Stuttgart – Purismus und Brusthaar klingen toll, sehen aber nicht immer hübsch aus. Wahrscheinlich versteckt Mercedes deshalb ein besonders uriges Detail: Im G 350 d Professional gibt es Fensterkurbeln. Keine säuselnden Elektromotoren, die das Glas sanft durch die Tür schieben. Nein, Handarbeit im 80.000-Euro-Benz.
Versteckt: Fensterkurbel, unten links im Bild Quelle: Daimler
Das klingt kurios – und ist nur auf einem einzigen Foto zu erahnen. Tatsächlich geht es aber genau darum. Luxus können andere Mercedes. Oder andere Varianten der G-Klasse. Das Sondermodell Professional soll funktional sein. Es soll überall fahren können. Mit 265/70er All-Terrain-Gummis auf schwarzen 16-Zoll-Felgen. Und zur Not mit einer Seilwinde.
Mercedes G 350 d Professional: Basis-G fürs Grobe
Dafür entfernt Mercedes (fast) alles Unnötige aus der W643-G-Klasse. Teppiche und Dämmung fliegen aus dem Auto, elektrische Fensterheber ebenso. Der Boden bekommt Anti-Rutsch-Matten auf das nackte Blech, dazu ein paar Ablauflöcher mit Stöpseln. Zur Not kann man ihn auskärchern, wenn das erlegte Reh im Kofferraum den (optionalen) Holzboden versaut. Oder wenn die Kinder ihre Stiefelchen nicht an den (optionalen) Trittbrettern abgeklopft haben.
Der 3,0-Liter-Diesel im G 350 d Professional leistet 245 PS Quelle: Daimler
Im Professional-G gibt es genau einen Motor: Den 3,0-Liter-V6-Diesel aus dem zivilen G 350 d. Der leistet 245 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment, eine Siebengang-Automatik verteilt die Kraft an alle Räder. Beschleunigungswerte (8,8 Sekunden auf Tempo 100), Höchstgeschwindigkeit (160 km/h) und Verbrauch (9,9 Liter pro 100 Kilometer) interessieren aber kaum.
Wichtiger sind 100 Prozent Steigfähigkeit, 24 Grad Rampenwinkel, 54 Prozent Kippwinkel und 36 bzw. 39 Grad Böschungswinkel. Die Bodenfreiheit erhöht Mercedes um einen auf 24,5 Zentimeter, die Wattiefe soll bei 60 Zentimetern liegen. Mercedes gibt eine Nutzlast von 592 Kilogramm und eine Anhängelast von 3,2 Tonnen an.
Einstiegsmodell für knapp 80.000 Euro
Der 350 d Professional wird das neue Einstiegsmodell der G-Klasse. Mit einem Basispreis von 79.968 Euro kostet er rund 10.000 Euro weniger als der normale G mit gleichem Motor. Ein Infotainment-System gibt es im Professional nicht, statt eines Monitors gibt es einen Schriftzug. Auf ein Multifunktionslenkrad, eine elektrisch verstellbare Lenksäule und elektrische (Stoff-)Sitze sollen G-Klasse-Fahrer aber offenbar nicht verzichten. Gibt es deshalb serienmäßig.
Stöpsel im Boden: Wasserablauf im Professional-G Quelle: Daimler
In der Aufpreisliste stehen eine Stoßstange aus Stahl mit Vorrüstung für eine Seilwinde, ein Offroad-Paket mit Steinschlaggittern, getönten Scheiben, Holz im Laderaum sowie Dachgepäckträger, außerdem seitliche Trittbretter und ein Ladeschutzpaket.
Bei so viel Funktionalität muss auch etwas Schnickschnack drin sein: Alle anderen G-Modelle bekommen deshalb mehr Luxus. Mercedes bietet sie ab sofort mit großem 8-Zoll-Infotainment-Paket inklusive Wlan-Hotspot und Smartphone-Verbindungen an. Die Markteinführung ist für September 2016 angesetzt.