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Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn: Schwere Vorwürfe in Japan - Nissan wirft Ghosn "Fehlverhalten" vor

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Carlos Ghosn bildete die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi. Zeitweilig führte er alle drei Unternehmen gleichzeitig. Nun wurde er in Japan verhaftet.

Carlos Ghosn gab 2017 die Leitung von Nissan ab, führt aber weiterhin die verbundenen Konzerne Renault und Mitsubishi sowie die Allianz der drei Unternehmen Carlos Ghosn gab 2017 die Leitung von Nissan ab, führt aber weiterhin die verbundenen Konzerne Renault und Mitsubishi sowie die Allianz der drei Unternehmen Quelle: dpa/Picture Alliance

Tokio – Dem langjährigen Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn, der seiner Allianz zuletzt Mitsubishi hinzufügte, droht in Japan massiver Ärger. Nissan will Ghosn sofort von allen Ämtern entbinden. Außerdem soll Ghosn bereits für Vernehmungen festgenommen worden sein. Das berichtet die japanische Tageszeitung "Yomiuri".

Zuvor berichtete die „Automobilwoche“ unter Berufung auf die japanische Zeitung Asahi Shimbun von der drohenden Festnahme Ghosns. Den Medien zufolge soll Ghosn sein Gehalt zu niedrig angegeben haben. Er solle daher vorläufig festgenommen und vernommen werden. Die Staatsanwaltschaft habe am Montagabend (Ortszeit) mit der Durchsuchung von Büros bei Nissan begonnen.

In offiziellen Nissan-Berichten an die Börse soll Ghosn (64) „hunderte Millionen Yen“ seines Einkommens nicht angegeben haben. Einhundert Millionen Yen entsprechen etwa 780.000 Euro. In der japanischen Wirtschaft gelten Steuervergehen als „unverzeihlich“. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, könnte Ghosn daher kaum Leiter der Allianz aus Renault, Mitsubishi und Nissan oder Vorstandschef von Mitsubishi bleiben.

Im Falle einer Verurteilung müsste auch Renault Konsequenzen ziehen. Davon auszugehen ist, dass Renault früher handeln wird. Der französische Autobauer verschickte am Montagnachmittag eine dürre Meldung: Man nehme den Inhalt der Nissan-Pressemeldung zur Kenntnis. Renault wolle vor allem seine Interessen in der Allianz verteidigen. Der Aufsichtsrat trete in Kürze zusammen.

Nissan will Ghosn sofort freistellen

Nissan will diese Konsequenzen sofort ziehen. Der japanische Autobauer belastet den ehemaligen Vorstandschef in einer kurzen Pressemitteilung schwer. Demnach hätten interne Untersuchungen ergeben: Ghosn und ein weiterer Manager hätten "über Jahre" ihre Einkünfte in offiziellen Börsenberichten zu niedrig angegeben. Im Falle von Carlos Ghosn seien "mehrere weitere signifikante Fehlverhalten" aufgedeckt worden. So soll er Firmen-Vermögenswerte für persönliche Belange eingesetzt haben.

Nissan teilte weiter mit, dem Aufsichtsrat die sofortige Absetzung von Carlos Ghosn sowie des weiteren Managers vorschlagen zu wollen. Nissan entschuldige sich bei den Aktionären und Geschäftspartnern und werde vollumfänglich mit den Behörden kooperieren.

Nissan teilte mit, die Staatsanwaltschaft wollte laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ zunächst keine Stellungnahme abgeben. Im Jahr 2017 verdiente Carlos Ghosn bei Renault rund 7,4 Millionen Euro. Hinzu kamen 9,2 Millionen Euro von Nissan.

Den Posten des Vorstandschefs bei Nissan hatte Carlos Ghosn zum April 2017 an seinen bisherigen Stellvertreter Hiroto Saikawa abgetreten. Renault hatte im Februar 2018 angekündigt, Ghosns Vertrag als Konzernchef um weitere vier Jahre zu verlängern. Renault-Aktien stürzten heute in Paris um 12 Prozent auf den tiefsten Stand seit über drei Jahren.

 

Quelle: Automobilwoche, Reuters, Nissan

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Renault
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