Wenn das erste Rennen ein Gradmesser war, dann läuft diese Saison auf ein Duell McLaren gegen Red Bull heraus. Im Moment mit leichten Vorteilen für McLaren. Red Bull muss im Training zulegen. Das Schicksal schickt nicht jedes Mal ein Safety-Car zur Hilfe. Die Experten waren sich einig. Der neue Weltmeister stand auf dem Podest des Grand Prix von Australien. Jenson Button, Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel. Vielleicht zählt auch noch Mark Webber dazu. Der Australier fuhr im Training und im Rennen auf Augenhöhe mit Vettel. Button fährt schnellste Rennrunde Red Bull gegen McLaren also. Mit Vorteilen für McLaren im Augenblick. Im Training hinkten die Red Bull um sieben, im Rennen um drei Zehntel zurück. "Jenson war außer Reichweite", gab Vettel zu. "Er hat zurecht gewonnen." Der Renngott schenkte dem Weltmeister 12,5 Sekunden Rückstand, die sich bis zur 36. Runde auf Button angesammelt hatten. "Als das Safety-Car wieder reinging, ist mir Jenson einfach davongefahren. Keine Chance ihn zu halten. Es dauerte zu lange, bis meine Reifen auf Betriebstemperatur kamen", erklärte Vettel.
Der Red Bull-Pilot machte zwar in den letzten Runden noch einmal richtig Attacke, doch Button hatte auf jeden Angriff die richtige Antwort. Drei Runden vor Schluss schüttelte der erste Sieger des Jahres die schnellste Runde aus dem Handgelenk. "Um den Leuten hinter mir zu zeigen, dass es zwecklos ist mich anzugreifen."
Vielleicht war das Safety-Car aber auch für die McLaren-Fahrer ein Segen. Teamchef Martin Whitmarsh verriet: "Wir hatten uns mit dem Spritverbrauch verkalkuliert. Zum Glück sind wir von Anfang an in Führung gelegen und konnten so schon etwas Benzin sparen. Die Safety-Car-Phase kam aber nicht ganz ungelegen." Button hörte danach den Funkspruch, dass er sich um den Verbrauch keine Sorgen mehr machen müsse. Webber sieht gute Chancen für sich Hamilton war nur im Training der große Dominator. Im Rennen verlor er Button schnell aus den Augen. "Am Ende des ersten Turns haben meine Reifen früher abgebaut", meinte der Dritte des Rennens einsilbig. Er hatte keine Erklärung dafür, warum Button die Reifen besser in Schuss hielt, obwohl er die jeweils ersten Runden mit frischen Reifen aggressiv unterwegs war.
Mark Webber bezahlte für einen Katastrophenstart. Erst hing er hinter Nico Rosberg, dann hinter Fernando Alonso und zum Schluss hinter Lewis Hamilton fest. "Ich war schneller als meine Vorderleute, aber kam nicht vorbei", schüttelte der frustrierte Australier den Kopf. Nach dem Trainingssieg gegen Vettel hatte er Lunte gerochen. Das Letzte, was er brauchen konnte, war eine Niederlage im Rennen. Immerhin weiß Webber, dass er dieses Jahr näher dran ist an seinem Teamkollegen. "Ich fühle mich in diesem Auto wohler als in dem des letzten Jahres."
Der Sieg von McLaren sollte Red Bull zu denken geben, auch wenn der Abstand vom Training zum Rennen schrumpfte. Melbourne war gar nicht einmal das ideale Terrain für die silbernen Autos. "Die Testfahrten in Barcelona haben gezeigt, dass wir in den schnellen Kurven besser als die Red Bull unterwegs waren. Sie hatten Vorteile in der Traktion", erklärte Martin Whitmarsh. Deshalb rechnet sich McLaren in Malaysia mit seinen lang gezogenen Kurven fast noch mehr aus als in Australien. Und dort wird man auch beim Tankinhalt mit mehr Reserve operieren. Red Bull sammelt fleißig Daten Auch im Umgang mit den Reifen hat der McLaren MP4-27 einen Vorsprung. Er bringt die Reifen schneller zum Arbeiten als der Red Bull, und er hält sie mindestens so lang in Schuss. Der Top-Speed-Vorteil zum großen Gegner ist enorm. Irgendwo zwischen acht und zehn km/h. Es wird wieder auf ein großes Wettrüsten hinauslaufen. "Wir verfahren nach unserem altbekannten Schema", verspricht Whitmarsh: "Ich will jedes Rennen eine Steigerung sehen."
Red Bull sieht trotzdem nicht schwarz. "Vettel war nicht mit einem optimalen Setup unterwegs", merkte Teamberater Helmut Marko an. Und er wurde zehn Runden lang von Michael Schumacher eingebremst. Da war der Schaden schon angerichtet. Trotzdem blickt Vettel zuversichtlich nach vorn. "Wir haben viele Kilometer geschafft. Das gibt uns Daten, um das Auto besser zu verstehen."
Mit mehr Verständnis kommt dann auch der Speed, hoffen die Titelverteidiger. Webber konnte nur selten ohne Verkehr fahren. "Als er freie Bahn hatte, war er der Schnellste", rechnete Marko vor. Und dann richtete der Österreicher an seine Truppe die Bitte aus: "Wir haben gezeigt, dass wir von hinten nach vorne fahren können. Beim nächsten Mal wäre es schön, wenn wir wieder zu dem Rennschema vom letzten Jahr zurückkehren könnten." Das könnte noch ein bisschen dauern.
Quelle: Auto Motor und Sport |
verfasst am 21.03.2012
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