufahren. Irgendwann ist die nächste Hauptuntersuchung fällig. Bei der wird der Stempel auch verweigert, wenn das Gummi über die Jahre seine Geschmeidigkeit verloren hat und bretthart geworden ist.

Was dann? Der örtliche Reifenhändler zuckt vermutlich mit den Schultern. Zum Glück hat sich eine kleine Zahl an Händlern auf klassische Reifen spezialisiert. Oft bieten sie in kleinen Serien aufgelegte Nachfertigungen nicht mehr gängiger Reifengrößen an.

Das hat allerdings seinen Preis. Seltene Oldie-Pneus kosten oft mindestens das Doppelte eines aktuellen Reifens. Allerdings ist das Programm der Spezialanbieter begrenzt. Schließlich gab es über die Jahrzehnte Unmengen unterschiedlicher Reifen in zahllosen Formaten.

Quelle: Michelin

Kleine Reifengeschichte

Ein weiteres Problem: Reifen ist nicht gleich Reifen. Die Grundkonstruktion hat sich seit den Anfängen des Automobils grundlegend geändert. Als Urmodell gilt der Wulstreifen. Er erhielt seinen Namen wegen eines Wulstes, der in der Felge eingehakt wurde. In den 1920er Jahren folgte der Diagonalreifen, mit diagonal eingewebten Polyestereinlagen. Er galt als pannensicherer war leichter zu montieren. Wie beim Fahrrad gehörte zum frühen Diagonalreifen ein Schlauch, der die Luft hielt.

Den heute üblichen Radial- beziehungsweise Stahlgürtelreifen präsentierte Michelin im Jahr 1946. Namensgebend sind die quer zur Lauffläche eingezogenen Karkassenfäden. Dieses Prinzip erhöhte die Fahrsicherheit, außerdem wurden durch diese Technologie auch Niederquerschnittsreifen möglich. Der Diagonalreifen verschwand erst in den 1970er Jahren endgültig von der Bildfläche.

Für den Oldtimerfahrer ist entscheidend: Jede der Grundkonstruktionen hat unterschiedliche Maße. Das bedeutet, dass auf eine Felge, die für einen Diagonalreifen vorgesehen war, nicht einfach ein Radialreifen aufgezogen werden kann. Gibt es den ursprünglichen Diagonalreifen nicht mehr, muss auf andere Felgen umgerüstet werden. So etwas kann das Erscheinungsbild des Fahrzeugs merklich verändern und damit den Wert des Oldies empfindlich mindern.

Nicht nur Exoten betroffen

Diese Probleme treten nicht allein bei uralten Exoten auf. Der Anbieter „Münchner Oldtimer Reifen“ (MOR) beispielsweise kann zwar nachgefertigte Reifen für Fahrzeuge ab Baujahr 1888 liefern, muss aber bei einigen jüngeren Klassikern passen. Zum Beispiel bei Reifen für Ford Capri mit besonders breiten Reifen auf 13-Zoll-Felgen. Einzige Möglichkeit zum Erhalt der Fahrbereitschaft ist bei diesem Modell die Umrüstung auf 15-Zöller.

Waldemar Zitzer, Fachhändler aus Quickborn, kennt ähnliche Problemfälle: Spezielle Hochleistungsreifen für ältere Supersportwagen, verschiedene Porsche-Modelle oder den Mercedes 300 Adenauer aus den Fünfzigern. Der rollte auf Diagonalreifen mit einer Zulassung bis Tempo 180. Nachschub gibt es nicht mehr, eine Umrüstung auf Radialreifen ist nötig.

Michelin gehört zu den Reifenherstellern, die regelmäßig historische Reifentypen bis zurück in die zwanziger Jahre neu auflegen. Dabei wird immer mal wieder ein anderes Modell neu aufgelegt und in Kleinserie gefertigt - wenn die Kleinserie vergriffen ist, ist sie vergriffen. Denn die Nachfrage ist zwar da, erreicht aber niemals Größenordnungen wie bei neuen Fahrzeugmodellen. Deshalb Augen auf beim Oldiekauf: In welchem Zustand sind die Reifen?

 

Quelle: SP-X

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