Computerspielfans kennen EMP-Waffen aus "Krieg der Sterne". Schon in wenigen Jahren will die Polizei damit ganz real auf Verbrecher- und Raserjagd gehen.
Brüssel - Es klingt wie Science-Fiction, aber dank eines Forschungsprojekts der EU könnten dieser Zustand bald Realität auf Europas Straßen werden: Elektromagnetische Impulswaffen (EMP-Waffen) sollen der Polizei die Verbrecher- und Raserjagd erleichtern. Wissenschaftler, Rüstungsunternehmen und Polizeibehörden erforschen im so genannten "Savelec-Projekt", wie die Polizei elektromagnetische Pulse und Hochleistungs-Mikrowellen nutzen kann, um „nicht kooperative Fahrzeuge“ zu stoppen- und zwar „extern und sicher“. Quelle: savelec-project.eu Dabei denken die Beteiligten an Fahrzeuge, in denen zum Beispiel Terroristen Waffen transportieren. Genutzt werden könnte die Technik in allen Fällen, in denen es zu Verfolgungsjagden mit der Polizei kommt: Grenzkontrollen, Raubüberfälle, Geiselnahmen oder Verkehrskontrollen. Der Motor bleibt sofort stehenFunktionieren soll das wie im Computerspiel: Beamte feuern aus einer tragbaren Impulswaffe einen „Schuss“ ab, der die Elektronik des Fahrzeugs lahmlegt. Die sofortige Folge eines solchen Impulses: Der Motor geht aus, Servolenkung und Antiblockiersystem funktionieren nicht mehr. Systeme wie der Bremsassistent stehen nicht mehr zur Verfügung. Der mit Unterdruck arbeitende Bremskraftverstärker stünde noch begrenzt zur Verfügung. Die Projektbeteiligten wollen herausfinden, ob der Fahrer ein Fahrzeug in diesem Zustand noch sicher zum Stillstand bringen kann. Dazu wird mit Impulsen unterschiedlicher Stärke, Zusammensetzung und Frequenz experimentiert. Außerdem untersuchen die Forscher mögliche Explosionsgefahren und Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Träger von Herzschrittmachern könnten vermutlich akut gefährdet werden. Polizei soll Bedarf skizzieren"Savelec" läuft seit Anfang 2012 und soll Ende April 2015 abgeschlossen sein. Das Projekt wird aus dem laufenden EU-Forschungsförderprogramms RP7 finanziert. Der Etat beträgt 4,2 Millionen Euro, davon finanziert die EU 3,3 Millionen Euro. Hochschulen aus Spanien, Griechenland und Schweden sind beteiligt sowie aus Deutschland die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Außerdem das französische Rüstungsunternehmen MDBA und eine slowakische Militärakademie. Mehrere lokale Polizeibehörden nehmen als "Endnutzer" am Projekt teil, darunter aus Deutschland das LKA Sachsen-Anhalt. Vermutlich soll die Polizei den Bedarf skizzieren und Nutzungsszenarien aufstellen. Technologie auch für PolizeidrohnenDoch damit nicht genug High-Tech auf der Straße. Vertreter aus Wissenschaft, Polizei und Industrie starteten im Januar 2013 in Madrid ein weiteres Projekt: Aeroceptor soll die Möglichkeiten erforschen, Fahrzeuge mittels unbemannten Fluggeräten, also Drohnen, zu stoppen. Studien aus den USA hätten gezeigt, dass 29 Prozent aller Verfolgungsjagden in einem Unfall enden, heißt es in der Projektbeschreibung. Die Drohnen sollen helfen, das Leben der Beamten und der Flüchtigen besser zu schützen. Polizeidrohnen werden bereits zur Aufklärung eingesetzt. Aeroceptor kann weit mehr, wie die EU-Kommission in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage klarstellte. Erforscht würden abwerfbare Netze, in denen sich Räder und Propeller verfangen, Schaumstoffe und eben auch elektromagnetische Störungen. Großes Interesse, großes SchweigenIn der vergangenen Woche hatte zunächst die Nachrichtenseite heise.de über Savelec berichtet. Für den Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (Die Linke) sind diese Projekte "Polizeifantasien aus Entenhausen". Seiner Ansicht nach werden hier zivile Forschungsmittel für militärische Zwecke missbraucht. Hunkos Büro berichtet von einem großen Interesse der Öffentlichkeit, aber einer Wand des Schweigens seitens der beteiligten Behörden und Unternehmen. Die am Savelec-Projekt Beteiligten waren nicht für Stellungnahmen erreichbar. |