Im Formel-E-Safety-Car über den Flughafen Tempelhof: Video -
Mit dem Safety-Car übers Tempelhofer Vorfeld
verfasst am 23.05.2015
Heute startet in Berlin Tempelhof das erste deutsche Rennen der Formel E. Unsere Redakteurin Sabine durfte vorab schon eine Runde übers Vorfeld drehen, im offiziellen Safety-Car. Ein Video.
Berlin – Der Tempelhofer Flughafen gehört zu den schönsten Flecken Berlins. Ein Stück Geschichte, das die Berliner mit in die Zukunft genommen haben. Auf der ehemaligen Landebahn fahren heute Streetkiter und Segways, dazwischen gibt es Kunst-Minigolf und Kleingärten. Der perfekte Ort für ungewöhnliche Ideen wie die Formel E, eine leise Rennserie, die mit leistungsstarken Elektroautos den Motorsport zukunftsfähig machen möchte.
Safety-Car-Fahrer Bruno Correia und MOTOR-TALK-Redakteurin SabineQuelle: MOTOR-TALK
Einen Tag vor dem ersten deutschen Rennen der neuen Formel darf ich das Vorfeld des Flughafens aus einer sehr ungewöhnlichen Perspektive sehen: vom Beifahrersitz des offiziellen Safety-Cars, einem BMW i8. Auf dem viel schöneren linken Platz des Plug-in-Sportlers sitzt Bruno Correia, ehemaliger Rennfahrer und von der FIA engagierter Safety-Car-Fahrer der Formel E. Ich setze meinen schwarzen Stiefel Größe 36 in den Fußraum, lasse mich mit dem Hinterteil voraus in den tief liegenden Sitz fallen und zurre den Vierpunktgurt fest.
Tempelhof: Ein sehr technischer Kurs
Die erste Runde fahren wir so, wie man eine Formel E fahren sollte: elektrisch. Bruno erklärt mir den „sehr technischen Kurs“. Die Strecke ist 2,47 Kilometer lang, hat insgesamt 17 Kurven und nur wenige Stellen, an denen die Fahrer lange auf dem Gaspedal bleiben können. Gleichzeitig ist der Kurs vergleichsweise breit, sodass man an vielen Stellen überholen kann, sagt Bruno und schaltet für die nächste Runde in den Sportmodus. Der i8 antwortet mit einem leisen Bellen des 3-Zylinders hinter der Fahrgastzelle. Die Leistung steigt von 96 auf 266 kW (362 PS).
Enge Rennsitze und ein Vierpunktgurt - viel Bewegungsfreiheit bleibt dann nicht mehrQuelle: MOTOR-TALK
Bruno erzählt und Bruno gibt Gas. Meine Augen können sich nicht zwischen der Kulisse und dem Tacho entscheiden. Ich sehe eine eins, eine fünf, eine vier. Die Rennwagen werden hier noch deutlich schneller unterwegs sein. Für Bruno ist das alles nur Aufwärmtraining, bei mehr als 150 km/h referiert er entspannt über das Auto, über Elektromobilität und die Formel E. Vor jeder Kurve trifft er kräftig auf die Bremse, das füttert die 7,0-kWh-Batterie und rettet uns vor einer ungeplanten Begegnung mit den hässlichen Beton-Begrenzungen.
Von Monaco nach Berlin-Tempelhof
Nach Kurve elf blicken wir auf die alten Hangars. „Was für ein Kontrast zu Monaco“, sagt der Portugiese. Vom Schickimicki-Kurs des vorangegangenen ePrix zum Arm-aber-sexy-Berlin-Track. Der Schriftzug Berlin Tempelhof prangt monumental und etwas angeschlagen über den stillgelegten Gebäuden. Ein paar Kurven weiter sehen wir einen blauen Drachen am Himmel fliegen.
Bruno lenkt und ich fliege von der einen Seite des Sportsitzes in die andere, das Funkgerät fliegt mit, der i8 bleibt dank seines extrem tiefen Schwerpunkts ungerührt in seiner Spur. Ich greife mir das Gerät und verstaue es sicher zwischen meinem Sitz und dem Mitteltunnel. Privat fährt der Portugiese sehr viele, sehr unterschiedliche Autos, einen Caterham 7, manchmal einen Classic-Mini und ab und ab und an den VW seiner Frau.
Unsere Höchstgeschwindigkeit bei der Proberunde: 154 km/hQuelle: MOTOR-TALK
Nach einer langsamen, zwei schnellen und einer Runde irgendwo dazwischen fährt Bruno zurück in die Box, die die Organisatoren auf den alten Betonfeld aufgestellt haben. Die Scherentür schwingt nach oben und mein kleiner Ausflug in die Formel E geht zu Ende. In wenigen Tagen wird hier ohnehin nichts mehr an die neue Rennserie erinnern. Denn die Auflage für den Veranstalter lautet: Alles muss nach dem Verlassen so sein, als wärt ihr nie hier gewesen.
Ob sie wieder kommen? Das haben die Veranstalter fest vor. Während sie im vergangenen Jahr noch bei den meisten Städten anklopfen mussten, werben die Städte nun um die leiseste Formel der Welt, sagt Marketingchef Jaume Sallares. Er ist sich sicher, die Formel E wird es noch lange geben. In Berlin, in London, in Peking, vielleicht irgendwann auch mal in Japan.