Technisch ist der Audi S1 eine kleine Allrad-Version des Golf GTI. Nominell folgt er dem besten Sportwagen aus Ingolstadt. Eine Fahrt auf den Rallye-Spuren einer Legende.
Are/Schweden – Dieses Kürzel lässt Rennsportfans mit der Zunge schnalzen: „S1“. Das bedeutet Sport Quattro, Gruppe B, Walter Röhrl, Stig Blomqvist, fünf Zylinder und viel Leistung auf wenig Radstand. Eigentlich – denn dieses Stück Renngeschichte liegt fast 30 Jahre zurück. Lang genug, um den Namen neu zu vergeben, findet Audi. Nach der üblichen Ingolstädter Nomenklatur tragen sportliche Audis ein "S" im Namen. Deshalb nennen die Ingolstädter den stärksten A1 einfach S1. UPDATE: Andersherum funktioniert das auch, wie das aktuelle A1 Facelift zeigt. Während die Fans noch "Blasphemie" rufen, begeben wir uns schon auf Spurensuche, mit dem kleinsten Sport-Audi, auf den Fährten des tollsten Sport-Audi. Wo? Natürlich abseits der Straße. Audi S1: Klein wie ein Polo, schnell wie ein Golf GTISo viel vorab: Natürlich kann der S1 nicht mit seinem Namensgeber mithalten. Nicht mit der Serienversion und schon gar nicht mit dem Rennwagen. Ihm fehlt es an Tradition und Emotion. Dafür greift der erste sportliche Kleinwagen aus Ingolstadt auf die Technik der Größeren zurück: In ihm arbeitet der (leicht modifizierte) 2,0-Liter-Turbobenziner aus dem Golf GTI Performance, zusammen mit dem Antriebsstrang des Audi S3. Das macht 231 PS, 370 Newtonmeter und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Damit so viel Kraft nicht vor der Kurve auf der Straße bleibt, verteilt eine Haldex-Kupplung bis zu 50 Prozent des Moments auf die Hinterachse. Drehen die Vorderräder durch, gelangt durch Bremseingriffe die volle Kraft nach hinten. Das bedeutet viel Traktion, beinahe unabhängig vom Untergrund. Nur bei wirklich matschigem Boden (und temporär deaktiviertem ESP) schleudern vier Winterpneus Schlamm und Steine gegen die Karosserie. Fast so schön, wie bei seinem Vorbild. Dadurch schafft der kleine S1 den Sprint auf Tempo 100 selbst auf feuchten Straßen in knapp sechs Sekunden. Fahrwerk und Verbrauch wie vom TunerQuelle: Audi Leider bedeutet viel Traktion im Falle des S1 auch ein hartes Fahrwerk. Audi sagt, das würden S-Kunden erwarten und verlangen. Die Wahrheit ist jedoch, dass hier der Komfort aus technischen Gründen im A1 bleibt: Die schmale Spreizung der variablen Dämpfer zwischen Sport- und Komfort-Modus lässt kein angenehmes Gleiten zu. Mehr sei nicht machbar, erklärt ein Entwickler. Schön für die Teststrecke, schlecht für die Ausfahrt mit der Liebsten. Weitere Abstriche macht der S1 an der Zapfsäule. Theoretisch trinkt er sieben Liter pro 100 Kilometer – 0,6 Liter mehr als der ähnlich motorisierte Golf. Praktisch ruiniert jeder Gas-Stoß die Statistik im Bordcomputer. Bei schneller Gangart berechnet die Elektronik 12, 15 und mehr Liter Durchschnittsverbrauch. Selbst mit diszipliniertem Gleiten auf schwedischen Landstraßen erreicht er danach nicht mehr den Soll-Wert. Flink und laut ums EckAudi-Technikvorstand Dr. Ulrich Hackenberg sagt schmunzelnd, dass man den als Fahrer auch nicht Quelle: Audi erreichen möchte. Klar – Heizen macht schließlich mehr Spaß, als Sparen. Hier glänzt der S1 mit seinem kurzen Radstand und dem guten Drehmomentverlauf. Er lenkt flink und sicher ums Eck – das Leergewicht von 1.340 Kilogramm merkt man dank der feinen Abstimmung kaum. Dass Audi kein Doppelkupplungsgetriebe anbietet liegt übrigens nicht am Gewicht, sondern daran, dass es nicht in den Motorraum des S1 passen würde. Mit geöffneten Auspuff-Klappen klingt der S1 außen kernig, innen aber synthetisch. Ein Soundaktuator lässt die Spritzwand schwingen – das ist unnötig, genau wie die vier Endrohre in der Heckschürze. Der einzige Allrad-Sportler in dieser Größe liegt mit einem Einstiegspreis von 29.950 Euro auf einem Niveau mit dem Golf GTI Performance. Dafür bietet der Kleine viel Traktion und eine bessere Beschleunigung, aber weniger Platz im Innenraum und nur 220 Liter Ladevolumen. Denn Hinterachsdifferenzial und die Vierlenkerachse schlucken so viel Platz wie ein Fass Bier. Audi S1: Technische Daten
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