Als Familienautos mit Frontantrieb passten 2er Gran Tourer und Active Tourer nie ganz ins BMW-Portfolio. Erfolgreich sind sie trotzdem. Nun bekamen sie ein Facelift.
Natters - Kindern war es immer schon wurscht, wie rum der Motor im Familienauto eingebaut ist. Aber dass auch Papa und Mama unideologisch vorgehen, überraschte viele Traditionalisten. Sie prognostizierten Schlimmes, als BMW vor drei Jahren seinen ersten Van mit Quermotor und Frontantrieb vorstellte. Wie richtig die Münchner lagen, zeigt nun das Facelift von 2er Active Tourer und Gran Tourer. Denn es ändert sich nur wenig. Das einzige echte Familienauto der Münchner sucht auch nach der Modellpflege weiterhin den Kompromiss aus Alltagsnutzen und Agilität. Letzteres soll das Facelift optisch lösen, mit größeren Nieren, markanten Schürzen und zwei Endrohren bei Modellen mit vier Zylindern. Dazu gibt es neue Karosseriefarben, neue Felgen und ein leicht aufgemöbeltes Cockpit mit der neuesten Infotainment-Generation der Marke. Ein BMW mit FrontantriebDas Antriebsprogramm wurde auf den ersten Blick nur sanft überarbeitet. Im Zentrum stand die Anpassung an die neue Abgasnorm Euro-6d-temp und die Einführung einer neuen Motorengeneration. Alle Benziner verfügen nun über einen Rußpartikelfilter, die Diesel sind mit SCR-Katalysatoren ausgestattet. Ein paar Extra-PS sprangen ebenfalls raus. Das Leistungsspektrum der Benziner reicht nun von 109 PS beim 1,5-Liter-Dreizylinder bis zu 231 PS beim 2,0-Liter-Vierzylinder (nur Active Tourer). Die Vierzylinder-Diesel mit ebenfalls 1,5 und 2,0 Litern Hubraum decken ein Band von 116 PS bis 190 PS ab. Als Spritspar-Alternative ist weiterhin ein Plug-in-Hybrid mit 224 PS Systemleistung verfügbar. Ganz neu im Programm findet sich ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das bei den kleineren Motoren die optionale Sechsgang-Wandlerautomatik ersetzt. Quelle: BMW Was vor drei Jahren bei BMW noch ein Aufreger war, sorgt heute nur noch für ein Schulterzucken: Der Frontantrieb ist weiterhin untypisch für die Marke – man hat sich aber daran gewöhnt. Zumal man die fahrdynamischen Vorbehalte getrost vergessen kann. In seinem Segment ist der 2er-Van das sportlichste und agilste Auto. Er hält sich beim Fahren sehr gerade. Nicken und Wanken möchte das straff abgestimmte Fahrwerk nicht, weder in der Kurve, noch beim Beschleunigen oder Bremsen. Der BMW ruht in seiner gefühlten Mitte und fährt trotz höheren Schwerpunkts wie eine kompakte Steilhecklimousine. Die direkt abgestimmte Lenkung passt gut zum Fahrgefühl und macht im Van sogar Spaß. Nur bei höheren Autobahngeschwindigkeiten wirkt sie zum Teil etwas nervös. Wer einen Van für eine gemütliche Autobahntour mit Kind, Kegel und vollem Kofferraum sucht, findet bei der Konkurrenz bessere Angebote. Es sei denn, er sucht ein vergleichsweise straffes Auto. Die alten Schwächen sind auch die neuenDie Schwächen des Münchner Familienmodells allerdings sind geblieben. Größtes Manko: Der Mittelplatz im Fond ist eigentlich nicht nutzbar. Das liegt vor allem am Kardantunnel, der für den optionalen Allradantrieb benötigt wird. Offenbar traut man bei BMW dem reinen Frontantrieb immer noch nicht ganz über den Weg. Deshalb müssen Mittelplatznutzer ihre Füße nach links und rechts sortieren. Quelle: BMW Kinder sitzen hier ebenfalls schlecht. Isofix-Befestigungen fehlen ganz und der Gurt befindet sich im Dachhimmel. Im Grunde wird der Active Tourer so zum Viersitzer. Der gut 20 Zentimeter längere Gran Tourer bietet optional eine dritte Reihe mit zwei weiteren Plätzen. Die sind zwar gut zu erreichen, aber letztendlich nur für Kleingewachsene als Dauerlösung annehmbar. Unverändert bleibt im Zuge des Liftings auch die viel zu massige A-Säule, die dem Fahrer beim Kurvenfahren und Lenken stark die Sicht nimmt. Die beiden grundsätzlichen Mankos bleiben also mindestens bis zum nächsten Modellwechsel erhalten. Die beiden Zweier-Vans sind unterm Strich bei weitem nicht die praktischsten Modelle in ihrer Klasse. Doch die konsequente Positionierung als fahrdynamische Alternative zu VW Touran, Mercedes B-Klasse oder Renault Scénic verlangt im Alltag einer vierköpfigen Familie keine großen Zugeständnisse ab. Und dass der Van der erste BMW ohne Standardantrieb ist, dürfte bei einem Familienauto höchstens beinharte Traditionalisten ärgern. Was den Kindern ebenfalls egal sein dürfte, ist das extrem hohe Preisniveau. Das Basismodell kostet 27.850 Euro, als Gran Tourer: 29.100 Euro. Am Ende werden es daher zunächst wohl vor allem Enkel sein, die in Reihe zwei des frisch erneuerten BMW Platz nehmen. Während Mama und Papa noch auf ein gebrauchtes Modell sparen. Technische Daten – BMW 2er Active Tourer (Gran Tourer):
Benziner:(216i) 1,5-Liter-Turbobenziner
(218i) 1,5-Liter-Turbobenziner
(220i) 2,0-Liter-Turbobenziner
(225i xDrive, nur Active Tourer) 2,0-Liter-Turbobenziner
(225xe iPerformance, nur Active Tourer) Plug-in-Hybrid mit 2,0-Liter-Turbobenziner und Elektromotor
Diesel:(216d) 1,5-Liter-Turbodiesel
(218d) 2,0-Liter-Turbodiesel
(220d) 2,0-Liter-Turbodiesel
Quelle: SP-X |