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Tradition: Der Ford Fiesta wird 40 Jahre - Mit dem alten Luchs auf Dauerparty

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Kunstobjekt, Frauenversteher, Sportskanone - der Ford Fiesta ist Europas meistverkaufter Kleinwagen. Eine Karriere, die ihm vor 40 Jahren kaum jemand zutraute.

Ab 1981 machte der Ford Fiesta als XR2 von sich reden - von 0-100 km/h war in seiner Klasse keiner schneller Ab 1981 machte der Ford Fiesta als XR2 von sich reden - von 0-100 km/h war in seiner Klasse keiner schneller Quelle: Ford

Köln - Für die Fachwelt kam der Ford Fiesta viel zu spät. Alle Fahrspuren der kleinen Klasse schienen längst besetzt, als seine Produktion anlief. Am 11. Mai 1976 war das, und damals kämpften nicht weniger als 30 europäische Konkurrenten um die Kleinwagenkäufer. Doch Europa war für den Fiesta nicht genug. Er sollte als erster Ford im Kurzformat auf allen Kontinenten verkauft werden – sogar in Nordamerika.

Ford-Köln-Chef Bob Lutz verkündete bei der Premiere vollmundig, der Fiesta sei die wichtigste Neuentwicklung seit dem legendären Modell T von 1908. Konzernlenker Henry Ford II – noch kurz zuvor überzeugter Kleinwagen-Kritiker – ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu einer Probefahrt an den Rhein zu kommen. Eine Testfahrt, die er mit dem lobenden Urteil „good job“ abschloss.

Rund 15 Millionen Fiesta wurden von 1976 bis 2016 vorgestellt. Ein knappes Drittel ( 4,8 Millionen Stück)entfallen auf die erste Generation des Kleinwagens Rund 15 Millionen Fiesta wurden von 1976 bis 2016 vorgestellt. Ein knappes Drittel ( 4,8 Millionen Stück)entfallen auf die erste Generation des Kleinwagens Quelle: Autodrom Die Kleinwagenfans fanden Fords Verdikt offenbar noch untertrieben. Sie verhalfen dem vom italienischen Designstudio Ghia inspirierten und von Ford-Designer Uwe Bahnsen finalisierten Fiesta blitzartig zu einem sensationellen Verkaufserfolg. Der kleine Ford zog nach nur 31 Monaten mit dem VW Golf gleich und gehörte fortan zum Club der Produktionsmillionäre. Seit sieben Generationen hält der Erfolg an, mit mehr als 15 Millionen verkauften Autos führt der Fiesta die europäische Hitliste bei den Kleinwagen an.

Eigentlich sollte der Fiesta Luchs heißen

Die Namensfindung von Fords Nesthäkchen blieb bis zum Schluss spannend. Zunächst geisterte er als „Bobcat“ (Luchs) durch die Medien. Doch so hieß bereits ein Mercury. Henry Ford II suchte nach weiteren Namensideen, die Taufe jedes neuen Modells war für ihn Chefsache. Irgendwie stieß er wegen der Alliteration mit den beiden Fs auf Fiesta. Für ihn auch deshalb eine perfekte Kombination, weil der neue Ford in einem eigens errichteten Werk im spanischen Valencia gefertigt werden sollte. Einziges Problem: Die Rechte für Fiesta lagen beim Erzrivalen General Motors (GM). Ein kurzer Anruf bei GM-Präsident Tom Murphy habe das Problem gelöst.

Ob in Valencia für Südeuropa gebaut, in Dagenham für die Briten oder in Saarlouis und in Köln für weitere 70 Märkte - der Kleine wurde seinem Namen gerecht und zur Fiesta für Ford. Nur in den USA lief es nicht so gut. Dabei priesen US-Medien den Ford als besten Import-Kleinwagen: ein „Wundercar built in Germany“ für den „San Diego Freeway“ ebenso wie für die „high-speed-autobahn“. Es nützte nichts, 1977 war die erste Ölkrise bereits überwunden und so blieb der Sparmeister im Land der Straßenkreuzer chancenlos.

Um die Haltbarkeit des Fiesta unter Beweis zu stellen, ließ Ford einen Kleinwagen 300.000 Kilometer in 131 Tagen zurücklegen Um die Haltbarkeit des Fiesta unter Beweis zu stellen, ließ Ford einen Kleinwagen 300.000 Kilometer in 131 Tagen zurücklegen Quelle: Ford In Deutschland hätte der Start nicht besser sein können. Ford erlebte 1977 dank des Fiesta das bis dahin beste Ergebnis aller Zeiten. Das Kölner Fiesta-Stammwerk, das 1979 die Produktion aufnahm, gilt als eine der bestausgelasteten Fabriken weltweit. Dessen Exportquote liegt bei 80 Prozent. Einzigartig ist die künstlerische Krönung der Karriere des Weltautos: Der Aktionskünstler HA Schult gestaltete 1991 einen Fiesta als goldenen Vogel mit mächtigen Adlerschwingen, der seinen Horst auf dem Dach des Kölnischen Stadtmuseums fand.

Ford investierte zwei Milliarden Mark in den Fiesta

Für den ersten Ford mit Frontantrieb, Quermotor und Heckklappe investierte der damals zweitgrößte Automobilkonzern der Welt insgesamt rund zwei Milliarden Mark. Mehr hatte Ford noch nie für ein einziges Modell ausgegeben.

Die Wettbewerber forderte der Fiesta heraus mit Werbeslogans wie „la concurrente“ (der Konkurrent) in Frankreich, „una forte rivale“ (ein starker Rivale) in Italien und „Manchmal fällt doch ein Meister vom Himmel“ in Deutschland. Aber auch als Edel-Mini mit feiner Ghia-Ausstattung. Oder als Sportversionen für die GTI-Fraktion.

Der Fiesta XR2 kam 1981 mit 84 PS. „Gehen Sie in Startposition zum Power Play“, forderte die Ford-Werbung auf, denn der XR2 verwies mit einem Sprintwert von zehn Sekunden bis 100 km/h fast alle Wettbewerber von Fiat 127 Sport bis VW Polo GT auf die Plätze. Eine echte Alleinstellung besaß der Fiesta kurzzeitig durch einen 54 PS leistenden Diesel, der den Ford 1983 zum kleinsten deutschen Sparmeister mit Selbstzünder machte.

In diesem Jahr stellt Ford den Fiesta ST200 auf dem Automobilsalon in Genf vor In diesem Jahr stellt Ford den Fiesta ST200 auf dem Automobilsalon in Genf vor Quelle: Autodrom

Zum 40. Geburtstag ein Fiesta ST mit 200 PS

Fast fünf Millionen mal lief die erste Fiesta-Generation vom Band, eine im September 1983 modifizierte Optik genügte, um den Dreitürer frisch zu halten. Erst nach 13 Jahren wurde eine Neukonstruktion fällig, die in größerem Format und auch als Fünftürer vorfuhr. Zeitweise übrigens parallel als Mazda 121, die vorübergehenden Verflechtungen der Konzerne machten dies möglich.

Eine Familie gründete der Fiesta 1996: Zuerst kam der noch kleinere Ka, ein Jahr später das Sportcoupé Puma und 2002 folgten der Roadster Streetka und der Hochdachkombi Fusion. Jüngster Sprössling ist der B-Max, der die Technik des aktuellen, 2008 lancierten Fiesta nutzt. Kultstatus errang der vielseitige Fiesta allerdings nur in Sportversionen. Deshalb feiert Ford das 40. Jubiläum seines kleinen Alleskönners mit dem auf 200 PS erstarkten Fiesta ST. Schließlich soll das Kölner Kraftpaket den Mini-Muskelmännern der Konkurrenz nicht hinterherfahren.

Ford Fiesta: Chronik

  • 1969: Ford prüft die Produktion eines neuen Einstiegsmodells. Entwicklungsstart unter dem Projektnamen Bobcat. Die Entwicklung des Kleinwagens erfolgt überwiegend in Köln
  • 1973: Am 3. Dezember gibt Henry Ford II die Entwicklung des neuen Kleinwagens frei. Die jährliche Auflage soll 400.000 Einheiten betragen
  • 1975: Am 18. Dezember kündigt Henry Ford II den Fiesta an
  • 1976: Am 11. Mai Produktionsstart in Deutschland im Werk Saarlouis, am 18. Oktober Produktionsbeginn in Spanien. Im Herbst Markteinführung mit drei Motoren
  • 1977: Am 26. Januar geht ein Fiesta auf eine 300.000 Kilometer-Autobahnfahrt im Dreieck Köln-München-Hamburg. Nach 131 Tagen erfolgt bei 301.741 Kilometern die „Zieldurchfahrt“
  • 1979: Am 9. Januar wird der Fiesta Produktionsmillionär nach nur 31 Monaten und 29 Tagen. Die deutsche Fiesta-Produktion wird bis 1980 von Saarlouis nach Köln verlegt
  • 1981: Am 25. März wird in Köln der zweimillionste Fiesta produziert. Im November Einführung des Fiesta XR2 mit 84 PS
  • 1982: Fiesta Ladies Cup wird als erste deutsche Frauenrennserie ausgetragen
  • 1983: Im September große Modellpflege mit neuer Front- und Heckgestaltung, nach Ford-Zählart allerdings bereits die zweite Fiesta-Generation. Leistungssteigerung für Fiesta XR2. Im Dezember Debüt des Fiesta Diesel
  • 1984: Am ersten Februar Auslieferung des dreimillionsten Fiesta
  • 1986: Mit ungeregeltem Kat lieferbar
  • 1987: Stufenlose CTX-Automatik und geregelter Drei-Wege-Katalysator lieferbar
  • 1989: Im April debütiert die dritte Fiesta-Generation mit fünf Motoren und der Spitzenversion XR2i. Erstmals auch Fünftürer lieferbar
  • 1990: Der einmillionste Fiesta der zweiten Generation wird ausgeliefert. Auf der Berliner Automesse AAA debütiert der Fiesta als Pick-up Studie Ghia Bebob. Rennserie Ford Fiesta Cup 1990 mit sogenannten weiblich-männlichen Mixed-Teams
  • 1991: Im Oktober wird der Lieferwagen Fiesta Courier eingeführt. Sondermodelle Calypso mit elektrischem Faltdach
  • 1992: Im März optische und technische Modellpflege. Neuer 1,8-Liter-Motor. Sondermodell Fun
  • 1993: Sondermodelle Pacific, Finess, Rubin, Champ und Sound II
  • 1994: Im Januar Einführung von Fahrer-Airbag, Seitenaufprallschutz und Gurtstoppern, optional Beifahrer-Airbag. Neue 1,4-Liter- und 1,6-Liter-Motoren
  • 1995: Im September feiert ein gründlich erneuerter Fiesta Weltpremiere auf der Frankfurter IAA. Als Parallelmodell wird ein Mazda 121 vorgestellt
  • 1996: Von Januar bis August Produktion des bisherigen Fiesta als Classic. Im Januar erfolgt die Markteinführung des überarbeiteten Fiesta. Von Ghia wird der Fiesta als zweisitzige Cabrio-Studie Saetta vorgestellt. Auf Basis des Fiesta entsteht der kleinere Ka im New Edge Design
  • 1997: Ab Januar Beifahrerairbag serienmäßig. Sondermodelle Style und GT. Einführung des Sportcoupés Puma auf Fiesta-Basis
  • 1999: Im August erfolgt eine Modellpflege
  • 2000: Fiesta Sport mit 103 PS starkem 1,6-Liter-Vierzylinder
  • 2001: Der zehnmillionste Fiesta läuft im Juli vom Band. Auf der Frankfurter IAA debütiert die nächste Fiesta-Generation mit fünf Motorisierungen
  • 2002: Im Mai erfolgt die Markteinführung des erneuerten Fiesta als Fünftürer, im August als Dreitürer. Auf Basis des Fiesta-Vorgängers geht der Roadster Streetka in Serie
  • 2003: Neuer Markenpokal Fiesta ST Cup
  • 2004: Auch in Neuseeland und Australien startet der Fiesta-Vertrieb, mit in Köln gebauten Rechstlenkern
  • 2005: Mit elf Millionen gebauten Fiesta ist der Ford erfolgreichster europäischer Kleinwagen aller Zeiten
  • 2007: Das Concept Car Ford Verve kündigt einen neuen Fiesta an
  • 2008: Am 14. August beginnt die Produktion der aktuellen Fiesta-Generation. Verkaufsstart ist am 11. Oktober. Auch die Hochdachlimousine Fusion geht an den Start
  • 2010: Produktionsstart in China (Nanjing), Thailand (Rayong), Mexiko (Cuautitlán)
  • 2012: Gründliche Modellpflege für den Fiesta. Der neu eingeführte Ford B-Max basiert auf Fiesta-Technik
  • 2013: Fiesta ST mit 182 PS wird eingeführt
  • 2016: Zum 40. Jubiläum des Fiesta feiert der ST 200 mit 200 PS auf dem Genfer Salon Premiere. Produktionsstart des ST 200 im Juni

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