Maricopa/Arizona/USA - Seit Ernie Adams denken kann, denkt er an Autos. Etwas später beginnt er, welche zu bauen. Sein erstes Auto hat er am Küchentisch aus Obstkisten zusammengeschustert. Für das zweite zerlegte er einen alten Kühlschrank, der von einem Güterzug gefallen war. Zusätzlich besorgte er sich auf dem Schrottplatz acht weitere Kühlschränke und einen 18 PS starken Chevrolet-Motor. Mit dem daraus gebastelten Wagen fuhr er tagelang durch den heimischen Garten.
Die Minicars sehen beinahe aus wie die Originale, nur im Maßstab 1:2 Quelle: Spotpress
Das ist ungewöhnlich. Doch was Adams vollends zum Exoten macht, ist das Format seiner Autos. Obwohl er mit Leib und Seele Amerikaner ist, findet er "big" nicht "beautiful". Während die Pick-Ups der Nachbarn gar nicht groß genug sein können, steht Adams auf Downsizing - und zwar maßstabsgerecht.
Er schrumpft nicht nur die Motoren, sondern die ganzen Autos. Mittlerweile steht in seiner Scheune ein halbes Dutzend mit Liebe gebauter Miniatur-Hot Rods von Ford, Mercury oder Chevrolet aus den 30er, 40er und 50er Jahren, alle im Maßstab 1:2. Adams nennt seine Autos „Dwarfcars“ (Zwergenautos).
Mechaniker-Lehre und professionelle Werkstatt
Während er in seinen Kindertagen noch viel improvisieren musste, arbeitet er heute professioneller. Schließlich hat er nach der Schule eine Mechaniker-Lehre gemacht und seine Werkstatt entsprechend aufgerüstet. Für die Skizzen nutzt er wenig mehr als ein Lineal, einen Zirkel, Papier und einen Bleistift. Im Anschluss dreht, schweißt und dengelt er die Bleche wie ein Kunsthandwerker.
Die Autos bekommen gekürzte Achsen und Motoren aus alten Toyota Corolla. Adams sucht so lange auf den Schrottplätzen der Umgebung nach winzigen Felgen und kleinen Scheinwerfern, bis die Kopie dem Original nahe genug kommt.
Ernie Adams liebt seine Autos - und würde sie niemals verkaufen Quelle: Spotpress
Mit viel Geduld und noch mehr Liebe zum Detail pfriemelt er in die Musclecar-Minaturen sogar komplette Innenräume. Die sind so putzig wie die Puppenstube so mancher Mädchen - nur nicht ganz so jugendfrei. Wie es sich für echte Hotrods gehört, sind auch seine Dwarfcars etwas provokant und anzüglich, sodass man nicht jede Grafik aus seinen Cockpits in ein Kinderbuch drucken sollte.
Adams Zwerge haben alle eine offizielle Zulassung. „Das ist bei uns ein Kinderspiel“, sagt Adams und zeigt auf ein Regal mit riesigen Einmachgläsern. Darin sammelt er die Quittungen aller Einzelteile, die er für ein neues Auto zusammen kaufen musste, und fährt damit am Ende der Arbeiten zum Department of Motor Vehicles. Eine halbe Stunde später hat er nicht nur den amtlichen Segen, sondern auch ein Nummernschild. Nur dass die leider für seine Dwarfcars eigentlich auch eine Nummer zu groß sind.
Angebote zwischen 5.000 bis 500.000 Euro
Der Versuchung, aus seinem Hobby Geld zu schlagen, ist Adams noch nicht erlegen. Dabei haben sie ihm schon so ziemlich alle Summen zwischen 5.000 und 500.000 Dollar geboten, wenn er eines seiner Autos verkaufen oder eine Auftragsarbeit annehmen würde. „Aber die Autos sind für mich wie Kinder, die verkauft man nicht“, sagt Adams. Für eine Fremdfertigung hat er schlichtweg keine Zeit.
Adams bei der Arbeit, in seiner eigenen Werkstatt Quelle: Spotpress
Wenn Adams nicht gerade an der Werkbank steht, Bleche biegt und Kabel knipst, ist er die meiste Zeit mit seinen Dwarf-Cars unterwegs. Nicht nur zum Friday-Night-Cruise vor dem örtlichen Burger King. Er tourt mit ihnen durchs ganze Land und besucht ein paar Dutzend Oldtimer-Veranstaltungen im Jahr.
Von Küste zu Küste wäre mit den Dwarfcars ein Kinderspiel, sagt Adams. Auch wenn er zugibt, dass es eine Plackerei wäre: Schließlich wird es mit 75 Jahren nicht leichter, seine fast zwei Meter in die mobilen Miniaturen zu falten. Die bewundernden Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer entlohnen ihn dafür. Und mittlerweile weiß er: „Je kleiner das Auto, desto größer ist die Begeisterung.“