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Buchmann-Polo zu verkaufen - Kleinwagen-Luxus von 1983

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1983 konnte ein VW Polo so viel kosten wie ein Porsche: Rainer Buchmann bot einzigartige Extras für den kleinsten VW an – und sagte damit die Zukunft voraus.

Ein Einzelstück, das polarisiert: Patrick Arnold verkauft den letzten "Polo Paris", den Buchmann selbst besessen hat. Ein Einzelstück, das polarisiert: Patrick Arnold verkauft den letzten "Polo Paris", den Buchmann selbst besessen hat. Quelle: Patrick Arnold

Rodgau – Als die Firma „b+b Auto Exclusiv Forum“ 1982 eine eigene Interpretation des VW Polo vorstellte, fand die Presse keine lobenden Worte. Die verbreiterten Radläufe seien „ekelig“, das Lenkrad sogar „lebensgefährlich“ und das ganze Auto „viel zu teuer“. Die empörten Tester sahen keinen Markt für die ungewohnten Ideen. Ihnen fehlte der Blick für die Zukunft.

Ein Polo für 45.000 DM

Die Karosserie-Gestaltung des Buchmann-Polo polarisiert - damals wie heute Die Karosserie-Gestaltung des Buchmann-Polo polarisiert - damals wie heute Quelle: Patrick Arnold Denn was sie vor gut 30 Jahren tadelten, gehört heute zum üblichen Optionskatalog. Die Tuner von b+b hatten einen Polo 2 Steilheck (Typ 86c) in einen Technologieträger verwandelt: Neben einer Infrarot-Fernbedienung für die Zentralverriegelung gab es einen mehrsprachigen Digital-Tacho, ein Soundsystem mit zwölf Lautsprechern, viel Alcantara und das erste Multifunktionslenkrad der Welt.

Letzteres passte überhaupt nicht ins Weltbild der frühen 80er. Bedienelemente gehörten links und rechts neben das Volant, nicht darauf. Bei der Bedienung des Bordcomputers würde man schließlich zu sehr vom Straßenverkehr abgelenkt werden. Undenkbar in einer Zeit, in der ein rechter Außenspiegel Aufpreis kostete.

Den Motor beließen die Tuner serienmäßig. Die ersten 12 „Polo b+b Paris“ leisteten 60 PS aus 1,1 Litern Hubraum, fünf Nachzügler 75 PS aus 1,3 Litern. Ein extravaganter Karosseriekit, elektrische Recaro-Sitze und die teure Elektronik trieben den Preis des Kleinwagens auf Porsche-Niveau. Jeder dieser Luxus-Polos kostete laut Liste 45.000 DM.

Buchmann: Der Zeit voraus

Diese Recaro-Sitze bieten mehr Seitenhalt, als der Polo-Fahrer braucht Diese Recaro-Sitze bieten mehr Seitenhalt, als der Polo-Fahrer braucht Quelle: Patrick Arnold Trotzdem war der Polo das günstigste b+b-Projekt. Hinter dem Namen„b+b Auto Exclusiv Forum“ stecken die Brüder Rainer und Dieter Buchmann. Sie modifizierten ab Mitte der 70er-Jahre Luxuskarossen und Sportwagen, bauten Fernseher, Kühlschränke und vergoldete Schalter in Porsche 911 und Mercedes S-Klasse. Einen Mercedes W 126 lieferten die Hessen sogar mit einem elektrischen Stahlklappdach aus, lange bevor in Stuttgart die Idee zum SLK-Verdeck aufkam.

1978 bauten die Brüder gemeinsam mit Porsche-Entwickler Eberhard Schulz und seiner Firma Isdera den CW 311. Der Prototyp sollte Nachfolger des legendären Mercedes 300 SL Flügeltürer werden, blieb aber ein Einzelstück. 1980 stellten sie die Autos für den Film „Car Napping“, eine Art „Nur noch 60 Sekunden“ in Europa. Mit dem Polo bauten die Brüder den ersten Kleinwagen um.

Heute ein polarisierendes Sammlerstück

Das erste Multifunktionslenkrad der Welt hat den Testern zu seiner Zeit nicht gefallen - es sei zu gefährlich Das erste Multifunktionslenkrad der Welt hat den Testern zu seiner Zeit nicht gefallen - es sei zu gefährlich Quelle: Patrick Arnold Es ist nicht bekannt, wie viele Exemplare des exklusiven Polo überlebt haben. Heute schwärmen die Fans vom technologischen Fortschritt, stören sich aber an der Kombination aus breiten Radläufen und schmalen Rädern. Derzeit steht ein Buchmann-Polo zum Verkauf: Patrick Arnold aus Rodgau in Hessen bietet sein Sammlerstück im Internet an.

„Eigentlich will ich ihn behalten“, sagt der Autohändler. Jeden Monat verkauft er etwa 20 Autos, aber „den Polo schleppe ich seit Jahren mit.“ Ihn faszinieren Technik und Historie: „Das ist der letzte Polo, den Buchmann selbst besessen hat. Ich habe sogar noch die Neuwagenrechnung.“

Diesen Monat wird Arnolds Polo 30 Jahre alt und erreicht damit den Oldtimer-Status. Preis für den wohl ungewöhnlichsten Winz-VW: 6.580 Euro.

Quelle: MOTOR-TALK

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