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Test: Lexus GS450h - Leggins statt Latzhose

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Öko ist in, Wollpullis sind out. Aus diesem Grund versteckt die Hybrid-Limousine Lexus GS450h ihre Knausrigkeit unter einem sportlichen Blechkleid. Ein Test.

Bonn – Umweltschutz und Prolligkeit passen so gut zusammen wie Tofu-Bolognese und gekochte Blutwurst. Trotzdem versucht der Lexus GS450h F-Sport die beiden Eigenschaften unter eine Karosserie zu bringen: mit Hybridantrieb, scharfen Kanten, dicker Schürze, einem breiten Kühlergrill und großen Lufteinlässen.

Leggins statt Latzhose. Der Lexus GS 450h fährt sehr figurbetont durch die Gegend. Das wäre eigentlich gar nicht nötig, denn wer einen Lexus fährt, fällt im Pool der unzähligen schwarzen Audi A4 und 3er BMW schon von ganz allein auf. Zudem ist der GS 450h mit seinen 4,85 Metern kürzer als Audi A6 (4,91 Meter), BMW 5er (4,90 Meter) und Mercedes E-Klasse (4,87 Meter). Dadurch wirkt er kompakter und sportlicher.

Lexus ist die Luxus-Marke von Toyota. Das merkt man spätestens beim Einsteigen in den GS. Die Verarbeitung ist top, die Materialien sind edel und nur an kleinen Details könnte man herummäkeln. Warum beispielsweise verstecken sich die Scheibenwischer nicht vollständig unter der Kante der Motorhaube? Wie ein Ast ragt der Metallarm hervor und stört das Sichtfeld nach rechts. Das lösen andere Hersteller eleganter.

Auch die Menüführung des Entertainmentsystems ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Lexus' sogenanntes Remote-Touch-Bedienelement ist eine Mischung aus Maus und Joystick, die bei etwas robusteren Fingern nicht richtig funktionieren will. Der Joystick ist nicht besonders feinfühlig und dirigiert in Ecken des 12,3-Zoll-Bildschirms, in die die Finger gar nicht wollen. Mit modernen Smartphones kann die Darstellung ohnehin nicht mithalten.

Koffer & Raum

Die Nickel-Metallhydrid-Akkus stehen aufrecht hinter der Rücksitzbank, so fasst der Kofferraum 482 Liter. Für einen Geschäftstrip reicht das allemal. Bei einem längeren Urlaub zu viert wird es hingegen eng. Das gilt sowohl für den Kofferraum als auch für den Fond, auch wenn der GS auf dem Papier ein Fünfsitzer ist.

Auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern bewegt sich der GS in Sachen Sitzkomfort und Ergonomie. Selbst Großgewachsene finden auf dem Fahrersitz dank der 16-fach-Sitzverstellung die perfekte Einstellung. Das Lenkrad liegt gut in der Hand und die Bedienung der Tasten geht schon nach ein paar Kilometern in Fleisch und Blut über. Das Head-up-Display projiziert die wichtigsten Infos auf die Frontscheibe.

Trotzdem wandern die Augen manchmal von der Straße auf die Knöpfe der drei wählbaren Fahrmodi (Eco, Sport und Sport+). Werden sie gedrückt, ändert sich nicht nur die Abstimmung von Fahrwerk, Lenkung, Getriebe- und Motorelektronik, sondern auch die Stimmung im Cockpit. Der Eco-Modus lässt die Armaturen blau leuchten, die Anzeige links gibt Infos über den Ladezustand und die Energieabgabe des Hybridantriebs. Wird der Regler in der Mittelkonsole auf Sport gestellt, wechselt die Beleuchtung im Cockpit in ein leidenschaftliches Rot. Gleichzeitig zeigt ein klassischer Drehzahlmesser, dass es jetzt um schiere Power geht.

Kraft & Quelle

Und Power hat der Lexus GS 450h. Seine Kraft holt er aus zwei Antrieben, ähnlich dem System des Toyota Prius: Ein Atkinson-Benzinmotor arbeitet mit einem E-Motor und einer Nickel-Metallhydrid-Batterie zusammen. Der 3,5-Liter-V6 des Lexus und sein Elektrohelfer bringen es zusammen auf 345 PS.

Von dieser Kraft merkt man im Eco-Modus allerdings nicht viel, denn in dieser Einstellung gibt sich der Lexus handzahm. Bei zurückhaltendem Gasfuß gleitet die Limousine bis etwa 60 km/h im Elektromodus über den Asphalt. Bis zu vier Kilometer weit soll der Lexus rein elektrisch fahren können. Im Alltag sind es eher zwei Kilometer, zumindest, wenn Heizung und Radio laufen. Wird das Gaspedal durchgedrückt, schaltet sich im Hintergrund dezent der Verbrenner dazu.

Die Stärke eines Hybrids ist die Stadtfahrt. Das gilt auch für den GS. Im täglichen Stop-and-Go kann der Kraftstoffkonsum auf unter 7,5 Liter gedrückt werden. Bei Autobahnfahrten gehen 8,6 Liter Sprit durch die Leitungen. Das ist für 345 PS ein anständiger Wert. Dank seinem stufenlosen Automatikgetriebe zieht der Japaner ohne Drehzahl-Abriss nach vorn.

Fahr & Spaß

Auf der linken Autobahnspur kann der Japaner locker mithalten. Bei jedem Gasstoß hetzt er nach einer kurzen Hybrid-Gedenksekunde nach vorn. Aus dem Stand erreicht er nach 5,9 Sekunden Tempo 100, bis zur Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h drückt er die Insassen sanft in die Sitze.

Auch abseits der Autobahn ist der Lexus kein lahmer Öko. Mit der Vernetzung von aktiver Hinterradlenkung, variabler Lenkuntersetzung, elektrischer Servolenkung und dem adaptiven Fahrwerk wieselt der knapp zwei Tonnen schwere Japaner flink ums Eck. Das hätte man der Limousine gar nicht zugetraut.

Ende & Urteil

Zurückhaltung kann Spaß machen, zumindest wenn es mit 345 PS auf Sparfahrt geht. Doch unterm Strich ist der GS450h alles andere als bescheiden. Er ist luxuriös und sportlich und geizt auch nicht beim Preis: 73.300 Euro sind selbst für eine Limousine der oberen Mittelklasse viel Geld.

Technische Daten: Lexus GS 450h

  • Motor: 3,5-Liter-V6-Benzinmotor (352 Nm) und Hochleistungs-Elektromotor (257 Nm)
  • Systemleistung: 345 PS
  • 0-100 km/h: 5,9 s
  • Vmax: 250 km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 5,9 l/100 km im NEFZ
  • CO2-Ausstoß: 137 g/km
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,85 x 1,84 x 1,46
  • Kofferraumvolumen: 482 l
  • Preis: ab 54.750 Euro
  • Preis der getesteten Version F-Sport Line: ab 73.300 Euro

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