Der Mazda-Wankel wird 50 Jahre alt. Zum Jubiläum haben wir im Designzentrum Oberursel einen neuen RX-7-Nachfolger gezeichnet. Und viel über Skizzen gelernt.
Oberursel – Mikes Stift riecht wie eine Party. Der Franzose muss selbst grinsen, als ihm der Geruch in die Nase kriecht. „In manchen Ländern sind die verboten“, sagt er. Zu viel Alkohol in der Farbe. Für ihn gehört das aber dazu, auch wenn ihm manchmal ein bisschen schummerig wird. Routiniert lässt er den breiten Filzstift über weißes Papier gleiten. Aus wenigen Strichen entsteht die Skizze eines breiten Flitzers. Der Rechner bekommt später zu tun. Zunächst arbeitet Mike mit Bleistift, Kugelschreiber, Alkohol-Filzer. Er zeichnet breite Radläufe, schlanke Taille, einen hübschen Bürzel. All das, was ich ihm sage. Gemeinsam entwerfen wir ein neues Auto. Mit meinen Ideen. Und Mikes Wissen darüber, was davon funktioniert. Ein neuer Wankel-Mazda als SkizzeZum 50. Wankel-Jubiläum bei Mazda ist für mich klar: Es muss ein Kreiskolben-Sportler sein. Ein Zweisitzer mit langer Haube und viel Platz für einen Front-Mittelmotor. Zwei, vielleicht drei Scheiben groß, mit Turbos und manuellem Getriebe. Mike nimmt die Kriterien gedanklich auf. Ich denke an einen RX-7 von 1992 bis 1996. Mike an die Studie RX Vision von 2015. Damals deutete Mazda an: Beim Wankel, da geht noch was. Dabei geht es nicht um Schwünge oder Kanten. Beides ist erlaubt, denn beides kann modern und schnell aussehen. Aber Funktionalität gehört für Kevin nicht in eine Skizze. Unser Auto soll im Stand dynamisch sein. Mazda nennt das „Kodo“. Eine einfache Vorgabe. Aber nicht so leicht in der Umsetzung. Zumal bekannte Designs tabu sind. Und ein Hauch McLaren landet schnell aus Versehen in den Scheinwerfern. Fast 40 Entwürfe an einem halben Tag Dort werden aus Strichen und Linien Lichter und Schatten. Die Reflexionen zeigen an, wie breit Schultern und Radhäuser werden. Das Heck bekommt ein Leuchtband mit MX5-Beule und zwei große Endrohre im Diffusor. Nur tiefer muss die Kiste. Es soll um Gottes Willen kein SUV werden. Für einen halben Tag Arbeit sind wir aber sehr weit gekommen. Zumal der Arbeitsablauf eigentlich ein anderer ist. Bei Mazda gibt es zunächst eine Form, eine abstrakte Skulptur. Die hat noch nichts mit einem Auto zu tun. Ein Designer überträgt ihre Linien auf eine Skizze wie unsere. Daraus wird eine seriennahe Skizze, aus ihr ein kleines Tonmodell. Wenn der Vorstand zustimmt, folgt ein Tonmodell im Maßstab 1:1. Aus überspitzten Skizzen werden echte Autos Kevin ist zufrieden mit unserem Ergebnis. Er scherzt: Wenn Mike jetzt mehr Zeit möchte, erinnert er ihn an unseren Schnellschuss. Sogar meine Rückleuchten nickt er ab. Nur am Radlauf vorn fehlen ihm Details. Darum kümmert sich Mike nach meiner Abreise. Nach einigen Stunden am Designschreibtisch weiß ich: Mikes Arbeit hat viel mit meiner gemeinsam. Wir beide haben eine Idee im Kopf, die wir auf Papier ausdrücken wollen. Das Ergebnis wird auf verschiedenen Ebenen kritisiert und manchmal falsch interpretiert. Letztendlich freuen wir uns trotzdem, wenn unsere Arbeit in der Öffentlichkeit steht. |
