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US-Polizeiautos: Unterwegs im Ford Crown Victoria - New Braunfels ist überall

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Henry Beier ist der König auf dem Highway. Und „Police Officer“ des PCOOA – einem Club für Liebhaber amerikanischer Polizeiautos. MOTOR-TALK war mit ihm auf Streife.

US-Polizeiauto: Wir waren mit Henry Beier unterwegs in seinem Ford Crown Victoria US-Polizeiauto: Wir waren mit Henry Beier unterwegs in seinem Ford Crown Victoria Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Von Haiko Prengel

Leipzig - Bislang ist es eine ruhige Schicht, aber die Stille kann trügerisch sein. New Braunfels ist ein heißes Pflaster, die Polizei hat viel zu tun in dem texanischen Provinznest. Verkehrsunfälle, Gewaltdelikte: „Alle 14 Tage gibt es in der Zeitung eine Todesanzeige”, sagt Henry Beier und steuert seinen Police Interceptor durch ein Problemviertel. „New Braunfels Police” steht auf dem aufgemotzten Ford Crown Victoria, unter dem Blechkleid mit kugelsicheren Türen bollert ein 4,6 Liter großer V8. Passanten am Straßenrand bleiben stehen, drehen die Köpfe.

Doch Henry Beier wird an diesem Tag mal wieder niemanden verhaften. Denn der 45-Jährige ist kein echter Polizist, auch wenn er mit ernster Miene und Sonnenbrille genauso aussieht. Sogar einen harten amerikanischen Akzent hat er sich antrainiert. Allerdings ist Englisch nicht seine Muttersprache. Wenn Beier lossächselt, kann er aus seiner Herkunft keinen Hehl mehr machen: Er ist gebürtiger Leipziger, und seinen beeindruckenden Interceptor steuert er ausschließlich durch deutsche Lande - in der Freizeit.

Freaks in Spiegelsonnenbrillen

Leipzig ist die neue Heimat dieses US-Polizeiwagens Leipzig ist die neue Heimat dieses US-Polizeiwagens Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Nur seinen Ursprung hat der Wagen in New Braunfels in den USA. Bis 2009 war er dort als Polizeiauto im Einsatz. Jetzt fährt Beier mit dem Wagen durch Leipzig Patrouille. „Amtsanmaßung” könnte man denken, aber Beier handelt völlig legal, solange er nicht den Lichtbalken auf dem Dach anschaltet oder jemandem Handschellen anlegt. Bei ihm geht das Ganze als ausgefallenes Hobby durch: Der Gartenbauer ist Mitglied im Verein „Police Car Owners of America (PCOOA)”, einem Automobil-Club für Liebhaber amerikanischer Polizeifahrzeuge.

Das klingt nach einem Haufen Freaks in Spiegelsonnenbrillen, doch tatsächlich gibt es weltweit eine große Fangemeinde für solche Fahrzeuge. Allein zum deutschen Chapter gehören rund 130 Hobby-Officer mit ihren Autos. Im Club-Bestand finden sich überwiegend Straßenkreuzer wie Chevrolet Caprice, Dodge Monaco oder eben Ford Crown Victoria. Aber auch Jeeps, Vans und Motorräder sind im Fundus, darunter mehrere Harley-Davidson Road King.

Das West-Fernsehen prägte

Henry Beier hatte schon immer ein Faible für Ami-Schlitten. Als Jugendlicher schwärmte er für US-Serien wie „Ein Colt für alle Fälle” und „Die Straßen von San Francisco” – damals stand noch die Berliner Mauer, aber in Leipzig konnte man das West-Fernsehen gut empfangen. Nach der Schule machte sich Beier bald als Gartenbauer und Landschaftsgestalter selbständig, heute führt er ein Unternehmen mit mehreren Angestellten. Auch für seinen geschäftlichen Fuhrpark bevorzugt er amerikanische Fahrzeuge. Aktuell sind es zwei riesige Ford Pick-up der legendären F-Serie mit einer Zuladung von bis zu 4,5 Tonnen. Damit kann man auch mal einen Mini-Bagger transportieren.

Seinen weißen Police Interceptor besitzt Henry Beier seit November 2012. Eigentlich hatte er bloß nach einer großen amerikanischen Limousine gesucht. Den Ford Crown Victoria fand er im bayerischen Grafenwöhr, wo die US Army einen ihrer größten Truppenübungsplätze in Europa betreibt. Ein Armeeangehöriger hatte den von der texanischen Polizei ausgemusterten Ford ein paar Jahre als Privatwagen genutzt. Dann bot er ihn als abgerüstete Zivilversion bei mobile.de für nur 3.000 Euro zum Verkauf an. „Also ein Super-Schnäppchen”, erinnert sich Henry Beier.

Zurück zum Original

Eigentlich ist der Vater eines 19 Jahre alten Sohnes kein Fan von Law and Order. Doch als er von der Vergangenheit seines neuen Autos erfuhr, begann er sich für diese Police-Car-Sache zu interessieren. Bald stand der Entschluss fest, das Auto originalgetreu wiederaufzubauen. Das dauerte ein ganzes Jahr und verschlang rund 3.500 Euro - dann waren alle Teile beisammen und der Wagen wieder in seinem Ursprungszustand.

One button, one function: Das Einschalten der Polizei-Signale könnte jedoch als Amtsanmaßung ausgelegt werden One button, one function: Das Einschalten der Polizei-Signale könnte jedoch als Amtsanmaßung ausgelegt werden Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK Ob Light Bar, Ramme zum Wegschieben von Autowracks oder Bord-Laptop zur Überprüfung von Fahrzeugdaten – Beier dachte an jedes Detail. Die fachliche Unterstützung kam aus dem PCOOA-Forum. Nur auf die schwer zu findende VHS-Videokamera an der Frontscheibe und die Trennscheibe zum Fonds hat er verzichtet. Vor Verbrechern auf der Rücksitzbank muss er sich ja nicht mehr schützen.

Stattdessen lassen sich heute Hochzeitspaare mit dem Wagen kutschieren. Oder Beier macht Charity-Fahrten und spendet das Geld für Kinderhospize und andere gemeinnützige Einrichtungen. Wenn kein echter Cop in der Nähe ist, macht Beier auch schon mal zum Spaß das Blaulicht oder die Sirene an. „Natürlich wollen die Leute auch verhaftet werden. Das passiert bei jedem US-Car-Treffen zehnmal.” Auch bei den Police Car Owners gibt es die Good Cops und die Bad Cops. Henry Beier gehört zweifellos zu den Guten.

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