Betreiber von Eiswagen haben es schwer. Die umgebauten Kleinstransporter sind nur mit Mühe rentabel zu betreiben. Ein Einblick in die Zunft der Straßenverkäufer.
Quelle: picture alliance / dpa Hannover - Es wird seltener: Das Bimmeln der Glocken von mobilen Eisverkäufern. Noch wird vielerorts Eis durch das Fenster von Kleintransportern verkauft. Aber die Zahl dieser Transporter schrumpft. Ob auch nachfolgende Generationen den "Eismann" noch zu ihrer Kindheit zählen können? Der Expansionsdrang der stationären Konkurrenz hat den Eiswagenbestand in Deutschland stark reduziert. In Hamburg und Köln sind noch jeweils zwei Dutzend Eiswagen unterwegs. Tendenz sinkend. Das berichtet Bernd Stumm, Lebensmittelkontroller bei der Stadt Köln, der vor jedem Saisonbeginn die Wagen abnimmt und mit den Eisverkäufern plaudert. "Die Stimmung ist nicht so gut." Weil es inzwischen an fast jedem See und jedem Freibad Gastronomie gebe, werde es "immer schwieriger, an geeigneten Stellen zu stehen". Quelle: picture alliance / dpa Auf dem Land steigt der WettbewerbTraditionell verdienen die fliegenden Eishändler vor allem in der Provinz gut: an Orten mit nur wenigen Eisdielen. Wie im Städtchen Schwarmstedt im niedersächsischen Heidekreis. Doch auch dort haben es die kleinen Verkaufsbusse nicht leicht. "Ich kenne mehrere, für die das nicht mehr rentabel ist", sagt Renato Dal Cin. Einer seiner Kollegen habe es "allein mit dem Eisbus nicht mehr über die Runden geschafft" und habe sich für wochentags einen anderen Job gesucht. Dal Cin selbst fährt wie viele Eismacher nur noch auf Bestellung. Er steht dann auf Festen in der Umgebung, mit einem traditionellen "Carrettino", dem italienischen Eisfahrrad mit Platz für nur wenige Sorten. Sich für Feste buchen zu lassen und ein möglichst günstiges Fahrzeug zu unterhalten, ist für viele die einzig rentable Art, einen Eiswagen zu betreiben. München ist Eiswagenfreie-ZoneIn München dürfen die Eisverkäufer gar nicht fahren. Die Verwaltung erlaube "grundsätzlich keinen gewerblichen Handel auf öffentlichem Grund", sagt Referatsleiterin Daniela Schlegel. Das richte sich nicht gegen Eisverkäufer speziell. Auch fahrbare Pommes-, Döner- und Würstelbuden seien nicht erlaubt. Quelle: picture alliance / dpa Bleibt die Qualität gewährleistet?Traurig sein müssen Eisfans wegen dieser Entwicklung nur bedingt, findet Annalisa Carnio von der Union der italienischen Speiseeishersteller (Uniteis) . Carnios Verband als Zusammenschluss der stationären Eismacher sieht das fahrende Eisvolk unter hygienischen Gesichtspunkten kritisch: "Wenn so ein Wagen bei 28 Grad stundenlang herumsteht, leidet die Eis-Qualität enorm." Vertretbar sei es höchstens, maximal zwei Stunden irgendwo zu stehen, am besten mit moderner Kühltechnik, Solarstrom und fließend Wasser für den Eisportionierer. "Uns ist wichtig: Werden die gesetzlichen Vorschriften eingehalten?", sagt Carnio. Um die Einhaltung der Vorschriften geht es auch dem Kölner Kontrolleur Stumm. Die Bedenken des Eismacher-Verbands teilt er jedoch nicht: "Wir haben noch ein paar alte rumfahren, die ihren Job gut machen." Er habe immer etwas zu beanstanden, aber die Eisleute wüssten das. In der Regel sei es mit kleinen Nachbesserungen getan. US-Fahrdienst lieferte testweise EisDie Kölner sind jedenfalls dankbar, dass noch gelegentlich unverhofft ein Eiswagen dasteht. "Das ist ein Stück Lebensqualität!", bedanken sich die Veranstalter eines Kölner Seifenkistenrennens auf Facebook. Die Einladung, die der Eiswagen ausspricht, ist ein analoges Vergnügen, das niemals digital ersetzt wird. Auch der Fahrdienst Uber ließ 2014 und 2015 zwei digitale "Eistaxi"-Testballons steigen: Wer an einem bestimmten Julitag in ausgesuchten Großstädten seine Position und das Stichwort "ICE CREAM" durchgab, sollte ein Eis bekommen. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht Quelle: dpa |