Biker im Herzen, aber kein Vertrauen in Fahrzeuge mit nur zwei Rädern? Keine Bange, es gibt Alternativen mit drei oder vier Rädern, die ähnlich viel Spaß versprechen.
Von Ralf Bielefeldt Hamburg - Wind im Gesicht, Sonne im Herzen, Motorsound im Ohr. So ein bisschen „Easy Rider“ steckt in vielen von uns. Irgendwie fühlt sich die große Freiheit ein Stückchen näher an, wenn man auf einem knatternden Zweirad sitzt. Viele, die im Herzen Biker sind, hemmt allerdings die Furcht in Kurven abzusteigen. Abzuschmieren auf nasser Fahrbahn, wegzurutschen auf tückischem Sand, in den Gegenverkehr zu geraten, gerammt zu werden auch ohne eigenes Verschulden. Die logische Konsequenz: Sie steigen lieber nicht (mehr) aufs Moped, aus der Traum. Ganz unberechtigt ist diese Entscheidung nicht: Laut Statistischem Bundesamt verunglückten 2014, im letzten detailliert ausgewerteten Berichtszeitraum, 125.178 Zweiradfahrer, 1.070 davon tödlich. Sechs von zehn Getöteten (63%) waren mit dem Motor- oder Kleinkraftrad unterwegs. Insgesamt entfallen 37,4 Prozent aller Zweiradunfälle Fahrer mit Gasgriff. Nur jeder fünfte Crash ist selbstverschuldet. Alternativen mit drei und vier Rädern Neustes Mitglied der Spyder-Familie ist der F3-T. Das „T“ steht für Touring. Und bedeutet: Dieser Spyder ist voll reisetauglich. Große, fest mit dem F3-T verbundene Seitenkoffer bedienen optisch den vor allem in den USA beliebten „Bagger-Style“. Ein weiteres Gepäckfach verbirgt sich vorn zwischen den Rädern. Macht zusammen 78 Liter Platz für Gepäck. Das reicht locker für Zwei- bis Drei-Tage-Trips, solange es nicht jeden Abend in die Oper gehen soll. Aufmerksamkeit garantiert: Can-Am Spyder F3-TFahrer und Sozius thronen auf dem Spyder F3-T sicher wie Papst Franziskus im Petersdom. Can-Am hat diverse feudale Sitzbänke im Angebot, unter anderem mit Rückenlehne. Massive Seitenbügel zum Festhalten, breite Fußrasten, komplett abgedecktes Antriebsrad (durch die Seitenkoffer) – hier kann man problemlos auch mal ein Kind mitnehmen, adäquate Motorradbekleidung vorausgesetzt. Zwischen den Beinen des Fahrers mobilisiert ein Dreizylinder 115 PS für sportliche Fahrleistungen, ein Riemen überträgt den Vorwärtstrieb zuverlässig und leise ans Hinterrad. Von null auf 100 braucht der F3-T wie sein "nackter" Bruder F3 nur 4,8 Sekunden – das ist Porsche-911-Niveau. Spitze laut Tacho: rund 200 km/h. Verzögert wird mit einer zentralen Fußbremse. Easy wie im Auto. Spaßmobile wie der Can-Am Spyder haben den großen Vorteil, dass sie bauartbedingt ohne Motorradführerschein gefahren werden dürfen. Wer vor Januar 2013 Klasse B gemacht hat, darf mit seinem Autoführerschein Gas geben. Günstig ist die große Freiheit auf drei Rädern allerdings nicht: Die Spyder-Preise beginnen bei 18.899 Euro, Promi-Faktor inklusive. Nicht aufzufallen mit so einem Teil ist nahezu ausgeschlossen. Ausgefeilte Neigetechnik: Quadro3 Der Einzylinder-Viertaktmotor im Quadro3 leistet 27 PS bei 7.000 Umdrehungen pro Minute. 125 km/h geben die Schweizer Hersteller als Höchstgeschwindigkeit an. Das Drehmoment von 29 Nm setzt den extrem stabil in der Kurve liegenden Roller durchaus flott in Bewegung. Eine stufenlose Variomatik sorgt für unbeschwertes Frischluftfahrvergnügen. Das beschert einem auch der skurrile große Bruder Quadro4. Der hat nicht nur vorn zwei HTS-gefederte Räder, sondern auch hinten. Das macht ihn zum ersten vierrädrigen Roller der Welt. Maxi-Scooter mit vier Rädern: Quadro4Offiziell gehört der Quadro4 in die Fahrzeugkategorie L5e – und damit zu den dreirädrigen Kraftfahrzeugen. Vorn ist er quasi Pkw (Spurweite über 460 mm), hinten Zweirad (Spurweite unter 450 mm). Fahren darf auch ihn – ganz im Stil dreirädriger Maxi-Scooter – jeder Autofahrer, der vor dem 19. Januar 2013 seinen Führerschein gemacht hat. Andernfalls muss eine Motorradlizenz (wenigstens A2) her. 45 Prozent Schräglage sind drin bei dem etwas bizarr anmutenden Vierrad-Scooter. Das erfordert anfangs durchaus Nervenstärke, geht einem aber erstaunlich schnell in Fleisch und Blut über. 30 PS mobilisiert der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder-Viertaktmotor (346 ccm). Das reicht laut Tacho für rund 140 km/h Spitze. Preis: ab 11.295 Euro. Offen wie ein Doppeldecker: Morgan Threewheeler Radikal und sehr selten: KTM X-Bow Der 2,0-Liter-TFSI stammt von Audi und leistet im X-Bow 300 PS. Drei Versionen haben die Österreicher im Programm: X-Bow R, X-Bow RR (Foto) und X-Bow GT mit – hört, hört – Frontscheibe. Die Preise des radikalen Zweisitzers starten bei rund 80.000 Euro. Das dürfte seine Seltenheit erklären. Side-by-Side-Vehicles: Can-Am Maverick TurboEine schrecklich nette Fahrspaß-Familie bilden auch die „All Terrain Vehicles“ (ATV) und „Side-by-Side-Vehicles“ (SSV). Beide dürfen auf offiziellen Wegen mit dem Pkw-Führerschein bewegt werden – und haben auf abgesperrten Geländen die Lizenz zu grandiosen Heiopei-Spielereien. Power ohne Ende liefert z.B. der 2016er Can-Am Maverick X ds Turbo – die ideale Alternative zu einachsigen Spaßmaschinen. 131 PS, 635 Kilo – das Leistungsgewicht von 4,85 kg/PS verspricht (und hält) radikalen Fahrspaß. Can-Ams leistungsstärkstes SSV kostet allerdings: ab 25.699 Euro. Plus rund 1.000 bis 1.250 Euro für die sogenannte LOF-Umrüstung (Land- oder forstwirtschaftliche Zugmaschine). Erfolgt die nicht, muss das Querfeldeinbiest auf 20 PS gedrosselt werden Kraxler mit Schaltwippen: Yamaha YXZ 1000 R Sport Shift Kartspaß im Supermoto-ATV: Kymco Maxxer 300Große ATV bieten bei niedrigen Geschwindigkeiten gefühlt Beschleunigungswerte wie hubraumstarke Motorräder, neigen sich aber nicht in die Kurve, sondern fahren aufrecht ums Eck wie Autos, wenn auch meist etwas eierig aufgrund der groben Reifenprofile. Vor allem für den Beifahrer gilt hier: gut festhalten! Kraftbolzen wie das 48 PS starke ATV Kymco MXU 700i gibt es ab 9.199 Euro. Für rund die Hälfte bietet der taiwanesische Quad-Marktführer in Deutschland den Maxxer 300 (4.899 Euro) an. Das Sportquad mit Supermoto-Fahrwerk und Breitreifen geht um die Ecke wie ein Kart – kompromisslos, extrem direkt und knüppelhart (Starrachse hinten). Viel länger ist es mit seinen 1,71 Metern auch nicht. Der Fahrer sitzt 720 mm über dem Asphalt. Und gibt mit dem Daumen Gas. Unüberhörbar wie auf einer Harley. |
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