Für aufgeklebte Kfz-Kennzeichen sollte der Brose-Mitinhaber Michael Staschek 1,65 Millionen Euro Strafe zahlen. Am Ende kam es zu einer deutlich günstigeren Einigung.
Quelle: picture alliance / dpa Coburg - Eine saftige Geldstrafe von 1,65 Millionen Euro hätte der fränkische Unternehmer Michael Stoschek zahlen sollen. Weil er mit einem Klebekennzeichen an einem Porsche unterwegs war, warf ihm die Staatsanwaltschaft Coburg Kennzeichenmissbrauch und Urkundenfälschung vor. Den Strafbefehl akzeptierte der Mitinhaber des Autozulieferers Brose aber nicht. Deshalb ist es am Mittwoch zur Verhandlung vor dem Amtsgericht Coburg gekommen. Nach der Mittagspause verkündet Richter Wolfram Bauer die überraschende Einigung: Das Verfahren wird gegen eine Geldauflage eingestellt. 150.000 Euro muss Stoschek überweisen, der Großteil geht an die Welthungerhilfe. Stoschek sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestelltQuelle: picture alliance / dpa Auch nach Ende der Verhandlung machen Stoschek und seine Anwälte keinen Hehl daraus, dass sie die ganze Sache für einen "politischen Prozess" halten und für eine "Machtdemonstration" der Staatsanwaltschaft. Der Unternehmer spricht von einem "Promi-Malus". Der Einstellung des Verfahrens habe man nur zugestimmt, "um dem Steuerzahler weitere Kosten zu ersparen". Stoschek führte viele Jahre lang den international aktiven Autozulieferer Brose. Die Stadt Coburg hat Brose viele Arbeitsplätze zu verdanken. Heute ist Stoschek Chef der Gesellschafterversammlung. Brose macht nach seinen Worten knapp sechs Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Dass er wegen des Kennzeichenstreits 1,65 Millionen Euro hätte zahlen müssen, sorgte für heftige Debatten - im beschaulichen Coburg und darüber hinaus. Er habe Zuschriften aus ganz Deutschland erhalten von Autofahrern, die ebenso Klebekennzeichen nutzen und unbehelligt blieben, sagt Stoschek. Er fühlt sich zu Unrecht an einen Pranger gestellt: "Ich sehe mich und mein Unternehmen dadurch stark beschädigt." Vor Gericht räumt er unumwunden ein, für einen Porsche ein Klebekennzeichen organisiert zu haben. Aus ästhetischen Gründen - weil das amtliche Nummernschild zu groß gewesen sei. Zudem hätte es den Kühler teilweise verdeckt, dies hätte thermische Probleme verursachen können. Dass er damit gegen Gesetze verstoßen haben soll, sei ihm nie bewusst gewesen: "Wir waren sechs Jahre ohne Beanstandung in Coburg und anderen Städten unterwegs." Einigung reduziert StrafeIm April 2013 jedoch, so die Anklage, ist die Polizei in Coburg eingeschritten. Damit begann der Streit. Stoscheks Verteidiger Rainer Brüssow sagt: Die Staatsanwaltschaft habe in dem Fall "jegliches Maß verloren". Sie habe sich über die Person seines Mandanten profilieren wollen. Entlastende Beweismittel seien ausgeblendet worden. Oberstaatsanwalt Martin Dippold weist die Vorwürfe zurück. Man habe Stoschek viele Möglichkeiten gegeben, zu einer Einigung zu kommen. Diese Einigung kommt schließlich in der Mittagspause doch noch zustande. Aus einer Geldstrafe von 55 Tagessätzen zu je 30.000 Euro - was sich an den wirtschaftlichen Verhältnissen des Betroffenen orientiert - wurde eine deutlich niedrigere Geldauflage. Stoschek hat nicht zum ersten Mal für Aufsehen gesorgt: Im Sommer unternahm er mit einem Amphibienfahrzeug eine Tour auf der Regnitz in Bamberg - ohne Erlaubnis der Behörden. Fotos dieses Ausflugs gelangten in die Medien, Stoschek musste ein Bußgeld von 200 Euro zahlen. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht |