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Top Gear mit Chris Evans: Kritik - Lieber Mr. Evans, Sie sind nicht Jeremy Clarkson

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Sie sind nicht zurück – aber es soll sich so anfühlen: Gestern lief die erste Folge der neuen „Top Gear“-Staffel. Vieles bleibt gleich. Aber fühlt sich ganz anders an.

Dreiräder gehören zu Top Gear: Die beiden Reliant Cabrios sollten an vergangene Witze anknüpfen. Geschafft haben sie es nicht Dreiräder gehören zu Top Gear: Die beiden Reliant Cabrios sollten an vergangene Witze anknüpfen. Geschafft haben sie es nicht Quelle: BBC

London – Natürlich kam er gleich am Anfang, der Seitenhieb auf Jeremy Clarkson. Chris Evans, der neue Moderator der alten Kultsendung „Top Gear“, schmunzelt in die Kamera. „Wir reden in dieser Show nicht mehr über Catering.“ Halb-ehrliches Gelächter aus dem Publikum, eine peinliche Situation. Jeremy Clarkson flog vor gut einem Jahr aus der Sendung, weil er einen Produzenten körperlich angriff. Der Grund waren angeblich Probleme mit Clarksons Essenswünschen.

Neue „Top Gear“ Staffel: Chris Evans spielt Jeremy Clarkson

USA gegen England: Chris Evans tritt im Land Rover Series 1 gegen Matt LeBlanc im Willy's Jeep an USA gegen England: Chris Evans tritt im Land Rover Series 1 gegen Matt LeBlanc im Willy's Jeep an Quelle: BBC Alle Skandale beiseite: Es war vor allem Clarkson, der „Top Gear“ groß gemacht hat. Im Team mit James May und Richard Hammond. Evans weiß das und eifert Clarkson nach. Seine Kommentare, seine Art, seine Show, alles erinnert an den Dicken. Evans schreit in einer Viper. Evans erwähnt unsinnige Details. Evans fährt einen Reliant mit drei Rädern. Evans betrügt bei einem Wettbewerb. Wie Clarkson es immer getan hat.

Evans will Bad Boy sein, aber man nimmt es ihm nicht ab. Er wirkt austauschbar. Gleichzeitig beweist er, dass seine Vorgänger dies nicht waren. Clarkson riss seine Witze mit breiten Schultern, oft geschmacklos und politisch absolut unkorrekt. Aber so, dass es funktionierte. Evans weicht aus, will helfen und ein netter Mensch sein. Das Harte ist eine Rolle, die nicht zu ihm passt. Ein Auto vor der Kamera zu zerreißen, das traut man ihm nicht zu.

Eigentlich sollten ihm fünf Co-Moderatoren (und „The Stig“) zur Seite stehen. Im Studio taucht nur Ex-Serienstar Matt LeBlanc auf. Der fühlt sich in seiner Rolle immerhin wohl. Mit Charme und Coolness witzelt er über den Diesel-Skandal, seine Aufgaben bei „Top Gear“ und „das eine Mal, im Auto, mit zwei Mädels…“. Den italienischen Aufreißer aus „Friends“ hat er noch drauf.

Das Konzept der Show bleibt

Matt LeBlanc mit einem Ariel Nomad in der Wüste Matt LeBlanc mit einem Ariel Nomad in der Wüste Quelle: BBC An „Top Gear“ selbst ändert sich nicht viel. Aus der Testfahrt im preiswerten Auto wurde eine Testfahrt im günstigen Rallye-Auto, einem Mini. Zur Premiere besuchten „Facebook“-Hauptdarsteller Jesse Eisenberg und die Kochshow-Legende Gordon Ramsay das Studio. Je ein Gast für amerikanische und britische Zuschauer, leider mit konstruiertem Interview.

Die Tests bleiben extravagant: Evans in der ACR-Viper gegen Sabine Schmitz in einer Corvette Z06 auf der Militärbasis aus dem Kinofilm „Top Gun“ – leider mit falschen und unpassenden Zitaten. LeBlanc im Ariel Nomad in der Wüste. Evans und LeBlanc im Duell England gegen Amerika in zwei Geländewagen. Mit dabei: tolle Bilder, zwei Reliant Rialto ohne Dächer, „The Stig“ und viele alte Witze. 4,4 Millionen Engländer sahen die Show live, knapp eine Million Zuschauer weniger als bei der letzten Folge mit alter Besetzung.

Top Gear oder Flop Gear?

Viper gegen Corvette: Sabine Schmitz und Chris Evans spielen "Top Gear" Viper gegen Corvette: Sabine Schmitz und Chris Evans spielen "Top Gear" Das Potenzial ist da, aber der Charakter fehlt. Evans muss er selbst werden, anstatt Clarksons Witze vorzulesen. Hätte er sich getraut, wäre das vielleicht sogar gut gegangen. Aktuell passt er so gut zu „Top Gear“ wie Clarkson zu einem Feministinnen-Treffen.

LeBlanc holpert manchmal noch über seine Zeilen, wirkt dadurch aber sympathisch. Eddie Jordan, Chris Harris und Rory Reid tauchten gar nicht in der Sendung auf. Für den Rest der Staffel gibt es also Hoffnung. Alternativ: „The Grand Tour“, die neue Show von Clarkson, Hammond und May, startet im Oktober 2016.

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