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Mercedes CLS63 AMG Fahrbericht

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Nein, der tickt nicht richtig. Gemeint ist das akustische Blinkersignal des neuen Mercedes CLS. Es mag einfach nicht so richtig den Grundwert verkörpern, für den die schwäbische Marke bekannt ist: Solidität.

Denn dafür tickt dieser Blinker einfach viel zu hell und blechern. Doch das ist nicht das einzige, was an der zweiten Generation des viertürigen Coupés nicht so ganz stimmt. Doch das ist nicht negativ gemeint. Im Gegenteil. Dieser Mercedes überrascht – positiv. Verantwortlich dafür ist vor allen Dingen der Motor, der unter der markanten Haube des von uns getesteten CLS schlummert.

Ein mächtiger V8-Motor mit 5,5 Liter Hubraum, der mit jeweils einem Turbolader pro Zylinderbank mit 1,0 bar zwangsbeatmet wird. Das Ergebnis: Bei 5.500 Umdrehungen mobilisiert das Triebwerk stramme 525 PS. Ganz klar, diese Leistungsstufe kann nur in einer Variante der Baureihe C218 stecken, dem Topmodell CLS63 AMG.

Aggressiv statt grazil

Bereits der erste CLS von 2004 war ein wohlgeformtes Automobil, doch mit der zweiten Generation des viertürige Flachmanns, die Anfang des Jahres erschien, legte der CLS sein graziles metrosexuelles Äußere ab und tritt jetzt deutlich aggressiver und maskuliner auf. Speziell in der sportlichen AMG-Variante wird dieser Auftritt noch betont. Zusätzlich zum normalen Outfit kommen hier eine tiefgezogene Frontschürze mit breit blinzelnden LED Tagfahrlichtintarsien, sowie ein großflächiger Diffusor unter der Heckschürze zum Einsatz. Und auch die vier etwas unförmigen Abgas-Endecken („Endrohr“ trifft hier nicht ganz den Punkt) signalisieren die Power unter der Haube ganz unverholen.

Unglaublich behände trotz 1,9 Tonnen

Doch diese üppige Testosteronshow lässt auch Taten folgen, denn dieser in der Basis knapp 116.000 Euro teure AMG Mercedes folgt ganz der neuen Devise „Driving Performance“. Auf Deutsch verdeutlicht der neue Claim der Affalterbacher, dass nicht mehr nur die Längsdynamik im Fokus steht, sondern auch die Querdynamik. Und wie! Zügig bewegt muss man immer wieder verwundert den Stern auf dem Lenkrad suchen (auf der Haube fehlt bekanntlich das schwäbische Fadenkreuz bei den Coupés) und sich fragen: Ist das wirklich ein Mercedes?

Unglaublich behände lässt sich das 1,9-Tonnen-Schiff selbst auf verwinkelten Landstraßen bewegen. Vergessen ist die für Mercedes so typische, indirekte Kugelumlauflenkung. Zielgenau gibt man mit dem oben und unten ergonomisch abgeflachten Lenkrad die Befehle an die elektromechanische Lenkung weiter und vergisst mit jedem Kilometer die bewegte Masse. Auch bei der Negativ-Beschleunigung merkt man die Kilos nur bedingt, denn die Sechs-Kolben Bremszange verbeißt sich erbarmungslos in die 360 Millimeter messenden Bremsscheiben in Verbundtechnik.

Knackig ums Eck und bereitwillig im Drift

Wem das zu ideallinien-bezogen ist, der kann den neuen CLS63 AMG aber auch bedenkenlos zum Drift missbrauchen – denn der C218-Brocken kann auch quer! 700 brachiale Newtonmeter, die ab 1.700 Motorumdrehungen zur Verfügung stehen, lassen den Donner-Schwaben in fast jeder Lebenslage zum genüsslichen Heckschwenk auskeilen. Doch natürlich nur, wenn einen die Elektronik lässt. Damit das Entrinnen vor dem elektronischen Fangnetz dem Kommandanten des Sternenkreuzers jedoch nicht zu einfach gemacht wird, muss er an vielen Knöpfen drehen und drücken. AMG Ride Control heißt hier das Zauberwort. Mit Hilfe dieser App lässt sich zwischen den Fahrwerkmodi „Comfort“, „Sport“ und „Sport plus“ wechseln.

Dabei verändert die Elektronik das Ansprechen des Fahrwerkdämpfungssystems, sowie die Schaltzeitpunkte des AMG Speedshift 7-Gang-Getriebes spürbar. Doch so beeindruckend diese Variationsmöglichkeiten auch sein mögen, am Ende hilft immer nur eins: ESP aus. Und das heißt im Hause AMG zwischenzeitlich auch wirklich „ganz aus“. Beim Ansetzen eines Drifts stört dann nur noch die Kombination aus einem Automatikgetriebe – das trotz fehlendem Drehmomentwandlers etwas zu träge schaltet – und einem winzigen Turboloch des M157 genannten Achtzylinder-Kraftpaketes.

Traumhafte Reiselimousine

Doch wer möchte mit dieser Limousine im Coupé-Outfit immer nur schwarze Striche auf den Asphalt zirkeln? Liegen die wahren Qualitäten des CLS 63 AMG doch ganz wo anders: In der Langstrecke. Denn die Baureihe C218 ist ein begnadeten Reisepartner. Speziell für lange Distanzen verwöhnt der AMG mit einem prägnanten aber nie aufdringlichen V8-Sound und kümmert sich mit Hilfe von Totwinkel-Assistent, Distronic Plus, Bremsassistent Plus, Pre-Safe Bremse und Spurhalte-Assistent darum, dass man sicher wie in Abrahams Schoß von A nach B kommt. Und das auch noch verbrauchsgünstig dazu, denn hier überrascht der CLS 63 AMG ein weiteres Mal.

Jede Menge Motoren-Hightech

Der V8-Biturbomotor ist nämlich nicht nur äußerst performant, sondern auch schwäbisch sparsam. Die Tüftler aus dem Bundesland, in dem kein Hochdeutsch gesprochen werden kann, haben mal wieder mit ihrem ganzen ingenieusen Know-how zugeschlagen: Strahlgeführte Benzin-Direkteinspritzung mit Piezo-Injektoren, Vollaluminium-Kurbelgehäuse, Vierventiltechnik mit Nockenwellenverstellung, Luft-Wasser-Ladeluftkühlung, Generatormanagement und ein Stopp-Start-System führen dazu, dass das viertürige Coupé aus dem Hause Mercedes auch bei zügiger Fahrweise mit 12 bis 14 Liter bewegt werden kann. Für diese Leistungsklasse ein überraschend geringer Wert, bei dem man sich durchaus fragen kann: Tickt dieser CLS noch richtig?

(Text: Axel Griesinger für evocars)

 

 

Quelle: evocars

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