Mercedes kann nicht genug kriegen von der Kompaktklasse. Aus fünf Modellen sollen acht werden. Wir sind die aktuellen gefahren und haben Platz für drei Neulinge gesucht.
Budapest – Reden wir mal nicht über die Elchtest-A-Klasse. Oder nur kurz: Sie hat viel für die Sicherheit getan, weil sie zum Umfallen neigte. Ohne sie hätte sich der Schleuderschutz ESP nicht so schnell durchgesetzt. Eigentlich hatte aber ihr Nachfolger die größere Bedeutung für Mercedes. 2012 ersetzte Mercedes das biedere Raumwunder durch die A-Klasse der Baureihe W176. Ihre Mission hieß: Verjüngung. Weg mit dem Rentnerauto-Image. Das hat funktioniert: Im Vergleich zum Vorgänger ist das Durchschnittsalter der Käufer laut Daimler um 13 Jahre gesunken. Mittlerweile gibt es fünf Kompaktklässler vom Daimler. Doch das reicht Mercedes nicht. 2018 kommt die neue A-Klasse auf neuer Plattform. Dann sollen aus fünf Modellen acht werden. Wir sind die aktuellen Kompakten anlässlich der Modellpflege des GLA gefahren – und haben nach Platz für drei weitere gesucht. Mercedes GLA Facelift 2017: SUV ohne RaumGroßzügigkeit ist nicht die Stärke des GLA. Sportlich und dynamisch soll das kleine SUV wirken. Auf 4,52 Metern Länge bringt Mercedes 421 Liter Kofferraumvolumen unter. Bei umgelegter Rückbank passen 1.235 Liter rein. Der BMW X1 bekommt 505-1.550 Liter hinein. Auch Passagiere sitzen im GLA eher knapp. Knie- und Kopffreiheit sind akzeptabel, mehr nicht. Daran ändert sich mit dem Facelift nichts. Vorn fällt der Blick auf ein paar neue Dekors, man sitzt auf neuen Sitzbezügen. Es gibt ein bisschen Feinschliff bei der Ausstattung und an der Aerodynamik. Bei der Fahrt merkt man davon nichts. Was man merkt: Der GLA fährt angenehm komfortabel und ruhig. Von der B-Klasse abgesehen, ist kein Daimler-Kompakter komfortabler. Aber dafür sportlicher: Die hohe Bauform und die großen Räder lassen ihn etwas träge ums Eck gehen. Die Lenkung wirkt weniger direkt, ärmer an Rückmeldung und weicher. Die Motoren im GLA halten sich zurück. Gut so. Selbst der "alte" 2,2-Liter-Diesel im 220d stört nie. Die Benziner hört man fast gar nicht. Ausreichend kräftig wirkt schon der 200 ohne Allrad. Jedenfalls, wenn man nicht allzu viel Sport treiben will. Der 250er (211 PS) macht mehr Spaß, und es gibt ihn mit Allradantrieb 4Matic. Einzige neue Motorisierung zur Modellpflege ist der 220 4Matic mit 184 PS. Technische Daten Mercedes GLA:
Platz für den Mercedes GLB zwischen GLA und GLCDas nächste SUV auf der Mercedes-Liste ist der GLC. Das Midsize-Modell auf C-Klasse-Basis misst 4,76 Meter, 550-1.600 Liter Gepäck passen in den Kofferraum. Die Lücke für einen GLB ist also weit offen. Auch beim Preis. Der GLC kostet mindestens 45.670 Euro, der GLA ist ab 28.940 Euro zu haben. Noch hat Mercedes den GLB nicht bestätigt, aber niemand zweifelt daran, dass er kommt. Er soll so etwas wie die B-Klasse für junge Familien werden. Spekuliert wird über ein kantiges Design nach G-Klasse-Vorbild. Man wird sehen, allerdings wohl erst 2019. Vorher stehen noch andere Modellneuheiten an. Mercedes CLA und CLA Shooting BrakeCLA und CLA Shooting Brake sind die Querulanten unter den Kompakt-Mercedes. Die große Klappe sitzt hier vorne, jedenfalls optisch. Hinten fällt die Kofferraumöffnung beim Shooting Brake schmal aus, die Ladekante liegt hoch. 495 Liter bei einer Länge von 4,64 Metern sind nicht viel für einen Kombi. Bei umgelegter Rückbank passen 1.354 Liter rein. Die Beinfreiheit auf den Rücksitzen liegt auf dem Niveau der A-Klasse – kein Wunder, alle Kompakten verfügen über den Radstand von 2,70 Metern. Die Kopffreiheit in der A-Klasse ist deutlich üppiger. Dem CLA Shooting Brake hilft ein wenig die Dachlinie, die nicht so früh abfällt. In der Limousine stößt man schon mit 1,75-Metern an. Wer größer ist muss den Kopf kippen, seitlich bietet der CLA kaum Raum. Außerdem ist es recht dunkel, wegen der schmalen Fensterschlitze. Der CLA fährt sich deutlich sportlicher als der GLA. Die Lenkung ist angenehm gewichtet, präzise und direkt. Das Fahrwerk ist straff, bei niedrigen Geschwindigkeiten spürt man das besonders. Spaß machen besonders die Sport-Modelle. Daimler bietet CLA und CLA Shooting Brake mit Tieferlegung, Lenkung von AMG und AMG-Optik-Paket an. Auch Getriebe und Ansprechverhalten des Gaspedals sind dann sportlich ausgelegt. Dabei hat der CLA vor allem als Limousine (Mercedes nennt sie „Coupé“) echte Langstreckenqualitäten: Auf der Autobahn bleibt der Viertürer dank der ausgefeilten Aerodynamik extrem ruhig. Schon der Kombi macht hier einen guten Eindruck. Bei der Limousine dringen Windgeräusche so leise in den Innenraum wie bei kaum einem anderen Kompakten. Angenehm stabil liegt der CLA außerdem. Technische Daten Mercedes CLA (Shooting Brake):
Platz für eine biedere A-Klasse-LimousineUnd trotzdem: Mercedes wird einen weiteren Viertürer auf A-Klasse-Basis bringen. Vermutlich Mitte 2018, nach dem Fünftürer. Schon nächste Woche auf der Shanghai Auto Show rechnen wir mit einem Ausblick auf das sechste Modell der Kompaktklasse. Es wird vor allem für China und für die USA wichtig. Dort werden klassische Limousinen lieber gekauft als Autos mit Schräg- oder Steilheck. Der Platz neben dem CLA, der dennoch in der kommenden Generation im Programm bleiben soll, ist knapp. Mit mehr Platz, mehr Vernunft und konservativerem Design könnte er trotzdem reichen. Der Ersatz für die alte A-Klasse heißt B-KlasseWer auf der Rückbank der B-Klasse Platz nimmt, dürfte enttäuscht sein. Für die Knie bleibt nicht mehr Raum als in der A-Klasse. Die knapp neun Zentimeter Zusatzlänge stecken komplett im hinteren Überhang. Außerdem misst die B-Klasse zwölf Zentimeter mehr in der Höhe. Das bringt mehr Platz für Sitzriesen und ein Kofferraumvolumen von 488–1.547 Liter. Außerdem liegt die Ladekante gut fünf Zentimeter näher am Asphalt als bei der A-Klasse. Sie fährt sich nicht besonders sportlich, die B-Klasse. Aber mindestens so komfortabel wie der GLA. Auf der Autobahn läuft sie besser geradeaus, die Windgeräusche sind etwas niedriger. Die B-Klasse ist das Vernunftauto unter Daimlers Kompakten. Der eigentliche Erbe der Ur-A-Klasse sozusagen. Deshalb kam sie schon 2011 auf den Markt, vor der umgekrempelten A-Klasse. Auch ohne Sandwichboden sitzt man hoch in der B-Klasse, wie in einem SUV. Tatsächlich dürfte die B-Klasse am kommenden GLB zu knabbern haben. Vans sind auf dem Rückzug, die Verkaufszahlen für SUV steigen. Wenn die B-Klasse in neuer Generation auf den Markt kommt, wird sie nachlegen müssen. Mehr Variabilität dürfte ganz oben auf der Liste stehen. Nur dann ergibt der Van neben den SUV noch Sinn. Technische Daten Mercedes B-Klasse:
Die A-Klasse als klassischer Premium-KompakterDie A-Klasse ist milder geworden. Spätestens seit dem Facelift federt sie komfortabel. Die Lenkung ist gut gewichtet, nicht zu straff, nicht so weich wie im GLA. Die A-Klasse geht sogar eine Spur wendiger um die Ecken als CLA oder CLA Shooting Brake. Der Radstand ist identisch, doch beim CLA hängt ein guter Meter Auto hinter der Hinterachse. Bei der A-Klasse sind es 33 Zentimeter weniger. Das spürt man. Dafür macht die A-Klasse mehr Lärm auf der Autobahn. Sie schlüpft nicht so leicht durch den Fahrtwind wie der CLA, der Motorraum wurde nicht so gut gedämmt wie beim GLA. Wer viel Platz braucht, muss allerdings woanders suchen. In den Kofferraum passen 341–1.157 Liter. Die Heckklappe hat immerhin einen breiteren Ausschnitt als beim CLA. Es gibt mehr Kopffreiheit, ein bisschen heller ist es auch. Andererseits: Sogar ein BMW 1er fühlt sich innen weniger eng an. Das wird mit der kommenden Generation anders. Wenn Mercedes Anfang 2018 die A-Klasse auf neuer Plattform bringt, wird sie kompromissbereiter, größer, praktischer, vielseitiger. Wir erwarten mehr Licht und Raum. Und damit mehr Abstand zum härteren, engeren CLA. Technische Daten Mercedes A-Klasse:
Quelle: sb-Medien | Stefan Baldauf Platz für Daimlers Kompakte sechs, sieben und achtSchon jetzt ist das Angebot an kompakten Modellen groß bei Daimler. Doch Audi und BMW haben Limousinen im Programm, BMW nur in China, Audi auch hier. Mercedes bietet mit dem CLA "nur" ein viertüriges Coupé. Die klassische Limousine der A-Klasse macht also Sinn. Vor allem mit langem Radstand für China. Ein größeres Kompakt-SUV wie der GLB fehlt Daimler ohnehin. Der dritte Neuzugang bleibt nebulös. Daimlers Gewinnmarge helfen die vielen Kompakten wenig, denn mit kleinen Autos wird weniger Geld verdient als mit großen Modellen. Warum baut Daimler trotzdem aus? Weil unten im Sortiment der Grundstein für die Markenbindung gelegt wird. Wer jüngere Kunden zieht, hat größere Chancen, dass sie der Marke treu bleiben. Und wenn sie älter und wohlhabender werden, kaufen sie (hoffentlich) auch größere Autos. Hier weiterlesen: Details zur A-Klasse für 2018 - Erlkönig |