Ilmenau - In den Polstern nisteten Mäuse, der Rost fraß sich durch die Karosserie. Fast 35 Jahre lang gammelte der frühere Wagen von Papst Johannes Paul II. in einer Scheune in Polen vor sich hin. Jetzt steht das blau lackierte Auto frisch restauriert und fahrbereit auf einem Grundstück im thüringischen Ilmenau, pünktlich zum neunten Todestag des Kirchenführers am 2. April.
Der Restaurator Marek Schramm hat den FSO Warszawa, den Karol Wojtyla in seiner Zeit als Erzbischof von Krakau benutzt hatte, von einem Neffen des Papst-Chauffeurs gekauft. Nun will er mit dem 60 Jahre alten Fahrzeug durch halb Europa fahren, bis nach Rom.
Mit originalen Nummernschildern
Zahlreiche Originaldokumente wie das Garantiebuch, der Kaufvertrag und die Zulassung beweisen die Am 14. April fährt Schramm mit dem Warszawa nach Rom Quelle: picture alliance / dpa
Herkunft des Autos. Auch Fahrgestell- und Motornummer waren dem neuen Eigentümer zufolge noch vorhanden und identisch mit den Nummern auf den Dokumenten. Die originalen Nummernschilder sind ebenfalls da, schwarz mit der weißen Schrift "KR 96 13".
Die Sitzbänke bieten Platz für drei Personen. Die Ziffern auf der etwas zu großen Uhr zeigen den Todeszeitpunkt des Papstes im Jahr 2005 an. Und am Schlüsselbund hängt ein kleines Foto von Johannes Paul II.
Für einen sechsstelligen Betrag
Der Fund war Zufall. Schramm habe eines Abends im Internet nach Oldtimern gesucht und sei dabei auf die Anzeige von Alexander Gawron gestoßen. Dessen Onkel habe den späteren Papst während seiner Zeit als Erzbischof von Krakau gefahren. Schramm konnte nicht widerstehen. "Der Papst-Wagen war ein Schnäppchen", sagt er. Wie viel er für den polnischen Nachbau eines russischen Pobeda auf den Tisch blätterte, verrät der 45-jährige Unternehmer allerdings nicht. Nur so viel: Ein sechsstelliger Euro-Betrag sei es gewesen.
In seiner Garage finden sich neben dem "Papa-Mobil" noch mehrere automobile Schätze: Ein Porsche Spyder 550 - das Modell, mit dem James Dean verunglückte - und ein BMW 507 Cabrio. Die Autos sind echte Raritäten.
Schramm saß im DDR-Gefängnis
Das Papst-Auto symbolisiert für Schramm eine Verbindung zwischen dem Leben von Johannes Paul II, der zum Fall der Mauer beigetragen habe, und seinem eigenen. Als Kind zog Schramm mit seinen Eltern von Danzig zunächst nach Berlin und dannnach Ilmenau. Als 13-Jähriger 2.500 Arbeitsstunden hat Marek zusammen mit 16 Helfern in das Auto investiert Quelle: picture alliance / dpa
habe er etwa Solidarnosc-Anstecker verteilt und mächtig Ärger bekommen. Er saß mehrere Jahre in DDR-Gefängnissen, unter anderem wegen Republikflucht.
Alexander Gawron, dessen Onkel Ende der 1970er Jahre das Auto dem späteren Papst abkaufte, wusste nicht so recht, was er damit anstellen sollte. Jahrelang habe der Wagen in einem Autohaus in Düsseldorf gestanden, erzählt er. "Ich wollte ihn verkaufen, aber nur an einen Polen." Nach mehreren gescheiterten Versuchen - etwa über das Auktionshaus Christie's - landete der Oldtimer in Ilmenau. Nun habe es das "Papa-Mobil" gut, sagt Gawron. Schließlich sei Schramm auch in Polen geboren.
Fast 100 Prozent echt
Mehr als 2.500 Arbeitsstunden investierten Schramm und seine 16 Helfer, um den Wagen flott zu machen. Jedes Einzelteil wurde zerlegt, gesäubert und wieder eingesetzt. Manche Teile mussten in Polen gekauft werden. "Aber der Oldtimer ist fast zu 100 Prozent echt."
Was er nun damit macht? "Natürlich zur Heiligsprechung von Johannes Paul II. am 27. April nach Rom fahren". Los geht es am 14. April - über den Umweg Berlin-Danzig-Warschau-Wadowice-Krakau. Die Stationen im Leben des Papstes und im Leben von Marek Schramm.