Porsche will zurück nach Le Mans. Am liebsten aufs Podium und am besten vor Konzernkonkurrent Audi. Die Vorbereitungen laufen, aber die Zeiten stimmen noch nicht.
Von MOTOR-TALK Reporter Stefan Grundhoff Bahrein - Der Sekundenzeiger springt ein letztes Mal um. Mark Webber und sein schwarz-weiß getarnter Porsche 919 Hybrid schießen nach 1:53 Minuten durch den Zielbogen. Zu langsam, um schon konkurrenzfähig zu sein: Im vergangenen Jahr rasten die besten Fahrer in ihren LMP1-Boliden zehn Sekunden schneller um die Rennstrecke in Bahrein. Das junge Prototypen-Team von Porsche muss noch viel arbeiten, abstimmen, verbessern. Denn im Juni wollen die Zuffenhausener nach Le Mans. Niemand spricht es aus, aber das Ziel ist klar: Der Hybrid-Renner soll gewinnen. Wie der TWR-Porsche WSC-95 vor 16 Jahren. BMW-Experte im Porsche-Team Im Westen Frankreichs sind Erfahrung, Strategie und Ruhe wichtiger als in jedem anderen Rennen. Ein Sieg zählt hier doppelt: Er hilft dem Image und den Serienmodellen. Denn in keiner anderen Rennserie gibt mehr Technologietransfer von der Rennstrecke zur Straße. Das war in den 20er- oder 50er-Jahren kaum anders als in der vergangenen Dekade. Seriensieger Audi vergoldete Direkteinspritzung, Turbodiesel oder Elektro-Unterstützung auf dem Sarthe-Kurs und brachte die Technik scheibchenweise in seine Straßenmodelle. Rennmotoren mit Spritspar-Technik „Die Idee eines V4-Turbos war schon da, als ich im Dezember 2011 hier angefangen habe“, erinnert sich der technische Leiter Alexander Hitzinger, „heute sind Gewicht und Effizienz bei einem LMP1-Rennwagen längst das Entscheidende.“ Über die Leistungsdaten des V4-Turbos hinter dem Sitz des Piloten schweigt sich Hitzinger ebenso aus wie über das Potenzial des Elektromoduls für die Vorderachse. Der hoch aufgeladene Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum dürfte jedoch allein rund 500 bis 550 PS leisten. Der zusätzliche Schub der Elektromotoren vorne sollte nochmals rund 250 bis 300 PS beitragen. Vier Zylinder und fünf Liter Sprit Es geht darum, Erfahrungen mit Komponenten zu machen und eine erste Rennstrategie zu entwickeln. Zunächst für Silverstone – dort findet im April das erste Rennen statt. In Le Mans, dem Saisonhöhepunkt im Juni, muss dann nicht nur die Zeit stimmen, sondern auch der Verbrauch. Das soll der komplett neu entwickelte Vierzylinder ermöglichen. Der hat noch seine Mucken, wie Alexander Hitzinger zugibt: „Ein Vierzylinder in V-Form hat Nachteile, aber eben auch Vorteile. Wir haben mit einem Achtzylinder angefangen und diesen durchgeschnitten. Es ist alles wahnsinnig komplex. Die Vibrationen vom Vierzylinder waren anfangs ein Problem für uns." Doch das sei nach den ersten Tests in Portimao gelöst. Vierzylinder für Straßen-Porsche Doch noch gibt es viel Arbeit. Daran ändern auch die zunehmenden Kilometer nichts, die der Porsche 919 Hybrid an diesem Trainingstag in Bahrain abspult. Abends geht eine Sammel-Kurzmitteilung durchs Team: 1.040 Kilometer gefahren. Alle sind zufrieden – vielleicht sogar mehr als das. Besonders das österreichische Technik-Doppel Hitzinger / Einzinger. Und Marc Lieb, der am späten Nachmittag noch mehr Testrunden als Fahrer Mark Webber absolviert.
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