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Erstes Bundesland setzt Sichtschutzwände gegen Schaulustige ein - Nordrhein-Westfalen sperrt Gaffer künftig aus

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Gaffer behindern die Rettungskräfte und stören die Versorgung der Verletzten. Nordrhein-Westfalen will nun erstmals Sichtschutzwände gegen die Schaulustigen einsetzen.

In Nordrhein-Westfalen sollen mobile Sichtsschutzwände den Rettungskräften ein ruhigeres Arbeiten ermöglichen und Gaffer fernhalten In Nordrhein-Westfalen sollen mobile Sichtsschutzwände den Rettungskräften ein ruhigeres Arbeiten ermöglichen und Gaffer fernhalten Quelle: picture alliance / dpa

Kaarst - "Stau durch Gaffer", diese Meldung hat wohl jeder schon einmal gehört. Das Verhalten von Schaulustigen sei ein "Problem, das erschreckende Ausmaße angenommen hat", sagt Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek (SPD). Deshalb setzt Nordrhein-Westfalen künftig als erstes Bundesland mobile Sichtschutzwände ein, vorerst nur nach Unfällen auf Autobahnen.

Gaffen geht über die Neugier hinaus

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek will die Unfallopfer vor den neugierigen Blicken der Vorbeifahrenden schützen NRW-Verkehrsminister Michael Groschek will die Unfallopfer vor den neugierigen Blicken der Vorbeifahrenden schützen Quelle: picture alliance / dpa

"Das Smartphone gehört nicht auf Unfallopfer gerichtet", kritisiert der Minister und blickt düster. Was sich an Unfallstellen landauf, landab abspielt, sei "ein Phänomen, das mit der natürlichen Neugier nichts mehr zu tun hat": "Es gibt eine epidemiehafte Foto- und Selfie-Manie auf unseren Straßen". Nach Angaben der Rettungskräfte sind die meisten Gaffer männlich. Sie filmen Verletzte als auch Sterbende und stellen die Aufnahmen ins Internet. Groschek wird deutlich: Das Verhalten sei "geschmacklos" und "beschränkt".

Fast eine halbe Million Euro aus Bundesmitteln hat sich der Staat die Abwehrmaßnahme gegen den Negativtrend kosten lassen. "Wir geben mit diesen Sichtschutzwänden den Opfern ein Stück Würde zurück", sagt der Verkehrsminister und sieht das Geld gut investiert.

Niederlande setzen Sichtschutzwände bereits ein

Die Idee kommt aus den Niederlanden, wo die Wände bereits seit vielen Jahren im Einsatz sind. In einem Pilotversuch, der ein Jahr dauerte, war im Raum Düsseldorf unter den kritischen Augen der Polizei beobachtet worden, dass sich Staus auflösen und der Verkehr wieder fließt, sobald die Wände aufgebaut sind. Das bestätigt Jürgen Bongartz, der den Versuch für die Autobahnpolizei begleitet hat.

Zwölf Anhänger mit Sichtschutzwänden werden auf die Straßenmeistereien in Nordrhein-Westfalen verteilt Zwölf Anhänger mit Sichtschutzwänden werden auf die Straßenmeistereien in Nordrhein-Westfalen verteilt Quelle: picture alliance / dpa

Die 2,10 Meter hohen Wände sind mit dunkelgrüner Plane bespannt und haben quadratische und runde Klappen, durch die der Wind rauschen kann, damit er sie nicht umreißt. Das funktioniert allerdings nur bis Windstärke 5. Jeweils 100 Meter Sichtschutz sind auf einem Anhänger untergebracht. Zwölf der Anhänger sind ab sofort über NRW verteilt auf den Autobahnmeistereien stationiert. Jede Wand werde voraussichtlich sieben bis acht Mal im Jahr zum Einsatz kommen. Je nach Unfallort dauere es bis zu 100 Minuten, ehe der Schutz herbeigeschafft und aufgebaut sei.

Bund der Steuerzahler zweifelt am Nutzen

Zweifel des Steuerzahlerbundes, ob die Wände rechtzeitig an der Einsatzstelle sind, Kosten und Nutzen in einem angemessenen Verhältnis stehen, kontert der Landesbetrieb Straßen NRW: Ein fünf Kilometer langer Stau auf einer stark befahrenen Autobahn mit dreieinhalb Stunden Dauer verursache durch den Zeitverlust der Wartenden einen volkswirtschaftlichen Schaden von rund 200.000 Euro. Jeder Einsatz der Sichtschutzwand schlage dagegen nur mit rund 2.000 Euro zu Buche. Es gebe schon Anfragen aus anderen Bundesländern.

"Volkswirtschaftlich rechnet sich das allemal", sagt der Minister. Beim Einwand, Brummi-Fahrer könnten aus dem Führerhaus über die Wand hinwegfilmen, nimmt Groschek die Lkw-Fahrer in Schutz: Die seien schließlich Profis und nicht das Problem. Wenn er sich da mal nicht irrt: Nach einem Unfall im März auf der A1 bei Dortmund zeigte die Polizei 14 mutmaßliche Gaffer an - 12 von ihnen waren Lkw-Fahrer.

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