Stark war sie bereits, die Multistrada. Nun bekommt sie zusätzlich deutlich bessere Fahreigenschaften. Vor allem Motor und Schaltung agieren angenehmer. Fahrbericht.
Gran Canaria - Leistung allein entscheidet im Segment der großvolumigen Reiseenduros nicht über den Erfolg. Ducatis Marketingstrategen in Bologna blieb zwar nicht verborgen, dass die 152 PS, die ihre Multistrada 1200 seit Anfang 2015 leistete, nicht genug sind. Aber auch die Ausgewogenheit des Triebwerks und ein jederzeit stabiles Fahrverhalten sind von größter Bedeutung, ebenso eine zeitgemäße Elektronik. Deshalb legen die Italiener schon nach drei Jahren nach: Multistrada 1260 heißt die neueste Version. Es handelt sich dabei nicht um ein neues Motorrad, sondern um eine tiefgreifende Modellüberarbeitung. Motor, Schwinge und Rahmen, Räder, Fahrwerksabstimmung sowie das TFT-Display im Cockpit sind neu. Geblieben sind die vier Modellvarianten. Los geht es mit der Basis Multistrada 1260. Darüber rangiert die deutlich besser ausgestattete 1260 S, noch höher die sportliche Pikes Peak. Und es gibt die D-Air-Version mit werksseitiger integrierter Airbag-Komponente, deren sonstiger Ausstattungsumfang der S-Version entspricht. Alle vier treibt ein neuer V2 in bewährter L-Bauweise an, mit exakt 1.262 Kubikzentimetern Hubraum und einer Maximalleistung von 158 PS sowie einem maximalen Drehmoment von 129,5 Newtonmeter. Eine ausgewogene Reiseenduro Am deutlichsten spürbar ist die neue Motorcharakteristik. Statt eines Durchhängers zwischen 3.500 und 5.500 Umdrehungen liefert das neue Triebwerk in jedem Drehzahlbereich satte, bestens nutzbare Leistung. Mag sein, dass die Leistungsabgabe bei 6.000 U/min. nun weniger spektakulär erfolgt. In der Praxis fährt sich die 1260er so deutlich angenehmer. Die neue Motorsteuerung sorgt zudem für eine feine Gasannahme bereits ab 2.000 Touren, ohne „obenraus“ Leistung zu kappen. Selbst in engen Serpentinen wird der erste Gang nun nicht mehr gebraucht. Das passt prima zu einer überlegen motorisierten Reiseenduro. Wer das drehfreudige Triebwerk nicht permanent „jubeln“ lässt, wird zudem mit einem moderaten Verbrauch belohnt. 235 Kilogramm Motorrad mit langer AusstattungslisteBesser als bisher funktioniert auch der weiterentwickelte Schaltassistent. Die Gänge lassen sich geschmeidig ohne Kupplung wechseln, auf kurvigen Strecken ein echtes Plus. Nur geringfügig wirkt sich die fünf Zentimeter längere Schwinge auf die Handlichkeit der Multistrada aus. Auch die 1260er gehört zur leicht dirigierbaren Gruppe der großvolumigen Reiseenduros. Dafür soll die Fahrstabilität bei sehr hohem Tempo noch besser geworden sein. „Soll“ deshalb, weil sich das für uns nicht überprüfen ließ. Maßnahmen zum Erreichen dieses Ziels sind ein veränderter Lenkkopfwinkel und ein vergrößerter Nachlauf des Vorderrades. Die deshalb unumgängliche Änderung der Fahrwerksabstimmung gefällt. Absolut gelungen sind Fahrkomfort und Ergonomie: Die Sitzposition ist entspannt, Schalter und Hebel am Lenker finden sich fast intuitiv, die wichtigsten sind sogar hinterleuchtet. Deutlich verbessert haben die Ingenieure die Menüstruktur des Bordcomputers, der ins gut ablesbare TFT-Display integriert ist. Dem einhändig leicht verstellbaren Windschild gebührt die Note gut, der Sitz-Höhenverstellung um zwei Zentimeter nur ein Befriedigend, weil dafür Werkzeug benötigt wird. Geringfügig unterhalb des maximal Möglichen bleibt die Multistrada bei der Fahrwerkseinstellung: Statt einer vollautomatischen Einstellung der Federvorspannung bedarf es des Knöpfchendrückens. Damit lässt sich leben. Technische Daten Multistrada 1260 S mit Touring-Pack
Quelle: SP-X |
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