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Design: Die Entstehung einer Auto-Skizze - MOTOR-TALK entwirft einen neuen Wankel-Mazda

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Der Mazda-Wankel wird 50 Jahre alt. Zum Jubiläum haben wir im Designzentrum Oberursel einen neuen RX-7-Nachfolger gezeichnet. Und viel über Skizzen gelernt.

Mazda-Designer Mike (rechts) und MOTOR-TALK-Redakteur Constantin bei den Arbeiten an einem neuen RX-7 Mazda-Designer Mike (rechts) und MOTOR-TALK-Redakteur Constantin bei den Arbeiten an einem neuen RX-7 Quelle: Mazda

Oberursel – Mikes Stift riecht wie eine Party. Der Franzose muss selbst grinsen, als ihm der Geruch in die Nase kriecht. „In manchen Ländern sind die verboten“, sagt er. Zu viel Alkohol in der Farbe. Für ihn gehört das aber dazu, auch wenn ihm manchmal ein bisschen schummerig wird. Routiniert lässt er den breiten Filzstift über weißes Papier gleiten. Aus wenigen Strichen entsteht die Skizze eines breiten Flitzers.

Die ersten Entwürfe: Viel RX-7 in den Skizzen Die ersten Entwürfe: Viel RX-7 in den Skizzen Quelle: Mazda Mike ist Designer bei Mazda. In seinem Computer sind Bilder gespeichert, die wir erst in einigen Jahren sehen werden. Heute läuft ein Bildschirmschoner. Er zeigt im Wechsel natürliche und mechanische Fotos. Ein Arm mit Gänsehaut. Ein Reifen mit abstehenden Gummi-Stiften. Schweißperlen auf einer Haut. Regentropfen auf poliertem Lack. Zusammenhangslos, aber doch ähnlich.

Der Rechner bekommt später zu tun. Zunächst arbeitet Mike mit Bleistift, Kugelschreiber, Alkohol-Filzer. Er zeichnet breite Radläufe, schlanke Taille, einen hübschen Bürzel. All das, was ich ihm sage. Gemeinsam entwerfen wir ein neues Auto. Mit meinen Ideen. Und Mikes Wissen darüber, was davon funktioniert.

Ein neuer Wankel-Mazda als Skizze

Zum 50. Wankel-Jubiläum bei Mazda ist für mich klar: Es muss ein Kreiskolben-Sportler sein. Ein Zweisitzer mit langer Haube und viel Platz für einen Front-Mittelmotor. Zwei, vielleicht drei Scheiben groß, mit Turbos und manuellem Getriebe. Mike nimmt die Kriterien gedanklich auf. Ich denke an einen RX-7 von 1992 bis 1996. Mike an die Studie RX Vision von 2015. Damals deutete Mazda an: Beim Wankel, da geht noch was.

Gemeinsam geht es an Details: Radläufe, Scheinwerfer und Frontschürze Gemeinsam geht es an Details: Radläufe, Scheinwerfer und Frontschürze Quelle: Mazda Ein toller Gedanke. Aber retro funktioniert nicht, sagt Mikes Chef Kevin. In einer Mischung aus (viel) Englisch und (etwas) Deutsch führt er durch unsere Designarbeit. Unsere erste Skizze würde es auf keinen Fall schaffen, sagt er. Freundlich und tröstend, aber deutlich. Das sei ein 90er-Jahre-Auto, findet er. Sein Tipp für uns: „Do less Zack and more Whoosh!“

Dabei geht es nicht um Schwünge oder Kanten. Beides ist erlaubt, denn beides kann modern und schnell aussehen. Aber Funktionalität gehört für Kevin nicht in eine Skizze. Unser Auto soll im Stand dynamisch sein. Mazda nennt das „Kodo“. Eine einfache Vorgabe. Aber nicht so leicht in der Umsetzung. Zumal bekannte Designs tabu sind. Und ein Hauch McLaren landet schnell aus Versehen in den Scheinwerfern.

Fast 40 Entwürfe an einem halben Tag

Auf einem weißen Blatt Papier entwirft Mike Dutzende Skizzen. Nur eine schafft es in die Endrunde Auf einem weißen Blatt Papier entwirft Mike Dutzende Skizzen. Nur eine schafft es in die Endrunde Quelle: Mazda Wir setzen neu an. Oft. Auf 15 A4-Blättern probiert Mike neue Linien, Kanten und Perspektiven aus. Es bleibt bei ausgestellten Radhäusern und der langen Haube. Ich wünsche mir verbundene Rücklichter, als Zitat an den RX-7. Retro muss eben doch sein. Eine unserer unzähligen Skizzen nickt Kevin ab. Mike scannt sie ein und setzt sich an den Computer.

Dort werden aus Strichen und Linien Lichter und Schatten. Die Reflexionen zeigen an, wie breit Schultern und Radhäuser werden. Das Heck bekommt ein Leuchtband mit MX5-Beule und zwei große Endrohre im Diffusor. Nur tiefer muss die Kiste. Es soll um Gottes Willen kein SUV werden. Für einen halben Tag Arbeit sind wir aber sehr weit gekommen.

Zumal der Arbeitsablauf eigentlich ein anderer ist. Bei Mazda gibt es zunächst eine Form, eine abstrakte Skulptur. Die hat noch nichts mit einem Auto zu tun. Ein Designer überträgt ihre Linien auf eine Skizze wie unsere. Daraus wird eine seriennahe Skizze, aus ihr ein kleines Tonmodell. Wenn der Vorstand zustimmt, folgt ein Tonmodell im Maßstab 1:1.

Aus überspitzten Skizzen werden echte Autos

Zwischenabnahme: Kevin sagt, welche Skizze eine Chance hätte Zwischenabnahme: Kevin sagt, welche Skizze eine Chance hätte Quelle: Mazda Aber warum sind solche Skizzen immer überspitzt? Riesige Räder, flache Fenster, breite Backen – und nichts davon in der Serie. Kevin erklärt: Es geht um die Grundidee. Bestimmte Proportionen, Formen und Linien, die man später im Auto wiederfindet. Die Skizze reduziert das Modell auf jene Elemente. Ähnlich wie die Haute Couture in der Modewelt. Das trägt auch niemand im Alltag.

Kevin ist zufrieden mit unserem Ergebnis. Er scherzt: Wenn Mike jetzt mehr Zeit möchte, erinnert er ihn an unseren Schnellschuss. Sogar meine Rückleuchten nickt er ab. Nur am Radlauf vorn fehlen ihm Details. Darum kümmert sich Mike nach meiner Abreise.

Nach einigen Stunden am Designschreibtisch weiß ich: Mikes Arbeit hat viel mit meiner gemeinsam. Wir beide haben eine Idee im Kopf, die wir auf Papier ausdrücken wollen. Das Ergebnis wird auf verschiedenen Ebenen kritisiert und manchmal falsch interpretiert. Letztendlich freuen wir uns trotzdem, wenn unsere Arbeit in der Öffentlichkeit steht.

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