Viel hatte man von dem Newcomer Faraday Future erwartet. Doch statt Mobilität neu zu denken, zeigt das Unternehmen auf der CES den einsitzigen Elektrorennwagen FFZERO1.
Las Vegas/Berlin – Was für eine Enttäuschung: 1.000 PS aus vier Elektromotoren, eine Sprintzeit von weniger als drei Sekunden bis 100 km/h und ein Höchstgeschwindigkeit von gut 320 km/h. Faraday Future hat am Vorabend der Consumer Electronics Show einen Prototypen präsentiert, der weit hinter sämtlichen Erwartungen zurückbleibt. Gerade wegen der exorbitanten Leistungsdaten. Faraday Future ist ein Neuling am Markt und wurde als Herausforderer des Elektropioniers Tesla gehandelt. Kein Wunder eigentlich, schließlich hatte die Firma, hinter der der chinesische Milliardär Jia Yueting steckt, im Herbst den Bau einer Fabrik bei Las Vegas angekündigt, in der in wenigen Jahren Elektroautos entstehen sollen. Eine Milliarde Dollar soll sie kosten, 4.500 Arbeitsplätze soll sie schaffen, der Staat Nevada subventioniert den Bau mit 330 Millionen Dollar. Kompetenz von Apple, Google und TeslaQuelle: dpa/Picture Alliance Know-how ist bei Faraday Future vorhanden, so war Entwicklungschef Nick Sampson zuvor bei Jaguar, dem Sportwagenbauer Lotus und bei Tesla. Faradays Chefdesigner arbeitete unter anderem bei BMW an den Elektroautos i3 und i8, weitere Mitarbeiter wurden laut Sampson von Google, Apple, der Nasa, Boeing und Tesla abgeworben. Faraday Future betont immer wieder, dass das Geschäftsmodell nicht auf den Verkauf von Autos ausgerichtet ist, sondern dass man Mobilität neu denken wolle. Entsprechend hatten viele von der Präsentation auf der CES mehr erwartet als ein Elektroauto. Und viel mehr als diesen Rennwagen namens FFZERO1 mit einem Sitz. Er dürfte mit der Mobilität von morgen ungefähr nichts zu tun haben. Ein modulares Akkusystem für viele RadständeQuelle: Faraday & Future Immerhin: Die Basis für den elektrischen Supersportwagen ist ein Baukastensystem, auf der Faraday Future „jede Art von Auto“ bauen könne, wie Sampson betont. Deswegen sehe sich die vor weniger als zwei Jahren gestartete Firma in der Lage, „die Zukunft der Mobilität neu zu gestalten“. Wirklich revolutionär ist das Konzept zwar nicht, aber ziemlich flexibel, wie man einem Erklärvideo von Faraday entnehmen kann. Kern ist eine modulares Akkusystem, das flach auf der Bodengruppe sitzt und so Radstände vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine möglich machen soll. Vorder- und Hinterachsen sind immer identisch und es gibt bis zu vier standardisierte Elektromotoren. Vorn und hinten können verschieden große Crashstrukturen platziert werden. Ein schiefer Vergleich mit AppleAnsonsten hält Faraday sich mit konkreten technischen Details noch zurück. Über die Reichweite zum Beispiel erfährt man nichts. Künftige Modelle sollen komplett vernetzt sein und automatisiert fahren können. Beim FFZERO1 werden die Akkus durch einen Tunnel im Unterboden gekühlt. All das ist ein bisschen wenig für eine Firma, die sich mit Apple vergleicht. Sampson sagte bei der Präsentation: „Man braucht keine 100-jährige Tradition, um zu definieren, wie die nächste Generation der Mobilität aussieht.“ Er nannte das iPhone als Beispiel dafür, wie etablierte Handy-Hersteller mit einem Schlag in die Defensive gerieten. Apples Stärke aber lag gerade in den Anfangsjahren genau darin, mit fast jeder Neuheit den Nerv der Zeit zu treffen. Da hängt Faraday Future noch weit hinterher. Faraday Futures variable Plattform-ArchitekturQuelle: Mit Material von dpa und sp-x |