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Lexus RX 450hL im Test: Fahrbericht, Technische Daten, Preise - Mit grünem Gewissen auf den grünen Rasen

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Was fahren, wenn eine halbe Fußballmannschaft hybrid-sauber transportiert werden soll? Ein langer Lexus RX wäre eine Idee. Erste Fahrt im Fünfmeter-SUV mit V6-Hybrid.

Lexus RX 450hL im Test: Die edle Toyota-Marke hat ihr Mittelklasse-SUV auf Oberklassemaße verlängert Lexus RX 450hL im Test: Die edle Toyota-Marke hat ihr Mittelklasse-SUV auf Oberklassemaße verlängert Quelle: Lexus

Zürich – Über Fußballmütter kursieren viele Witze, einige davon sind nicht fair. Kurz vor der Fußball-WM können wir es ruhig offen sagen: Jeder einzelne von Jogis Helden hatte vermutlich einen mindestens ebenso übereifrigen Fußballvati. Wer von den beiden den kleinen Timo, Manu oder Marvin regelmäßig vom Training abgeholt hat? Darüber lässt sich nur spekulieren.

Fakt ist: Wenn Mutti oder Vati noch die Fußballkumpels des hoffnungsvollen Talents mitnahmen, waren sie Helden. Einziger Wermutstropfen: Im klobigen, durstigen SUV fehlt dem Heldentum die grüne Note. Außer es handelt sich um ein Sauber-Mobil wie den Lexus RX 450h.

Drei Jahre nach der Premiere des RX kann der luxuriöse Japaner mit Hybridantrieb eine halbe Fußballmannschaft einladen: In der Langversion mit L im Namen finden bis zu sechs Mitfahrer Platz. Der Radstand von 2,79 Meter entspricht dem des Standardmodells, die 11 Zentimeter Mehrlänge auf nun insgesamt fünf Meter landen komplett im Überhang. Eine steilere Heckscheibe schafft Platz für die Köpfe der meist kleinen Passagiere der dritten Reihe. Die kleinen Kicker wird freuen, dass der Mannschaftsbus satte 313 PS leistet.

Ein Platz für Kinder

Den Radstand lässt Lexus für die Langversion des RX unverändert, der Zuwachs wandert ausschließlich in den hinteren Überhang Den Radstand lässt Lexus für die Langversion des RX unverändert, der Zuwachs wandert ausschließlich in den hinteren Überhang Quelle: Lexus Und, wer will hinten sitzen? Spätestens ab der B-Jugend wird die Frage nur noch wenig Begeisterung auslösen. Zwar montiert Toyotas Premiummarke die vordere Rückbank etwas höher und schafft so mehr Fußraum ganz hinten. Die zweite Reihe lässt sich zudem um bis zu 15 Zentimeter nach vorn verschieben. Trotzdem eignen sich die hinteren Einzelsitze für Erwachsene nur im Notfall, schon das Erklimmen der dritten Reihe erfordert Gelenkigkeit. Immerhin: Zur Belohnung lässt sich ganz hinten eine eigene Klimazone einstellen.

Fährt ganz hinten niemand mit, legen sich die Sitze per Knopfdruck elektrisch um (oder verharren sinnloserweise in Halbposition, wenn der Knopf losgelassen wird). Dann passen je nach Stellung der zweiten Sitzreihe 432 bis 591 Liter Gepäck in den Kofferraum. Nicht viel für ein Fünfmeter-SUV, aber die einklappbaren Sitze kosten nun einmal Stauraum.

Eine Reihe weiter vorn sitzt man ohnehin lieber, auf Sitzen mit verstellbarer Lehne und viel Kniefreiheit. In der ersten Reihe blicken Fahrer und Beifahrer auf feines gepolstertes Leder, Holz, gebürsteten Chrom und japanisch penible Verarbeitung. Das passt zur Klasse und zum hohen Lexus-Anspruch. Die Bedienung ist kinderleicht, mit Ausnahme des etwas nervösen Cursors, mit dem im Menu des Infotainments herumgesprungen wird. Eine hübsche Analog-Uhr, ein Head-up-Display ohne eigene Scheibe (im Paket ab 2.350 Euro) – das alles wirkt sinnig und geschmackvoll.

Souveräner V6-Hybrid

Der V6-Benziner im RX 450hL leistet alleine 262 PS, die Systemleistung gibt Lexus mit 313 PS an Der V6-Benziner im RX 450hL leistet alleine 262 PS, die Systemleistung gibt Lexus mit 313 PS an Quelle: Lexus In Deutschland bietet Lexus den Lang-RX ausschließlich als Hybrid mit Allrad über eine elektrifizierte Hinterachse an. 130 Kilo Mehrgewicht bringt die Langversion auf die Waage, die einfachste Ausstattung wiegt mehr als 2,2 Tonnen. Wie ein träger Brocken fühlt sich das japanische SUV dennoch nicht an. Das Hybridsystem aus V6-Sauger und je einem Elektromotor vorn und hinten erreicht eine Systemleistung von 313 PS. Mehr als genug für die meisten Lebenslagen.

Durch die Stadt gleitet das große SUV mit hohem Elektro-Fahranteil, wenn nötig springt der Sechszylinder ein. Er klingt dabei recht kernig, aber – dem Atkinson-Zyklus des Aggregats geschuldet – beim Hochdrehen nicht so linear wie ein Motor ohne Hybrid-Unterstützung. Dabei bleibt der Hybrid so komfortabel wie in den kleineren Toyota – aber leiser und souveräner. Der Verbrauch geht für ein Auto dieses Formats absolut in Ordnung: Im Mix aus Stadt und Autobahn pendelt sich der Bordcomputer bei 7 Liter auf 100 Kilometer ein.

Zwar kann der lange Lexus in 8,0 Sekunden Tempo 100 erreichen, wenn es sein muss. Sein Grundcharakter ist aber eher der des entspannten Cruisers für die amerikanische Autobahn. 108.000 RX verkaufte Lexus im Jahr 2017 in den USA, vor allem dieser Markt verlangte nach dem Siebensitzer. Bis zu 30 Prozent mehr Nachfrage verspricht sich Toyota USA davon.

Entsprechend stimmt Lexus den RX ab – mit sanftem Fahrwerk, leichtgängiger Lenkung und perfekt gedämmtem Innenraum. Die Exaktheit und Dynamik europäischer Konkurrenten sucht er nicht, woran auch die Spreizung der Fahrdynamikregelung nur wenig ändert. Typisch „amerikanisch“. Aber nicht nur: Im Stadtverkehr reduziert der Hybridantrieb den Stressfaktor und das schwere, große SUV lenkt sich erstaunlich handlich um enge Kurven.

Ungefährdet: Der Exotenstatus

Lexus verzichtet beim RX 450hL auf allzu viel Dynamik, das SUV soll vor allem auf Reisen passen Lexus verzichtet beim RX 450hL auf allzu viel Dynamik, das SUV soll vor allem auf Reisen passen Quelle: Lexus Auch, wenn Toyota den langen RX als „erschwinglichsten Premium-Siebensitzer“ bezeichnet: Ein billiger Spaß ist der große Lexus nicht. Los geht es bei 67.000 Euro, die Topversion „Luxury Line“ kostet 79.800 Euro. Auch dann müssen Head-up-Display, Totwinkel-Assistent oder Panoramadach noch extra bezahlt werden. Matrix-LED-Licht ist zudem an die teuerste Version gekoppelt. Der lange RX kostet in der Executive Line 3.650 Euro mehr als der „kurze“ (4,89 m). Zum Vergleich: Ein gleichstarker BMW X5 Plug-in Hybrid startet bei 71.600 Euro, als 306 PS starker Benziner kostet der deutsche Konkurrent 66.400 Euro. Die dritte Sitzreihe kostet bei BMW allerdings stets zwischen 1.470 und 1.980 Euro Aufpreis.

60 Prozent der Lexus-RX-Käufer greifen ohnehin zur Topversion. 2017 verkaufte Lexus hierzulande überschaubare 612 Exemplare. Der Langversion trauen die Produktplaner einen Marktanteil von 20 Prozent zu. Den Exotenstatus des großen Hybrid-SUV wird der erste Lexus-Siebensitzer in Europa also kaum gefährden. Eine reine Benzinerversion ist nicht vorgesehen. Wenn die halbe Mannschaft mitfährt, fährt auf dem imaginären achten Platz auch das grüne Gewissen immer mit.

Technische Daten Lexus RX 450hL

  • Motor: V6-Benziner, Saugrohreinspritzung
  • Hubraum: 3,5 l
  • Leistung: 262 PS/6.000 U/min
  • Drehmoment: 335 Nm/4.600 U/min
  • Elektromotor Front: 123 kW (167 PS)
  • Elektromotor Heck: 50 kW (68 PS)
  • Batterie. Ni-MH
  • Systemleistung: 313 PS (230 kW)
  • Verbrauch: 6,0 l/100 km
  • CO2: 138 g/km
  • Tank: 65 l
  • Anhängelast: 0 kg
  • 0-100 km/h: 8,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Sitze: 6-7
  • Länge: 5,00 m
  • Breite: 1,895 m
  • Höhe: 1,70 m
  • Radstand: 2,79 m
  • Kofferraum: min. 176l; 3. Reihe umgeklappt 432-591 l; max. 1.656 l
  • Leergewicht: 2.205-2-275 kg
  • Basispreis: 67.000 EUR
  • Marktstart: jetzt

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Avatar von bjoernmg
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