Winterschlaf in Deutschland. Während hierzulande Schnee den Verkehr lahm legt und die meisten Custom Bikes eh dank Saisonkennzeichen am Batterie Saver hängen, fuhr Motoraver-Auslandskorrespondent Thomas Kottmann über die Alpen nach Verona um zu beweisen, dass man auf der anderen Seite der Berge durchaus auch andere Zweiräder als Vespas kennt. Was auf der Motor-Bike-Expo los war, und ob in Verona auch ohne Franjo was geht, das erzählt er Euch selbst... Verona, Samstagmorgen...Ein von unserem Club organisierter Sprinter rollt an der hunderte Meter langen Schlange am Eingang vorbei. Die Aussteller-Tickets machen uns wichtig und gewähren auch Parken auf dem riesigen Expo-Gelände - so können wir uns das Warten auf Einlass ersparen, den Fußmarsch macht´s allerdings nicht kürzer... Zwei wirklich große Hallen sind für Custom vorgesehen, mit „C" bitteschön, und das beinhaltet in diesem Fall alles, was irgendwie an Fahrzeugen verändert wurde (zu 98% natürlich Mopeds, einige verschämte Hot Rods und gepimpte Muscle Cars sind auch vor Ort). ...Herstellern wie Harley und Buell wird im Custom-Bereich die Möglichkeit gegeben, ihre (noch) unverbastelten Neufahrzeuge zu präsentieren, der Rest ist schon durch die Hände von Fahrzeugschändern gegangen. Dass aktuelle Bikes, die irgendwie umgebaut worden sind, auch als „customized" geführt sind und nicht als „getuned", kann geflissentlich übersehen werden, ihr Anteil ist recht gering... Man wartet mit einigen szenebekannnten Namen auf, z.B. Walz (Hardcore) und Kodlin aus Deutschland. Russell Mitchell (Exile/USA) hat es in die Nachbar-Halle verschlagen, genau wie den Stand von OCC, allerdings gibt´s dort keine Teutels zu sehen, sondern ein Dutzend Kleidungsständer mit bunt-bedruckten Leibchen. Jesse James (WestCoastChoppers/USA) ist auch da, sein Gesichtsausdruck bei den Autogramm-Stunden mit Bodyguards zeigt allerdings, dass er nicht ausreichend mit Geld bedroht wurde und er sich auf seine Kurzauftritte freut wie die Sau aufs Messer ... Betrachtet man die Bikes selbst, ist man durchweg von der Qualität der Umbauten beeindruckt. Egal ob Showteil, das nie über öffentliche Straßen rollt, oder Daily-Driver - Unsicherheit gibt´s höchstens mal beim Stil, vom Handwerklichen kann man begeistert sein. Gebaut und gemixt wird, was gefällt: Porzellan-Verschluss für den Tank, darunter gleich ein Garret-Lader, oder man lässt den Tank gleich weg um einen Kompressor an dessen Stelle zu setzen. Das sich nicht nur Harleys zum Umbau eignen, wird deutlich: Oftmals werden auch Engländerinnen oder Früh-70er-Japaner ihrer Ursprünge beraubt. ...und das Publikum?...Voll war´s, und vor allem bunt gemischt. Viele Kuttenträger aus bekannten und unbekannten Clubs, Normalos, das Bübchen mit glänzender Stirn (wobei ich nie rausgefunden habe, ob es vom Haargel kommt oder ob es der Angstschweiss ist, weil sein Görlie sich für ein Foto auf einem Bock räkelt und das Bauchnabelpiercing dem Hochglanzlack gefährlich nah kommt) und die Rockerbraut, die mehr oder weniger selbstbewusst ihrem Männe auf extrem messetauglichem Schuhwerk hinterherstelzt. Wem es dann zuviel wurde mit den Umbauten, konnte natürlich auch sein Geld für DVDs und Klamotten, vor allem natürlich T-Shirts, raushauen, sich spacige oder stilische Helme über die Glocke stülpen oder nicht-funktionierende Traumfänger mitnehmen. Pinstriping- und Airbrush-Objekte gab es zu kaufen, natürlich mit Vorführungen. Manche Stände hatten Live-Musik im Angebot, in einer Gastro-Zwischenhalle trat Elvis, der Unermüdliche, auf. Wer es zeitig mitbekommen hatte, konnte sich an der Straßenschlacht zwischen Angels, Outlaws und Polizei beteiligen, die eine zeitweise Sperrung des Geländes zu Folge hatte. Den Besuch der restlichen Hallen mit Crossern, Quads, Neufahrzeugen und Zubehör oder der diversen Indoor- und Outdoor-Vorführunge und Rennen habe ich mir geklemmt...
Quelle: Motoraver Magazin |
verfasst am 19.02.2009
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