Bei Sonnenschein wurde es US-Kunden in hell eingerichteten Porsche zu grell. Sie kauften sich Sonnenbrillen - die nach einer bizarren Sammelklage nun Porsche bezahlt.
Quelle: dpa/Picture Alliance & Porsche Atlanta – Wenn in Nordamerika die Sonne scheint, wird die Welt ein kleines bisschen ungerechter. Zumindest für Besitzer eines Porsche mit heller Innenausstattung. Der Armaturenbrett-Bezug reflektiert mitunter das Sonnenlicht, blendet die US-Kunden. “Augen zu und durch” sagt sich leicht. Viele Porsche-Fahrer mussten kurz nach dem Sportwagen noch eine Sonnenbrille erstehen. Und zwar aus eigener Tasche. Zum vollen Preis. Ohne jede Förderung von Porsche oder sonst irgendwem. Das ging drei Anwaltskanzleien unter die Netzhaut. Sie zettelten eine Sammelklage an. Und handelten mit Porsche eine kuriose Lösung für ein ausgenommenes Erste-Welt-Problem aus. Fünf Farbvarianten betroffenQuelle: Porsche Am Anfang war das Licht. Dann kam die Homepage. Die Site dashboardglareclassaction.com informiert Porsche-Fahrer ausführlich über die Möglichkeit einer Klage gegen die VW-Tochter. Antworten auf 22 häufig gestellte Fragen und eine Gratis-Hotline. Der Anlaufpunkt für alle, die Maßnahmen gegen ein reflektierendes Armaturenbrett ergriffen haben und nun Geld aus Zuffenhausen sehen wollen. Die Anwälte forderten das für Käufer und Leasing-Nehmer, die zwischen 2006 und 2016 ein Porsche-Modell mit einer Innenausstattung in "Cognac", "Luxor Beige", "Natural Brown", "Platinum Grey" oder "Sand Beige" besaßen oder besitzen. Porsche nahm den Zentralrat der Sonnenbrillenkäufer zu Beginn nicht sonderlich ernst. Es sei kein “Key-Safety-Issue” - also keine echte Gefahr für die Sicherheit - hieß es offiziell. Was Unternehmensführung und Importeur hinter verschlossenen Türen zu dieser kuriosen Aktion sagten, wäre wohl amüsanter. Vielleicht auch nicht ganz jugendfrei. Bis zu 175 US-Dollar mit Typenschein und RechnungIm Dezember 2016 hatten sich offenbar genug geblendete Sportwagenpiloten zusammengefunden, um ernsthaften Druck auf Porsche auszuüben. Ehe es zu einem Verfahren kommen konnte, stimmte die Volkswagen-Tochter einem außergerichtlichen Vergleich zu. Die Vereinbarung klingt wie ein schlechter Scherz: Wer in Besitz eines Porsche war oder ist und nachweislich eine Maßnahme gegen den reflektierenden Bezug getroffen hat, erhält zwischen 50 und 175 US-Dollar - also etwa 40 bis 150 Euro. Weniger förmlich: Hast du einen Porsche-Typenschein und die Rechnung einer Sonnenbrille, erhältst du bis zu 0,19 Prozent des Neupreises eines nackten 911 Carrera zurück. Noch weniger förmlich: Geiz ist geil, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten. Eher keine Brillen-Förderung in DeutschlandQuelle: Porsche Also ab jetzt eine Gratis-Sonnenbrille zu jedem amerikanischen Porsche? Zu spät. Die meisten betroffenen Farben sind aus dem Konfigurator verschwunden. "Luxor Beige" ist geblieben, jedoch mit dunkleren Elementen gemischt - wohl am Armaturenbrett. Und der "Cognac"-Variante mengt Porsche nun "Espresso" bei, vermutlich ebenfalls eine Reaktion auf den bizarren Rechtsstreit. Bevor nun jemand den deutschen Konfigurator anwirft: Falls helle Stoffe und Ledervarianten hierzulande noch im Programm sind, stehen die Chancen auf die Porsche-Brillenförderung schlecht. Das heimische Rechtssystem erlaubt keine Sammelklagen. Spendenaktionen gehen dagegen klar - Ob "Gratis-Sonnenbrillen für bedürftige Porsche-Fahrer" auf Verständnis stoßen würde? |