Der schärfste Honda Civic bekommt das, was schon seinen Vorgänger schnell machte: Einen heißen Turbobenziner und viel Flügel-Plastik. Erste Fahrt im neuen Type-R.
Lausitzring – Mit einem normalen Civic hat der Type-R nicht mehr viel zu tun. Ja, seine Karosserie stammt weitestgehend vom Basismodell. Aber für die Top-Version ändert Honda fast alles. Die Kotflügel werden breiter, die Haube bekommt eine Hutze und das Heck einen riesigen Flügel. Viele Blechteile sind geklebt, nicht geschweißt. Keine Show, verspricht Honda. Alles hat einen Zweck. Sogar das etwas eigenwillige Auspuff-Design. Die Dreifaltigkeit am Heck macht den Civic Type-R leise. Kein Scherz: Es muss das erste Mal in der Geschichte sein, dass ein zusätzliches Endrohr die Geräuschkulisse drosseln soll. Doch genau hierfür zwängt Honda ein dünnes zwischen die beiden dicken Rohre in der Heckschürze. Im Mittelrohr entsteht ab 3.000 Touren Unterdruck. Dort pustet der Type-R dann keine Abgase nach draußen, sondern saugt Umgebungsluft ein. Dieser Luftstrom arbeitet gegen unschöne Resonanzen, die sonst bis in den Innenraum vibrieren würden. Das Ergebnis: Der heißeste Civic dröhnt nicht. Er klingt. Honda Civic Type-R: Ring-Renner mit viel Flügel-Plastik So richtig ernst meint es Honda mit dem „leise“ auch im übertragenen Sinn nicht: Der Civic Type-R liegt, wie sein Vorgänger, irgendwo zwischen D&W-Parkplatz und Nordschleife. Das kommt vor allem vom Geflügel an Front, Heck und Flanken. Und daher, dass Honda vieles vom Vormodell übernimmt. All das muss man nicht schön finden. Aber es funktioniert. Wie schnell der neue Civic Type-R fährt, hat Honda bereits gezeigt. Ein Prototyp mit dem Gewicht des Serienautos umrundete die Nordschleife des Nürburgring in 7:43,8 Minuten. Der Vorgänger fuhr auf der gleichen Distanz sieben Sekunden langsamer. Das ergibt einen Vorsprung von gut 300 Metern nach einer Runde. Schneller fuhr bisher kein Fronttriebler durch die Grüne Hölle. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Reifen. Die Rekordfahrt absolvierte der Civic mit Semislicks von Michelin. Ob es die (optional) in Deutschland gibt, steht noch nicht fest. Serienmäßig stecken Continental SportContact 6 mit einer speziellen Gummimischung auf dem Type-R. Honda sagt, die kommen den Rennreifen sehr nahe. Den Eindruck können wir nach einigen schnellen Runden auf dem Lausitzring bestätigen. Detail-Veränderungen zum Vorgänger Eine Mehrlenker-Hinterachse beruhigt das Heck des Type-R. Vorn bekommt er neue Querlenker, rundum adaptive Dämpfer mit breiter Spreizung. Honda stimmt das Fahrwerk neutral und präzise ab. Der Civic lässt sich wunderbar in Kurven hineinbremsen und perfekt positionieren. Untersteuern geht nur mit viel Gewalt, trotz der schweren Nase. Ebenfalls wichtig: Die Aerodynamik. Der neue Civic baut flacher. Frontlippe und Seitenschweller bekommen zusätzliche Flaps, der Heckflügel eine schlankere Form. Insgesamt sinkt der Luftwiderstand. Trotzdem generiert er mehr Abtrieb als der alte Type-R. Bei 200 km/h hat Honda 30 Kilogramm zusätzlichen Druck auf den Achsen gemessen. Besonders beeindruckend: Allradantrieb hat der Civic so nötig wie eine zweite Hinterachse. Sperre, Software (Bremseingriff am kurveninneren Rad), Achsgeometrie und Aerodynamik wirken auf die 245er Contis wie Pattex auf Papier. Natürlich kann der Civic ordentlich Gummi verdampfen. Wer ihn mit Verstand fährt, bekommt aber keine Traktionsprobleme. Fazit: Der aktuell heißeste Kompakte Zwischen dem aktuellen Type-R und seinem Vorgänger liegen nur zwei Jahre. Fahrerisch liegen beide Autos dicht beieinander. Der Neue macht aber wichtige Details besser. Im Alltag gefiel uns vor allem der Federungskomfort. Auf der Rennstrecke punkteten die harmonische Hinterachse und die neuen Reifen. Besser fährt kein aktueller Kompakter auf der Piste. Honda Civic Type-R: Technische Daten
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