San Francisco - Die Abarbeitung des Abgas-Skandals in den USA verläuft nicht ohne Hindernisse: Kunden beklagen, dass der Rückkaufprozess nicht reibungslos abläuft. Und auch vor Gericht drohen neue Probleme: Die US-Handelsbehörde untersucht, ob VW belastende Beweismittel verschwinden ließ. Dabei geht es unter anderem um 23 Mobiltelefone, die "wichtigen Personen" gehört hätten und die verschwunden oder deren Speicher gelöscht worden seien.
Es gebe glaubhafte Hinweise, dass bei Volkswagen absichtlich belastendes Material zerstört worden sei, teilten Anwälte der Federal Trade Commission (FTC) am Donnerstag dem für zahlreiche US-Zivilklagen gegen VW zuständigen Gericht in San Francisco mit.
Daneben will die Behörde die Umstände der Kündigung eines Ex-Mitarbeiters von VW aufklären. Der hatte im März eine Whistleblower-Klage gegen den Konzern eingereicht. Der Mann gab damals an, er habe im VW-Rechenzentrum in Michigan versucht zu verhindern, dass Daten gelöscht werden. Der Konzern bezeichnet die Klage als unbegründet.
Auch den neuen Verdacht wies VW zurück. Die VW-Anwälte vertraten Gerichtsunterlagen vom November zufolge die Auffassung, es sei nicht ungewöhnlich, dass Mobiltelefone verloren gingen oder ihre Daten versehentlich gelöscht würden. Daran sei nichts "bemerkenswert". Das sieht man bei der FTC anders. Die Behörde hat deshalb beim Gericht die nochmalige Befragung eines Zeugen beantragt. Der Mann habe unter anderem mehr als 250 Mal "Ich weiß nicht" geantwortet.
Rückkauf mit Hindernissen
Jürgen Stackmann, Mitglied des VW-Markenvorstands, spricht auf der Los Angeles Auto Show 2016 Quelle: dpa/Picture Alliance
Über rund 480.000 Diesel-Pkw hat Volkswagen bereits einen Vergleich erzielt. Der beinhaltet, dass VW die Fahrzeuge zurückkaufen muss, wenn die Kunden dies wünschen. Das scheint bisher nicht reibungslos zu funktionieren. VW habe mehrere Deadlines verpasst, Kunden lange in der Hotline warten lassen - und bevorzuge Fahrer von abbezahlten Fahrzeugen. Nur rund die Hälfte der VW-Besitzer hätte innerhalb der Frist ein Rückkaufangebot erhalten.
Einem Bericht der unabhängigen Agentur zufolge, die den Rückkaufprozess überwacht, erhalten Halter finanzierter Fahrzeuge bisher kaum Angebote: Bis zum 20. November habe VW 38.638 Angebote verschickt, davon nur 2.390 an Kunden, die eine Finanzierung abgeschlossen hatten. Dies liege daran, dass VW hier zusätzlich den Kreditgeber einbeziehen müsse.
Nach Einschätzung der Agentur hat VW mit der Bedienung von knapp einer halben Million Ansprüche eine "ernsthafte Herausforderung" zu bewältigen, sowohl technisch wie organisatorisch. Die Probleme zeigten allerdings, dass eine bessere Vorbereitung zum Start des Programms wünschenswert gewesen wäre.
Quelle: dpa; bmt; Jalopnik
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