Stuttgart – Egal ob im Fernsehen oder an den Strecken: Immer weniger Zuschauer wollen die Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) sehen. Vor Ort sind rund 6.800 Fans pro Rennen weniger zu Besuch als im Vorjahr, berichtet der Rechteinhaber und -vermarkter ITR nach neun von zehn Rennen. Auch die ARD muss im Vergleich zu 2012 im Schnitt auf 150.000 Zuschauer je Übertragung verzichten.
Die großen Namen fehlen der Serie, nach dem Ausstieg mehrerer einstiger Formel-1-Stars. Ralf Schumacher, Mika Häkkinen oder David Coulthard waren Zugpferde. Heute verleiht nur der BMW-Fahrer Timo Glock dem Fahrerlager etwas Königsklassen-Glanz.
Nicht nur die fehlenden Stars machen der DTM zu schaffen. Technische Änderungen und Regelreformen haben die Serie unübersichtlicher gemacht - für Fans und Fahrer. Und: Immer mehr Gleichteile sorgen dafür, dass sich die Wagen allenfalls äußerlich unterscheiden. Dadurch werden die Rennen knapper, aber nicht unbedingt interessanter.
An den Rennen kann es nicht liegen. DTM-Boss Hans Werner Aufrecht sagt, er könne sich an keine Saison mit so vielen spannenden Rennen und überraschenden Entwicklungen und Situationen erinnern wie in diesem Jahr.
Die Kritik an der DTM hören die ITR und die drei Motorsportchefs der teilnehmenden Marken Audi, BMW und Mercedes allerdings nur ungern. Sie müssen in ihren Konzernen ihre Budgets verteidigen.
Stuck: „Armutszeugnis“
Hans-Joachim Stuck, Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB), preist die DTM zwar als „beste Tourenwagen-Serie der Welt, ohne Wenn und Aber“. Doch auch der Ex-Pilot hat die Probleme jüngst öffentlich thematisiert. Stuck kritisierte: „Die ARD hat es nicht geschafft, die DTM-Fahrer bekanntzumachen.“
Kritisiert, dass niemand die Fahrer kennt: DMSB-Präsident Hans-Joachim "Strietzel" Stuck Quelle: dpa/Picture Alliance
Auch bezweifelte Stuck den Bekanntheitsgrad von Vorjahressieger Bruno Spengler (BMW) („kennt man nicht“) und Champion Rockenfeller. Das Abschneiden von Mercedes bezeichnete er als „Armutszeugnis“. Das kam in der DTM-Szene nicht gut an.
Mittlerweile hat Stuck seine Aussagen relativiert. Er spricht davon, dass „die Zitate in einen sehr negativ gefärbten Gesamtzusammenhang eingesetzt wurden“. Wer ihn kenne, wisse, „dass dies nicht meine Intention gewesen sein kann“.
Glock: Lieblose Übertragung
Auch Timo Glock hat ein paar Gründe für den Zuschauerschwund ausgemacht. Er honoriere zwar die Bemühungen, die DTM attraktiver zu machen. Aber Vorfälle wie die Wasserflaschen-Affäre vom Norisring, als Mattias Ekström wegen eines Regelverstoßes nach dem Rennen der Sieg aberkannt wurde, haben dem Sport nicht geholfen. Ebenso seien die langen Pausen zwischen den Läufen nicht optimal.
Auch die Übertragung der ARD findet der BMW-Pilot nicht perfekt. „Das ist in meinen Augen nicht auf dem höchsten Niveau“, meinte Glock. Er wünsche sich längere Sendefenster, mehr Geschichten, „ein bisschen mehr nach dem Rennen erklären“ und „nicht während der Siegerehrung“ schon die Übertragung beenden.
ARD: "Ausreichend und angemessen"
Die ARD kann die Kritik nicht nachvollziehen. „Wir halten die Sendezeiten der DTM-Übertragung für ausreichend und durchaus angemessen“, teilte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky mit. Balkausky kommentierte Stucks „Rundumschlag“: „Leider hat er bei seiner Kritik einen äußerst wichtigen Aspekt unterschlagen, nämlich seine Verantwortlichkeit für die Undurchsichtigkeit des sportlichen Reglements bei der DTM. Dieses versteht leider kein Zuschauer.“
Als DMSB-Präsident hat sich Stuck mit seiner Kritik keinen Gefallen getan. Inhaltlich aber hat der ehemalige DTM-Champion die Probleme der Serie zumindest angerissen. Stucks Einsicht ist, dass die DTM-Verantwortlichen, der Verband und das Fernsehen nun gemeinsam gefordert sind: „Wir alle müssen die Fahrer auch außerhalb der Motorsport-Szene bekannter machen.“