Zwischen Range Rover und Land Rover Discovery passt: der Range Rover Sport. Er soll Luxus mit Dynamik verbinden. Wie er sich dabei schlägt, lest Ihr im Alltagstest.
Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK
Berlin – Luxus gibt es oben, Abenteuer und ganz viel Platz darunter. Der Range Rover Sport liegt im Land-Rover-Modellprogramm zwischen dem Topmodell und dem Land Rover Discovery. Nicht ganz so ausladend wie der Range Rover, nicht ganz so geräumig wie der Disco. Auch beim Preis liegt er in der Mitte. Mit 76.100 Euro dürften die aber nur wenige so richtig „golden“ finden. Der luxuriöse Range steht ab 97.100 Euro in der Liste. Den Disco allerdings gibt es ab 50.500 Euro. Er kommt dieses Jahr neu auf den Markt und rückt näher an den Range Rover Sport. Den fuhren wir als 3.0 SDV6 mit 306 PS im Alltag. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Karosserie/Platzangebot: Viel Platz und hohe Zuladung4,85 Meter misst der Sport, da erwartet man Platzverhältnisse wie im Taj Mahal. Weit gefehlt. Nur vier Personen sitzen gemütlich auf den vier stark ausgeformten Sitzen. Die montiert Land Rover außerdem weit außen. Vorteil: freier Blick nach außen und eine gute Übersicht zur Seite. Nachteil: Der Beifahrer sitzt gefühlt am anderen Ende des Autos. Dazwischen: eine Mittelkonsole von der Breite des Ärmelkanals. Der Blick nach hinten wird durch das kleine Fenster eingeengt. Zum Glück sitzt am Heck des Testautos eine Kamera. Ohne die wäre das Rangieren im Alltag zur Qual geworden, das Auto lässt sich zu allen Seiten schlecht abschätzen. Praktisch, aber teuer ist die Option zum Siebensitzer. 1.734 Euro kosten die beiden Zusatzsitze, für kleine Kinder (hallo, Großfamilie!) sind sie ideal. Erwachsene sehnen schon nach ein paar Minuten das Ende des Wegs herbei. Der neue Discovery kann das deutlich besser. Zur Einordnung: Beim BMW X5 kostet die dritte Sitzreihe mindestens 1.470 Euro Aufpreis. Der Kofferraum des RR Sport fasst 784 bis 1.761 Liter. Und da darf auch schwere Ladung rein. 815 Kilogramm Zuladung sind ordentlich, die Anhängelast von 3,5 Tonnen auch. Bei einem SUV mit Euro-6-Motor hat das mittlerweile Seltenheitswert. BMW und Mercedes dürfen als Diesel zwar auch 3.500 Kilogramm schwere Anhänger ziehen, bieten dafür aber etwas weniger Zuladung. 715 Kilo (BMW) und 765 Kilo (Mercedes) dürfen mitfahren. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Interieur: Edler Innenraum mit viel LederSo muss er aussehen, der Besucherraum in Schloss Windsor: dicker Teppich, weiche Sessel, viel Leder, Holz. Doch im Range ist es moderner. Hinter den dicken getönten Scheiben zieht die Landschaft vorbei. In Stille: Windgeräusche nimmt man selbst oberhalb von 130 km/h im Innenraum kaum war. Auch der Straßenlärm des Berufsverkehrs bleibt draußen. Die Sitze federn ab, was das Fahrwerk noch durchlässt. Angenehm weich gepolstert, aber trotzdem langstreckentauglich sind sie. Mit den einstellbaren Armlehnen wird der Sitz zum Clubsessel. Fondpassagiere freuen sich über einstellbare Lehnen, dickes Leder umfasst Cockpit und Türen. Man steigt immer wieder gerne ein in den Range Rover. Leider kostet das erweiterte Lederpaket auch für die Varianten HSE und HSE Dynamic noch 1.428 Euro. Infotainment: Gutes Serienradio, langsames NaviRange Rover bietet für den Sport optional einen digitalen Instrumententräger an. Für 714 Euro gehen die Analog-Instrumente in Rente. In der Ausstattung HSE Dynamic kostet das 12,3-Zoll-TFT-Display keinen Aufpreis. Für sich genommen wirkt es modern und hübsch, zum übrigen Innenraum passt es nicht so gut, finden wir. Außerdem reagieren die digitalen Zeiger für Tacho und Drehzahl nur mit Verzögerung. Das Infotainmentsystem verfügt standardmäßig über einen 10,2-Zoll-Monitor im Armaturenbrett. Die Vernetzung mit dem Smartphone funktioniert über eine Land-Rover-App. Wer das Incontrol-Connect-Pro-Paket (700 Euro) ordert, bekommt einen Wifi-Hotspot und kann das Auto aus der Ferne öffnen, verriegeln und, sofern vorhanden, die Standheizung aktivieren. Auch die Route lässt sich damit vorausplanen und dann aufs serienmäßige Festplatten-Navi spielen. Das arbeitete allerdings langsam und war bei Stauvoraussagen deutlich träger als Google Maps auf dem Smartphone. Das digitale Radio kostet extra, immerhin noch 459 Euro. Mit dem einen USB-Anschluss in der Mittelkonsole lässt sich ein Telefon laden, mehr aber auch nicht. Man muss es ja nicht direkt übertreiben wie beim nächsten Discovery, der neun Anschlüsse hat. Zwei hätten es aber schon sein dürfen. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Assistenzsysteme: Vieles kostet extraSicherheit lässt Range Rover sich im Sport bezahlen: Assistenten für Spurhaltung, Tot-Winkel-Warnung, Bergabfahrhilfe, Verkehrszeichenerkennung und adaptive Geschwindigkeitsregelanlage kosten extra. Im Paket mit dem Aufmerksamkeitsassistenten werden 2.990 Euro fällig. Sinnvolle Extras wie 360-Grad-Kamera (400 Euro), Parkassistenten (950 Euro) und Rückfahrkamera (429 Euro) müssen Kunden ebenfalls extra zahlen. Die elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung kostet 1.326 Euro, die Assistenten für den Hängerbetrieb 180 Euro. Dafür hilft der beim Ankoppeln, unterstützt bei der Stabilität und hilft beim Rückwärtsfahren. Bei den Scheinwerfern setzt der Range Rover altbacken auf Xenonlicht mit LED-Tagfahrleuchten, das adaptive Licht kostet 460 Euro Aufpreis. Voll-LED-Scheinwerfer mit Matrix-Beleuchtung gibt es für den Briten nicht. Und wer den Range Rover Sport nicht nur fürs Flanieren einsetzen will, sondern fürs harte Gelände, muss noch mal tief in die Tasche greifen. Fürs Technikpaket inklusive zweifstufigem Verteilergetriebe, All Terrain Response 2 und All Terrain Progress Control werden 898 Euro fällig. Wer eine elektronische Hinterachssperre wünscht, greift besser zum zweiten Technikpaket für 4.672 Euro, dann aber nur für die nächsthöhere Ausstattung HSE. Genau solche Features machen aber den Unterschied zu einem BMW X5 oder einem Mercedes GLE aus: Der Range Rover Sport kann, üppig konfektioniert, durch richtig hartes Gelände fahren. Es ist kein Show-SUVchen fürs Café, sondern ein Arbeitstier fürs Gelände und den Wald. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Antrieb: Ausreichend Drehmoment, niedriger VerbrauchDer 3,0-Liter-V6-Biturbo mit 306 PS und 700 Newtonmetern Drehmoment klingt übertrieben. Ist er auch. Ein Motor wie für einen Tanker gebaut. Kommt der Turbodiesel ab 1.400 Umdrehungen in den Laderbereich, zieht er die Blätter durch den Luftfilter. Auf tiefes Pfeifen folgt ein sattes Grummeln. Der Motor im Range Rover schiebt mächtig an. Gegen die Wuchtbrumme wirken die Motoren von BMW (630 Nm) und Mercedes (620 Nm) fast schlapp. Das liegt zum Teil am tollen Sound. Aus dem Stand schieben die 2,2 Tonnen in 7,2 Sekunden auf Tempo 100, bei 225 km/h ist Feierabend. Geschwindigkeiten von mehr als 160 km/h verlangen Konzentrationen. Der Range läuft auf der Autobahn den Spurrillen nach. Die Achtgang-Automatik wechselt schnell und sanft die Gänge. Die 7,0 Liter Durchschnittsverbrauch sind eher ein Wert fürs Papier, unser Testverbrauch von 9,8 Litern geht aber bei einem Auto dieser Größe und Leistung noch in Ordnung. Fahrwerk/Lenkung: Komfortabel und direkte Lenkung2,2 Tonnen Leergewicht verlangen ein stabiles Fahrwerk. Der Range trägt den Sport im Namen, hat aber einiges zu schleppen. Der Federungskomfort ist trotzdem prima. Selbst über üble Schlaglochpisten fliegt der Brite hinweg, ohne an seine Grenzen zu gehen. Die Luftfederung zählt zum Serienumfang, ebenso wie der elektronische Niveaulift und das Terrain-Response-Offorad-System mit mindestens vier Programmen. Die Lenkung arbeitet überraschend direkt und gibt, trotz des hohen Gewichts, eine gute Rückmeldung. Wer will, kann damit also entspannt durch den Wald oder die Kiesgrube pflügen. Es wäre nur schade um die serienmäßigen 19-Zoll-Räder oder die optionalen 21-Zöller. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Ausstattung/Preis: Gute Ausstattung zu einem hohen PreisRange Rover fahren war noch nie billig. Mit dem 240-PS-Basismotor kostet der Sport 62.000 Euro. Unser SDV6 kostet mindestens 76.100 Euro. Der vergleichbare BMW X5 40d (313 PS) fängt bei 67.700 Euro an, der deutliche schwächere Mercedes GLE 350d (258 PS) mit Vierzylinder bei 61.404 Euro. Dafür besitzt der Range eine Drei-Jahres-Garantie und eine bessere Serienausstattung. In der Basisausstattung S werden nur der 2,0-Liter-Diesel mit 240 PS und der 3,0-Liter-Diesel mit 258 PS angeboten. Den starken V6-Diesel gibt es erst ab Ausstattung SE. Dann mit dabei: hinten getönte Scheiben aus gehärtetem Glas, Sitze in genarbtem Leder, achtfache Sitzverstellung, Zwei-Zonen-Klimaanlage sowie eine Einparkhilfe für vorne und hinten. Fazit: Großes Auto mit Schwäche im DetailDer Range Rover Sport ist ein Auto für Individualisten und Pferdesportler: edel und stark. Er hat viel Power und zieht 3,5 Tonnen. Der Sport tut nicht nur so, er kann auch durch hartes Gelände fahren. Sind Mittendifferenzial und Hinterachsdifferenzial an Bord, hält den Range Rover Sport so gut wie nichts mehr auf. Doch auch abseits des Waldes auf langweiligem Asphalt macht der edle Brite eine gute Figur. Einzige Nachteile: keine Voll-LED-Scheinwerfer, ein langsames Navi, der etwas zu hohe Verbrauch und der hohe Preis. Hier weiterlesen: Range Rover SVA Dynamic im Fahrbericht Technische Daten Range Rover Sport 3.0 SDV6 SE
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