Eine Welt ganz ohne Verbrenner? Passiert vorerst nicht: Trotz Elektroautos und strengeren Grenzwerten bleiben Verbrenner-Motoren noch lange wichtig.
Wien – Die gefühlte Wahrheit: Alle sind einer Meinung, die Emissionen aller Fahrzeuge müssen runter. CO2, Stickoxide, Kohlenwasserstoffe, Partikel. Je drastischer, desto besser. Die Wirklichkeit wird auf dem Motorensymposium in Wien diskutiert. Auch hier herrscht Einigkeit über die Notwendigkeit nach mehr elektrischer Mobilität: Strom muss sein, aber ohne Verbrennungsmotor geht es nicht. Benziner, Selbstzünder und Gasantriebe bleiben ein wesentlicher Bestandteil der Zukunftsstrategien vieler Hersteller.
Elektrifizierung allein genügt nicht![]() Die Studie wird von den Erwartungen des Zulieferers Mahle gestützt. Übertragen auf den gesamten Fahrzeugbestand liege der Verbrenner-Anteil im Jahr 2030 weltweit bei 90 Prozent. Deshalb müssen heutige Autos sparsamer werden – um langfristig weltweit weniger Abgase auszustoßen. Denn global bleibt der Anteil reiner Elektroautos noch sehr lange gering. Auf dem 38. Motorensymposium besprechen Ingenieure deshalb ein immer wiederkehrendes Thema: Verbrenner sollen sparsamer werden. Im Alltag, nicht im Zyklus. Der Wunsch wird auch vom neuen, realitätsnahen Zyklus getragen. Er dürfte alle Motorenentwickler gewaltig in Grübeln bringen. Mögliche Lösungen für die intensivierten Probleme (denn neu sind sie ja nicht)? Effizientere Motoren unter zu Hilfenahme von Hybridisierung, Wasser, Thermomanagement und synthetisierter Kraftstoffe – flüssig und gasförmig. Wiener Motorensymposium: Kraftstoff sparen![]() Toyota entwickelt Motoren mit „weltweit führenden Wirkungsgraden“. Wasserstoff wird zum wichtigen Nebenprojekt. Nissan zeigt noch einmal den VCR-Motor, ein Turbobenziner mit variabler Verdichtung. Den hatte Tochter Infiniti bereits vorgestellt. BMW fasst die Erfahrungen mit der Wassereinspritzung aus dem M4 GTS zusammen. Bei hoher Last lasse sich damit Sprit sparen. Zukünftig könnte das Kondenswasser der Klimaanlage in gewissen Lastbereichen dem Benzin beigemischt werden. Eine Technik für sportliche Autos. Mercedes nennt in Wien konkrete Daten. Der neue S 500 bekommt einen Reihensechszylinder-Mild-Hybrid mit Elektro-Verdichter und Starter-Generator. Der soll in vielen Bereichen so schnell sein wie der Vorgängermotor mit acht Zylindern, dafür aber viel sparsamer. In kleineren Baureihen bekommen die 350er-Modelle einen Vierzylinder mit 300 PS, 400 Newtonmeter Drehmoment und Riemen-Startergenerator. Der Verbrauch soll gegenüber gleich starken Sechszylindern um ein Viertel sinken. Erdgas als Brückentechnologie bis zur Elektrifizierung![]() Mahle rechnet den Vergleich mit einem Elektroauto mit 40-kWh-Akku vor: Nach zehn Jahren hat der Stromer 20 Tonnen CO2 freigesetzt. Das Gas entsteht bei der Produktion und dem üblichen deutschen Strom-Mix. Ein ähnliches Erdgasauto würde mit gleicher Laufleistung (15.000 km/Jahr) 23 Tonnen CO2 freisetzen. Bis zum siebten Jahr liegt der Vorteil beim CNG-Fahrzeug. VW ergänzt: Betankt man ein Erdgasauto mit synthetisiertem CNG, liegt der effektive CO2-Ausstoß dauerhaft unter dem des Elektrofahrzeugs. Selbst wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, liegt das Erdgasauto bis zum 13. Betriebsjahr vorn. Es stößt nur so viel CO2 aus, wie bei der Produktion des Kraftstoffs gebunden wird. Audi nennt dieses Prinzip „E-Gas“. ![]() Die Emissionen müssen drastisch sinken. Das funktioniert nicht mit ausschließlich kleinen Änderungen. Die gibt es weiterhin: Der 1,5-Liter-Benziner im Golf Blue Motion schaltet im Segelbetrieb künftig ab. Bei VW hat man aber mittlerweile jenen Testwagen verschrottet, der das Zehngang-DSG (DQ 511) erprobt hat. Elektroverdichter und milde Hybridisierung sparen mehr Sprit. Der Antriebsstrang ist derweil eingelagert – man weiß ja nie. |
