Ein Rennauto wird eine B-Klasse sicherlich nie aber das muss sie auch nicht. Das ein oder andere zusätzliche Pferd unter de Haube kann jedoch nie schaden. Macht man sich auf die Suche nach einem Chiptuner für einen Audi oder VW Motor, so wird man meist recht schnell fündig und hat oft Freunde im Bekanntenkreis, die schon Erfahrungen damit gemacht haben. Sucht man hingehen einen Chiptuner für einen Mercedes, so ist es nicht ganz so einfach ein Unternehmen zu finden welches auf Anhieb mit Mercedes Chiptuning in Verbindung gebracht wird. Ein Mercedes Händler beantwortete die Frage nach einem Chiptuner für eine Mercedes B-Klasse 180 CDI mit der Aussage, dieses Auto möchte doch niemand tunen. Als Empfehlung gab man uns da den Tipp, bei den einschlägigen Nobel-Tunern anzufragen. Mit dieser Aussage wollten wir uns nicht so recht zufrieden geben, auch wenn die typische Mercedes B-Klasse Zielgruppe uns deshalb für verrückt erklären würde. Auf der TuningWorld 2009 wurden wir auf die Firma Pogea Racing GmbH in Markdorf aufmerksam, die sich seit 1997 unter anderem mit der Leistungsoptimierung befasst. Eduard Pogea, der Gründer des Unternehmens ist selbst Mercedes Fahrer und befasst sich seit dem intensiv mit diesem Thema. Für uns war das Grund genug, mal genauer hinzuhören und Pogea einen Besuch abzustatten. Vorab erzählte uns Eduard Pogea die genaue Vorgehensweise beim Tuning, also einer Vorab-Leistungsmessung auf dem nagelneuen DynoJet Allrad-Prüfstand um die Serienleistung in Erfahrung zu bringen. Hier der erste Schock: Statt den von Mercedes angegebenen 109 PS brachte der Diesel laut Dynojet nur 105 PS auf die Straße. Anschließend wird der Laptop über eine Schnittstelle an das Fahrzeug angeschlossen und die Daten des Steuergeräts werden ausgelesen. Diese Gelegenheit nutzten wir um uns die Werkstatt genauer in Augenschein zu nehmen und ein paar Fotos zu schießen. Auffällig hierbei war am ehesten, dass sich hinter dem Unscheinbaren Rolltor mit dem Pogea Schriftzug eine top ausgestattete Werkstatt mit zwei Hebebühnen und FACOM-Werkzeug befindet, von dem so manche KFZ Werkstatt nur träumen kann. Am Equipment wurde hier im Gegensatz zu so manchem "Parkplatztuner" scheinbar nicht gespart. Zurück zum Thema: Während wir in der Werkstatt herumschleichen baut Eduard Pogea ein kleines Schaubild, bestehend aus seinem Chiptuning Handwerkszeug für uns auf. Damit kann man laut Pogea einen Großteil der gängigen Motoren konfigurieren. Genau dies passiert anschließend auch mit unserer B-Klasse. Die eingelesenen Daten und Kennlinien werden nach unseren Wünschen hin angepasst und für die Fahrt auf der Landstraße ausgelegt. Würden wir überwiegend auf der Autobahn fahren, so könnte man die Konfiguration eher darauf ausrichten, berichtet uns der Tuner. Nachdem das neue Setup in das Steuergerät eingespielt wurde heißt es wieder "zurücktreten", denn jetzt folgt der abschließende Testlauf auf dem DynoJet Prüfstand. Als Aussenstehender merkt man hierbei keinen Unterschied zum ersten Lauf. Die Räder drehen sind, der Motor bekommt Frischluft von vorne und Eduard Pogea schaut konzentriert auf seinen Laptop und den überdimensionalen Monitor neben der Fahrertür. Auch sein Blick verrät nichts über das Ergebnis des Chiptunings. Ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist erfahren wir erst nachdem er nach mehreren Prüfdurchgängen grinsend aussteigt und uns verkündet: Das Ergebnis ist sehr gut, mehrere durchgeführte Prüfdurchläufe zeigten ein Ergebnis von 142 PS und 310 NM Drehmoment auf dem Display an. Das bedeutet in unserem Fall eine Steigerung um 37 PS. Aber wie fühlt sich das nun auf der Straße an? Nachdem noch einige Fragen beantwortet wurden und Herr Radtke, ein Mitarbeiter von Pogea Racing, unsere B-Klasse von allen Sicherungen befreit hat, rangieren wir vorsichtig, rückwärts über die vom Prüfstand wegführende Rampe zurück auf den festen Boden. In der neu geplanten Halle sei dies nicht mehr notwendig, dort würde der Prüfstand dann komplett im Boden eingelassen und wird zusätzlich mit vier weiteren Lüftern versehen, erklärt man uns. Die anschließende Testfahrt zeigt schon auf den ersten Metern einen deutlichen Unterschied. Vor allem bei der Durchzugsstärke wirkt der Motor viel kräftiger und entschlossener als vor dem Chiptuning. In den niedrigen Gängen merkt man den Unterschied natürlich am deutlichsten aber auch bei höheren Geschwindigkeiten ist eine spontane Beschleunigung, beispielsweise beim Überholvorgang auf der Autobahn, nun viel leichter möglich. Vorab sei schon mal zu erwähnen, dass der Verbrauch anschließend ebenfalls eine positive Entwicklung zeigen wird. Anscheinend hatte Pogea also auch bei dieser Aussage recht, auch wenn wir das im ersten Augenblick nicht ganz glauben wollten. Unterm Strich war es ein sehr lehrreicher und angenehmer Nachmittag mit Unmengen von Informationen, die ein Laie sich wohl gar nicht alle merken kann, da schlichtweg das Hintergrundwissen dazu fehlt. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass derjenige, der gerade am heißgeliebten Fahrzeug bastelt auch weiß was er da gerade macht und sicher in seinen Handgriffen ist.
Quelle: Tuningsuche |
verfasst am 22.02.2010
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