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London bekommt neue rote Doppeldeckerbusse

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Jahrzehntelang waren die roten Routemaster Doppeldeckerbusse ein Wahrzeichen von London. Offiziell mit der Einführung der Umweltzone begründet, war trotzdem vor fünf Jahren Schluss mit dem rollenden Kulturerbe. Jetzt kommen die roten Doppeldeckerbusse runderneuert in die englische Hauptstadt zurück. Als besondere Attraktion sollen sie zu den olympischen Spielen 2012 Tradition und Moderne im Straßenbild verbinden.

Tradition und, nett formuliert, Originalität gehören in England vielerorts zum guten Ton. Dennoch zogen die Londoner Verkehrsbetriebe ihre Routemaster Busse Ende 2005 aus dem Verkehr. Seit 1954 waren die berühmten roten Doppeldeckerbusse im Einsatz auf Londons Straßen gewesen. Die Busse wurden damals, 50 Jahre vor ihrem Aus, eigens für den Londoner Verkehr entwickelt. Nun hatten sie aber ausgedient. Für Kritiker handelte es sich schon lange um vorsintflutliche, qualmende Dreckschleudern. Zudem war der Zugang mit Rollstuhl oder Kinderwagen kaum möglich, und jedes Jahr starben Fahrgäste wegen der offenen Plattformen. Trotzdem war der Protest groß, als die Londoner Verkehrsbetriebe ihren Fuhrpark vor fünf Jahren modernisierten. Man würde ja auch nicht den Buckingham Palace abreißen, hieß es unter anderem.

Neuer Doppeldecker mit offener Plattform

Jetzt enthüllten die Londoner Verkehrsbetriebe und Bürgermeister Boris Johnson einen neuen, roten Doppeldecker, der den Schmerz lindern und den unverwechselbaren Anblick der roten Busse auf Londons Straßen zurückholen soll. Der Bus wurde von Thomas Heatherwick im Auftrag von Transport For London gestaltet und soll bei Wrightbus produziert werden.

Die neuen Doppeldecker sollen möglichst viel vom klassischen Londoner Bus-Feeling ins 21. Jahrhundert transportieren. Z.B. können die Busse mit einer offenen hinteren Plattform gefahren werden. Das soll das vertraute und beliebte Auf- und Abspringen bei der Fahrt ermöglichen. Wenn der Bus mit offener Plattform gefahren wird, soll immer ein Schaffner zusätzlich zum Fahrer im Bus sein. Für diesen ist ebenfalls wieder ein Platz vorgesehen. Natürlich sollen aber auch jede Menge moderne Ausstattungsmerkmale für zeitgemäße Beförderung sorgen. So sind die Busse mit dem digitalen iBus-System ausgerüstet, das alle wichtigen Informationen auf einem Digital-Display darstellt und auch automatisch Haltestellen ansagt. Auch eine moderne Klimatisierung und eine automatische Beleuchtung ist vorhanden.

Neueste "grüne" Technologie

Zum Wohle der Stadtkasse und der Luftqualität soll der neue Routemaster mit Hybridantrieb auch besonders ökonomisch und sauber sein: Der Hersteller verspricht 40 Prozent Energieersparnis gegenüber modernen Dieselbussen und immer noch 15 Prozent Einsparung gegenüber einem modernen Hybridbus. Damit soll der Bus auch 30 bis 50 Prozent weniger Schmutz und CO2 in die Londoner Innenstadtluft blasen als alle aktuell verwendeten Busse. Konkret nennen die Verkehrsbetriebe einen Wert von 750g/km CO2, gegenüber ca. 1.200 g/km bei heutigen Doppeldecker-Bussen mit Dieselantrieb.

Ein billiger Spaß wird der neue Bus für die Londoner Verkehrsbetriebe eher nicht. Zwar rechnet man nicht damit, dass der Bus erheblich teurer wird als aktuelle Hybridbusse, also etwa 300.000 britische Pfund das Stück. Allerdings baut die Stadt in ihrer Presseerklärung gleichzeitig vor und verweist darauf, dass neue Technologien immer auch gewisse Anschubinvestitionen benötigen und der Bus ja auch erhebliche Einsparungen im Energiebereich erwirtschaften würde.

Fahrgastverband noch skeptisch - Retro zu gefährlich?

Der Fahrgastverband ist noch skeptisch. Zwar attestiert die Lobbygruppe dem neuen Bus ein gelungenes Design, man hat aber Bedenken wegen der Sicherheit an der offenen Plattform. Diese sei beim Vorgänger schließlich nicht ohne Grund abgeschafft worden. Auch der Platz für den Schaffner wird kritisch gesehen. Schließlich stehe Transport For London unter massivem Spardruck, und es sei daher sehr unwahrscheinlich, dass die Gesellschaft auf einmal aus Nostalgie einen zweiten Angestellten in jedem Bus einsetzen würde.

Erste Prototypen sollen 2011 im Verkehr getestet werden. Pünktlich zu den Olympischen Spielen 2012 soll dann eine mehrere hundert Fahrzeuge starke Flotte in London unterwegs sein.

Von Nicola Wittenbecher

 

 

Quelle: MOTOR-TALK

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