Doppelte Punkte im Formel-1-Saisonfinale? Diese neue Regel sorgt für Entrüstung bei Experten und Fans. Kontroversen dürfte auch die beschlossene Kostenbremse auslösen.
Paris/Berlin - Mit einem Hinterzimmer in Paris haben die Spitzenvertreter der Formel 1 die Lunte für explosive Regel-Debatten gelegt. Hier entschieden die Mitglieder der Formel-1-Kommission des Internationalen Automobilverbands FIA und die Strategiegruppe über ein umfangreiches Regelpaket. In der Strategiegruppe sind neben FIA-Präsident Jean Todt und Chefvermarkter Bernie Ecclestone sechs Teams vertreten: Red Bull, Ferrari, Mercedes, McLaren, Lotus und Williams. Vor allem die beschlossene Vergabe von doppelten Punkten im Finalrennen der Saison entfesselte umgehend einen Sturm der Entrüstung bei Experten und Fans. Nicht minder viel Zündstoff birgt die Entscheidung für eine Ausgabengrenze, die von 2015 an wirksam werden soll. Viele Fans gegen ReformenDie Idee für den Punkte-Bonus soll von Chefvermarkter Bernie Ecclestone stammen, der vorzeitigen WM-Entscheidungen wie in diesem Jahr durch Sebastian Vettel vorbeugen will. Puristen kritisieren, damit habe der Grand Prix in Abu Dhabi 2014 den doppelten Wert wie die Klassiker Monaco oder Spa. "Das geht einen Schritt zu weit", befand das renommierte Fachmagazin "Autosport". "Die Formel 1 ist kein Zirkus voller Werbegags", schimpfte die britische "Daily Mail". Wäre dieses Punktsystem schon früher zur Anwendung gekommen, hätte 2012 nicht Vettel, sondern Fernando Alonso seinen dritten Titel gewonnen. 2008 wäre Felipe Massa anstelle von Lewis Hamilton Weltmeister geworden, 2003 Kimi Räikkönen statt Michael Schumacher. Ausgabengrenze für kleine Teams lebenswichtigViel wichtiger für die Teams als die Punktevergabe ist die Ausgabenproblematik. Seit Jahren streiten die Teams darüber, wie sie der Kosten für die Raserei Herr werden und mehr Chancengleichheit herstellen können. Nun soll die Formel 1 nach dem Votum ihrer Spitzenvertreter endlich die Kostenbremse treten. Schon in den kommenden Tagen wird sich eine Gruppe mit Repräsentanten des Automobil-Weltverbands FIA, des Rechte-Inhabers CVC und der Rennställe bilden, um bis Juni 2014 die konkreten Regeln für das Ausgabenlimit zu erarbeiten. Zoff über die tatsächliche Höhe der Kostengrenze, die Form der notwendigen Kontrollen und die Strafen bei Verstößen scheint programmiert. Zu weit lagen bislang die Vorstellungen von Top-Teams wie Red Bull und Ferrari, die pro Jahr mindestens 250 Millionen Euro ausgeben, von denen der kleineren Rennställe entfernt. Informelle Vereinbarungen zur Ressourcenbegrenzung wurden durch Bilanztricks teilweise ausgehebelt, die Motorenreform 2014 kostet wieder Millionen. Kein Wunder, dass selbst etablierte Teams wie Lotus und Sauber tiefrote Zahlen schreiben und nur mithilfe der Mitgift ihrer Bezahlfahrer überleben können. Die Durchsetzung einer Ausgabengrenze könne daher "eine echte Wende im Spiel" sein, befand die BBC. Die Regeländerungen im Überblick:Beschlossen:
Abgelehnt:
UPDATE: Die Doppelte-Punkte-Regel soll nach einer Formel-1-Saison wieder gekippt werden. Lest hier mehr. |