Der PSA-Sanierungsplan für Opel wirkt schneller als von vielen erwartet: im ersten Halbjahr 2018 meldet die Rüsselsheimer Marke ein kräftiges Plus vor Sondereffekten.
Quelle: dpa / Picture Alliance Rüsselsheim – An gute Nachrichten sind sie in Rüsselsheim nicht unbedingt gewöhnt. Mancher Opelaner erschrak vielleicht sogar vor der hohen Zahl, die der Halbjahres-Finanzbericht des PSA-Konzerns zu Opel/Vauxhall ausweist. 502 Millionen Euro steht da. Allerdings mit einem Plus davor. Erstmals seit vielen Jahren kann Opel einen kräftigen Gewinn zu einem Konzernergebnis beitragen. Zumindest vor Sondereffekten, etwa den laufenden Abfindungsprogrammen. Internationale Experten sind überrascht von dieser schnellen Wende. Und noch mehr vom Konzernerfolg der französischen PSA-Gruppe: Der US-Analyst Max Warburton bezeichnete die Halbjahreszahlen der Opel-Mutter als „schlicht gigantisch“. JPMorgan-Experte Jose Asumendi sprach vom "schnellsten Umschwung, den ich in der Autoindustrie in vielen Jahren gesehen habe". Mit 571.800 verkauften Autos im ersten Halbjahr liegt Opel damit auf Augenhöhe mit der Schwestermarke Citroën. Davon entfielen 551.000 Verkäufe auf Europa. Vorhersagen, wonach Opel die Kunden davonlaufen, bewahrheiten sich offenbar nicht. Zwar sind die Zahlen wegen des Geschäftsübergangs nicht direkt vergleichbar. Aber: im ersten Halbjahr 2017 verkaufte Opel in Europa noch 522.000 Fahrzeuge, also rund 29.000 weniger als in diesem Jahr. "Gute Ergebnisse"Eine Marge von 5 Prozent darf Opel damit ebenfalls ausweisen. Wirkt die auf Effizienz fixierte Methode von PSA-Chef Carlos Tavares so schnell? „Die Opel/Vauxhall-Teams beginnen, gute Ergebnisse zu liefern, um ein neues Opel/Vauxhall zu schaffen“, lässt sich der Portugiese zitieren. Man habe die Fixkosten auf 72 Prozent des Wertes zum Zeitpunkt der Übernahme gesenkt – vor allem in der Produktion. Gleichzeitig erziele Opel durch den Verzicht auf unrentable Kanäle bereits bessere Preise als 2017. Dies seien die "ersten Zeichen einer erfolgreichen Kehrtwende", so Tavares. Im Geschäftsbericht übertrumpft Opel beim Umsatz (9,9 Milliarden Euro) bereits den konzerneigenen Zulieferer Faurecia (8,9 Mrd). Beim Gewinn liegt Faurecia mit 642 Millionen Euro nur knapp vorne. Faurecia ist ein Hauptlieferant von Benzin-Partikelfiltern, die derzeit bei vielen Herstellern höchst gefragt sind. SUV-Offensive erfolgreichDer Nettogewinn des PSA-Konzerns betrug 1,7 Milliarden Euro, das waren 242 Millionen Euro mehr als zuvor. Die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge kletterte im Jahresvergleich von 7,4 auf 7,8 Prozent. Betrachtet man nur die Marken Peugeot, Citroen und DS, lag die operative Marge im ersten Halbjahr 2018 sogar bei 8,5 Prozent - ein Topwert für einen Volumenhersteller. Den Gesamtumsatz beziffert PSA mit 38,6 Milliarden Euro, den operative Gewinn mit drei Milliarden Euro. Die PSA-Kernmarke Peugeot sieht sich mit europaweit 339.000 SUV als Europas führende SUV-Marke. Von diesen Verkäufen entfielen 144.000 auf den Peugeot 3008. Opel verkaufte im ersten Halbjahr 167.000 SUV und ist laut PSA im Mini-SUV-Segment mit den Modellen Mokka und Crossland X führend. Insgesamt verlor Peugeot gegenüber dem Vorjahr 1,9 Prozent an Volumen, bleibt mit gut einer Million Verkäufen aber die stärkste Marke im PSA-Programm. DS verkaufte knapp 32.000 Autos, ein Wachstum von 14 Prozent. Opel-Entwicklung: „Überkapazität“Euphorisch werden die PSA-Manager wegen der guten Zahlen ihrer deutschen Tochter noch nicht. Nach wie vor produziert Opel seine Autos zu teuer, vor allem wegen veralteter Anlagen, zu komplizierter Prozesse und fehlender Auslastung. Aus den Fluren in Rüsselsheim hört man weiter viel Unsicherheit. Ob der Sanierungsplan der Franzosen aufgeht, weiß niemand. Aber man hört auch oft: Immerhin hätten die Franzosen einen Plan – und setzten ihn um. Kein gutes Zeugnis für die Ex-Mutter General Motors. Der harte Sparkurs sorgt derweil weiterhin für Schmerzen und Ungewissheiten. PSA-Finanzvorstand Jean-Baptiste de Chatillon sieht trotz zusätzlicher Aufgaben eine "Überkapazität" in Opels Entwicklungszentrum mit etwa 7.000 Ingenieuren. Das Entwicklungszentrum sei nicht nur für die Opel-Modelle zuständig, es übernehme Aufgaben für den gesamten PSA-Konzern, sagte De Chatillon. Trotzdem prüft PSA die teilweise Auslagerung von Entwicklungskapazitäten an externe Unternehmen. "Bisher wurde nichts entschieden", sagte de Chatillon und nannte auch keine Namen möglicher Käufer. Als interessiert gelten die französischen Unternehmen Altran, Akka und Segula sowie das deutsche Unternehmen Bertrandt. Die PSA-Aktie kletterte angesichts der guten Zahlen deutlich. Am Vormittag lag sie in Paris rund 10 Prozent im Plus. PSA blieb trotz der guten Ergebnisse beim bisherigen Ausblick. Im Mittel der Jahre 2016 bis 2018 soll die Marge des Kernstücks - also ohne Opel und Vauxhall - über 4,5 Prozent liegen und 2021 mehr als 6 Prozent erreichen. Opel: Globale Absätze 1. Halbjahr 2018
Gesamt: 571.832 (Europa: 551.000) (mit Material von dpa) ***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |