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Mille Miglia - Magic Mille

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Eine Warnung vorab an alle Klassikerfreunde: Wer einmal dort war, kann sich dem Zauber der Mille Miglia nicht mehr entziehen. Überlegen Sie es sich also gut - denn die Mille macht süchtig.

Bemühen wir zur Einstimmung ein Zitat des Journalisten Giovanni Canestrini, einem der vier Väter des 1000-Meilen-Rennens: "Sollte es die Mille Miglia eines Tages nicht mehr geben, so wird etwas unsagbar Schönes aus der Welt des italienischen Motorsports verschwinden."

Die bekannteste Oldtimerveranstaltung der Welt

Der Spruch stammt aus dem Jahr 1936, doch er gilt noch heute, vielleicht mehr denn je: Die Mille Miglia ist die Oldtimerveranstaltung schlechthin, längst ein gesellschaftliches Ereignis. Nirgendwo sonst sind die wenigen Teilnehmerplätze so begehrt, nirgendwo gibt es mehr Zuschauer, und der Freccia Rosso, das Symbol der Mille Miglia, ist fast so bekannt wie der Cola-Schriftzug. Warum ist das so?

Da ist zunächst die einmalige Tradition: Von 1927 bis 1957 war die Mille Miglia das härteste Straßenrennen der Welt, das in einem Atemzug mit dem Grand Prix von Monaco und den 24 Stunden von Le Mans genannt wurde. "Kein anderer Sieg konnte jemals mehr bedeuten, sagt Stirling Moss, der 1955 im Mercedes-Benz 300 SLR gewann.

Mille Miglia-Heldensagen von 1927 bis 1957

Man muss sich das einmal vor Augen halten: 1.000 Meilen, also 1.600 Kilometer Vollgas von Brescia quer durch die Apenninen-Halbinsel nach Rom und wieder zurück, ohne Pause, ohne Absperrungen und Sturzräume, durch Städte und Dörfer, über Landstraßen und Pässe - die zu Beginn größtenteils noch unbefestigte Schotterstraßen waren. Vor diesem Hintergrund schrieb die Mille Miglia einmalige Heldensagen - etwa die von Tazio Nuvolari, dem es 1930 als Erstem gelang, im Alfa 1750 einen Durchschnitt von über 100 km/h zu erreichen und dabei nachts mit ausgeschalteten Scheinwerfern an seinem Erzfeind Achile Varzi vorbeizuziehen.

Überhaupt, Nuvolari: Niemand sonst verkörpert so sehr Triumph und Tragödie der Mille Miglia wie der Mann, den sie den fliegenden Mantuaner nannten, der furchtloseste Rennfahrer aller Zeiten, von dem seine Gegner glaubten, er sei mit dem Teufel im Bunde. 1948 hatte er mit 55 Jahren den Zenit längst überschritten, seine beiden Söhne waren tot, er war lungenkrank und hustete Blut.

Enzo Ferrari aber bietet ihm seinen neuen Zweiliter-Zwölfzylinder an, und Nuvolari geht noch einmal bei der Mille Miglia an den Start, ohne Training. Von Beginn an liegt er in Führung, nach den Pässen hat er einen Vorsprung von unfassbaren 29 Minuten, das Volk rast: Nuvolari wird zum dritten Mal die Mille Miglia gewinnen! Unterwegs verliert er einen Kotflügel, dann die Motorhaube, der Beifahrersitz wird aus der Verankerung gerissen, doch Nuvolari führt weiter. Wenige Meilen vor dem Ziel aber bricht die Aufhängung, er muss aufgeben. "Verzeih mir, dass ich gewonnen habe, schreibt ihm Clemente Biondetti später.

Goldenes Zeitalter der Mille Miglia in den 50ern - und das Ende

In den Fünfzigern beginnt dann das goldene Zeitalter, als die Mille Miglia zur Sportwagen-WM zählt und die Werksteams von Ferrari, Lancia, Maserati, Mercedes und Porsche in Brescia antreten. 1955 setzt Stirling Moss im 300 SLR einen ewigen Rekord: Er durcheilt die 1.606 Kilometer in zehn Stunden, sieben Minuten und 48 Sekunden, Schnitt also 157,65 km/h. Auch heute noch unbegreiflich. 1957 aber geschieht das lang Befürchtete: Kurz vor dem Ziel schleudert Alfonso de Portago im Ferrari mit fast 300 km/h in die Menge; er selbst, sein Beifahrer und zehn Zuschauer sterben an der Unfallstelle. Die 24. klassische Mille Miglia ist auch die letzte.

Wiederauferstehung 1977

20 Jahre später treffen sich rund 150 Klassik-Fahrer in Brescia zur ersten Wiederauflage der Mille Miglia als Oldtimer-Veranstaltung. Es folgt 1982 und 1984, und seit 1986 geht alljährlich im Mai ein weltweit einzigartiges Starterfeld aus 375 klassischen Automobilen auf die 1.000 Meilen lange Reise.

Die Route orientiert sich dabei an der letzten Version von 1957 - allerdings haben die Fahrer heute drei Tage Zeit, was immer noch anstrengend genug ist angesichts der vielen Prüfungen. Doch nicht nur die Straßen, auch die Fahrzeuge sind von damals: Mitfahren dürfen nur Autos, deren Modelle schon früher am Start waren - und damit im Sport- und Rennwagenbereich das Schnellste und Aufregendste, was zwischen 1927 und 1957 gebaut wurde. Auf einmal wird Geschichte greifbar, wenn genau der Alfa P3 vorbeibrüllt, der 1935 gewonnen hat und der heutige Fahrer zeitgenössisch gekleidet ist ? auf einem Schwarz-Weiß-Foto ließe sich kaum entscheiden, ob die Aufnahme von 1935 stammt oder aktuell ist.

Treffen der Generationen

Die zahllosen Zuschauer am Streckenrand jubeln jedenfalls immer noch wie einst, und manche älteren Semester standen schon an derselben Stelle, als noch Nuvolari vorbeiraste, heute winken sie gemeinsam mit ihren Enkelkindern den Klassikern zu. Schwer vorstellbar, dass eine solche überschäumende Begeisterung außerhalb Italiens möglich wäre, wo der Pfarrer in Maranello immer noch die Glocken läutet, wenn Ferrari gewinnt.

Und so hat die Magie der Mille Miglia auch viel mit Italien zu tun, das schon Goethe in seinen Bann zog, und das trotz aller Krise mit seiner Küche, seinen wunderbaren historischen Orten, seiner abwechslungsreichen Landschaft, vor allem aber mit seinen Menschen immer wieder begeistert. Wie sagte ein amerikanischer Ferrari-Fahrer, als er auf der Zielrampe von einem Ohr zum anderen strahlte: "Das ist Italien, Mann, hier passt alles zusammen: Die richtigen Autos beim richtigen Rennen am richtigen Platz!"

 

Quelle: Motor Klassik

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