Auf der IAA in Frankfurt wird Mercedes den "BlueZERO E-CELL PLUS" zeigen. Hinter dem sperrigen Namen steht eine Elektroauto-Studie in B-Klasse-Größe, deren Reichweite mittels kleinem Verbrennungsmotor erweitert wird. Die Serienfertigung ist noch nicht in Sichtweite. Mild-Hybrid, Voll-Hybrid, Wasserstoff, Brennstoffzelle, Range Extender, Elektroauto - die Wege in die automobile Zukunft sind vielfältig, und zu prognostizieren, dass die Entwicklung mehrgleisig und etappenweise verlaufen wird, ist kein Hexenwerk. Der Erfinder des Autos, den Themen Umweltschutz und Verbrauch wie die meisten Branchengrößen lange Zeit eher zögerlich gegenüberstehend, will die Zukunft mitgestalten und plant zu diesem Zweck eine modular aufgebaute Elektroauto-Familie. Noch existiert das Projekt weitestgehend in den Köpfen der Entwickler und Marketing-Mannen, und so kann Mercedes - auch dies wie die meisten anderen Hersteller - auf der diesjährigen IAA nur Studien ins Rampenlicht stellen. Eine davon hört auf den sperrigen Namen "Concept BlueZERO E-CELL PLUS" und wurde bereits auf der Detroit Motor Show im Januar 2009 gezeigt. Auf der IAA wird das Auto erstmals in Deutschland zu sehen sein. Im Gegensatz zum rein batteriebetriebenen E-CELL steht das Plus für einen zusätzlichen Range Extender, ähnlich dem Prinzip im Opel Ampera. Während diesen Part beim F-CELL eine Brennstoffzelle übernimmt, setzt der E-CELL-PLUS auf einen kleinen Verbrennungsmotor, um die Reichweite des Autos zu erhöhen. Es handelt sich hierbei um den Turbo-Benziner aus dem Smart, der - wie dort im Heck untergebracht - aus 1,0 Litern Hubraum 68 PS leistet. Er dient nicht direkt dem Antrieb; vielmehr versorgt er bei Bedarf die Akkus mit Strom. Ob die konstante Drehzahl des Dreizylinders von 3.500 Umdrehungen dabei ohren- und vibrationsfreundlich ist, bleibt ebenso wie die Langlebigkeit dahingestellt. Die modernen Lithium-Ionen-Akkus mit 17,5 kWh Kapazität benötigen etwa sechs Stunden zum Aufladen. Geschieht dies nicht an einer Haushaltssteckdose, sondern einer Starkstrom-Ladestation, sinkt die Zeitspanne auf gut eine Stunde. Die Reichweite beträgt bis zu 600 Kilometer, davon können bis zu 100 rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei zurückgelegt werden - das ist die Hälfte dessen, was die rein elektrische Variante "E-CELL" mit ihrem größeren Stromspeicher schaffen soll. Der Elektromotor leistet 100 kW (Dauerleistung: 70 kW) und erreicht aus dem Stand ein maximales Drehmoment von 320 Nm. Klassenüblich treibt er die Vorderräder an. Tempo 100 soll in unter elf Sekunden erreicht werden, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h begrenzt - "im Sinne einer optimalen Reichweite und Energieeffizienz", wie Mercedes erläutert, dabei aber möglicherweise die langfristigen Auswirkungen solcher Selbstkasteiung auf die Tempolimit-Debatte übersieht. Realisiert wurden die BlueZERO-Varianten auf Basis des einzigartigen Sandwichbodens, der aus der A- und B-Klasse bekannt ist - und künftig für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb weiterleben soll. Und zwar nur für solche, denn die Folgegeneration der kompakten Mercedes mit Verbrennungsantrieb werden auf eine konventionelle Plattform umgestellt. Und wann kann man ein solches Elektro-Auto kaufen? Dazu schweigt sich Mercedes aus, und man kann wohl befürchten (oder hoffen, je nach Sichtweise), dass es selbst zur übernächsten IAA 2011 noch nicht soweit ist. Zeit, dem Auto ein paar schicke Kleider zu entwerfen, denn so fortschrittlich der BlueZERO auch sein mag, der erste Eindruck ist eher – unansehnlich.
Quelle: Autokiste |
verfasst am 03.09.2009
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