Ein Autohaus in Bayern bietet 25 neue T2C aus Brasilien an. Aber sind die Neuwagen besser als restaurierte Oldtimer? Wir haben einen Experten gefragt.
Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge Berlin – Objektiv betrachtet haben viele Kritiker recht: Der VW T2 Bulli ist längst nicht mehr zeitgemäß. Selbst ein 2013er Modell fährt mit 40 Jahre alten Sicherheitsstandards. VW do Brasil ließ die letzte T2-Serie im vergangenen Jahr auslaufen, weil die brasilianische Straßenverkehrsordnung seit Januar 2014 ABS und Airbags in allen Neufahrzeugen vorschreibt. Geschenkt – das trübt nicht den Bulli-Kult: Fans und Sammler bezahlen bis zu 100.000 Euro für einen perfekt erhaltenen Bus der ersten Serie. Auch der T2 steigt im Preis. Einige Anbieter fordern auf Verkaufs-Plattformen bis zu 40.000 Euro für ein augenscheinlich makelloses Exemplar. Das ist etwas optimistisch. Laut Classic Data kosten solche Bulli etwa 30.000 Euro. Liebhaber zahlen trotzdem die hohen Summen. VW T2 Bulli: Neu oder restauriert?Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge Damit ist ein alter T2-Bus in gutem Zustand aber günstiger als ein Neuwagen. Ein Toyota-Händler aus Bayern bietet derzeit 25 Fahrzeuge aus der 1.200 Autos starken „Final Edition“ an. Ein solcher Bulli kostete in Brasilien umgerechnet rund 28.000 Euro. Inklusive Verschiffung, Zoll und Mehrwertsteuer kosten sie in Bayern 40.000 Euro. Hinzu kommen etwa 12.500 Euro für Umrüstung und Zulassung. Viel Geld für ein Auto, das technisch eigentlich jedem anderen Neuwagen nachsteht. Denn die letzten T2 sind ähnlich modern wie die ersten. Seit 2005 gibt es einen Reihenvierzylinder im Heck, dazu ein modifiziertes Dach und einen Wasserkühler in der Front. Eine Heizung ist nicht an Bord – es mangelt an Luxus, aber nicht an Benzin-Durst. Ein neuer Bulli fürs MuseumIst Neuwagengeruch in einem klassischen Auto wirklich so viel wert? Wo liegt der Reiz, einen neuen alten Bulli zu besitzen? Roland Röttges, Vorsitzender der Interessengemeinschaft T2, findet im Gespräch mit MOTOR-TALK drastische Worte: „Da gibt es keinen Reiz. Nicht, wenn man den Bulli im Alltag bewegen will.“ Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge Das liege in erster Linie an der Verarbeitung. „Die Montage ist liederlich und es gibt fast keinen Hohlraumschutz“, sagt Röttges. Der Bulli sei in Brasilien von Hand gebaut worden. „Das merkt man an jedem einzelnen Schweißpunkt.“ Außerdem hätten die Werkzeuge über Jahrzehnte gelitten. Die Regenrinne am Dach sei nicht gerade, sondern „eine Wellenlandschaft“. Die IG T2 hat selbst einen Bulli der letzten Serie importiert. Der steht jetzt im Museum. „Der 80-PS-Motor ist toll. Aber alles andere ist schlechter als beim Original. Der Neue fährt wie auf rohen Eiern.“ Schon bei der Ankunft in Deutschland habe der Experte Rost an tragenden Teilen entdeckt. „Eine Zulassung in Deutschland ist eigentlich unmöglich“Ein solches Auto sei nur für Sammler interessant, die es nicht fahren wollen. Denn das größte Problem des T2C sei die Zulassung in Deutschland. „Das ist mittlerweile unmöglich“, sagt Röttges. Heute müssen Neuwagen die Abgasnorm Euro 5 erfüllen. Das schaffe der T2C nicht, auch nicht mit einem Umweg über England, sagt Röttgers. Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge Vor acht Jahren habe das noch funktioniert. Damals hat die IG T2 einige luftgekühlte Exemplare nach Deutschland geholt. Der Preis lag 2006 bei etwa 18.000 Euro pro Stück. Für eine Typisierung rüstete die IG alle Glasteile, Reifen und die Abgasnorm um, für rund 7.000 Euro. Der fertig überarbeitete, zugelassene und versiegelte T2 kostete damit 25.000 Euro. Ein Oldtimer ist günstiger als ein Neuwagen„Mittlerweile lohnt sich das nicht mehr“, fasst Röttgers zusammen. Deshalb empfiehlt er einen gut erhaltenen oder restaurierten T2 aus Deutschland. Der rostet zwar ebenfalls, aber es stimmen Verarbeitung und Ausstattung, es gibt ein H-Kennzeichen und keine Probleme mit der Abgasnorm. Im direkten Vergleich stimmt sogar der Preis: Die teuersten T2 sind meist Camper-Versionen mit Westfalia-Ausstattung. Dagegen sieht ein T2C nackt aus. Quelle: MOTOR-TALK |