Ein Kinderanhänger am Rad verändert vieles, wie zum Beispiel den Bremsweg oder das Kurvenverhalten. Deshalb sollten Eltern vor dem ersten Einsatz in Ruhe üben, am besten mit einem Sandsack.
Göttingen - Bevor Eltern ihre Kinder das erste Mal im Fahrradanhänger transportieren, sollten sie dies vorher in einem Schonraum proben. "Etwa auf einem leeren Supermarktparkplatz", rät Gunnar Fehlau vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f). Zunächst kann ein Kasten mit PET-Wasserflaschen oder ein Sandsack den Nachwuchs simulieren. "Damit lassen sich gefahrlos Grenzerfahrungen machen." Wie verhält sich das Gefährt in der Kurve, an der Bordsteinkante oder bei einer Vollbremsung? Wie lang wird der Bremsweg? Wo passt es noch durch, wo nicht? So lasse sich schon nach einer halben Stunde viel Souveränität aneignen. "Die zahlt sich in brenzligen Situationen später aus, denn das Handlungsrepertoire wird größer." Achtsam und defensivWer sich mit den Abmessungen und dem Verhalten vertraut gemacht hat, kann den Nachwuchs an Bord bitten. "Man transportiert das Liebste und Wichtigste: das eigene Kind", gibt Fehlau zu bedenken. Und daran passen Radler grundsätzlich ihre Fahrweise besser an: "Das heißt sehr achtsam, defensiv fahren und vorausschauend mit den Fehlern anderer rechnen." Und im Zweifel nicht auf sein Recht beharren und riskanten Situationen aus dem Weg gehen. Ein selbstbewusster Auftritt aber gehört für Fehlau dennoch dazu: "Ich nenne das eine raumgreifende, defensive Fahrweise." Wer etwa zu nah an der Bordsteinkante fährt, hat im Zweifel zu wenig Platz zu manövrieren. "Da sollten mindestens 80 Zentimeter Luft bleiben", rät Fehlau. Sich sichtbarer machen können Eltern auch mit der Ausstattung des Anhängers. Die meisten Modelle haben einen Wimpel. "Der ist oftmals nicht elegant, überzeugt aber durch seine Funktion." Er sollte unbedingt montiert bleiben, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Gerade in der dunklen Jahreszeit können Eltern auch zusätzliche Lichter am Anhänger montieren. Zum Beispiel solche, die nach vorne leuchten, um den Anhänger für links abbiegenden Gegenverkehr noch deutlicher zu machen. Auch reflektierende Stäbe für die Speichen oder entsprechende Streifen an den Reifen erhöhen die Sicherheit. Weniger Verkehr und weniger AbgaseWer ansonsten durch sehr dichten Berufsverkehr radeln muss, fährt auf Nebenstraßen oft entspannter und sicherer. "Die führen manchmal auch durch Wohngebiete, die den Durchgangsverkehr für Autos sperren", sagt Fehlau. Die Nebenstraßen seien weniger frequentiert und abgasbelastet als die Hauptstraßen, wo gerade im Berufsverkehr meist sehr viel los ist - auch auf den Radwegen. Die alternative Route müssen Radler mit ein wenig Aufwand erstmal finden und "erfahren". "Und natürlich muss ich morgens dann den Wecker früher stellen, denn meist wird der Weg länger", sagt Fehlau. Den erhöhten Zeitaufwand sollten die Radler aber nicht als Verlust auffassen. Denn wer dem Trubel entgeht, kann sich unterwegs ohne starken Verkehrslärm auch eher wieder mit dem Kind unterhalten. "Das wirkt dann mehr wie ein gemeinsamer Radausflug als wie ein Transport", sagt Fehlau.
Quelle: dpa |