Im schwedischen Arjeplog hatte ich die Möglichkeit, im Wintertestgebiet der Automobilindustrie Fahreindrücke im Grenzbereich zu erleben – nie hätte ich gedacht, dass sich -25 Grad so heiß anfühlen. 4 Tage im Norden Schwedens liegen vor mir – 4 Tage mit der Volkswagen driving experience im Grenzbereich fahren, mit dem Ziel, den perfekten Drift zu beherrschen und das neue ESP der R Modelle kennenzulernen. Neues ESP? Ja, denn ab Modelljahr 2012 lässt sich im Scirocco und Golf R das ESP deaktivieren. Dazu muss die ESP Taste lange gedrückt werden, um Fehlbedienungen zu vermeiden. Neu und interessant ist, dass das ESP im Hintergrund weiterhin die Fahrzustände kontrolliert. Tritt der Fahrer in einer kritischen Fahrsituation die Bremse, greift das System und stabilisiert das Fahrzeug. Sobald der Bolide wieder in der richtigen Spur ist, kann weiter nach Herzenslust gedriftet werden. Viele Fragen beschäftigen mich. Was wird mich erwarten? Wie werde ich die Herausforderungen der schwedischen Schnee- und Eispisten meistern? Welches Potential haben die R Boliden Golf und Scirocco von Volkswagen und welchen Vorteil bietet das neue ESP wirklich? Mit diesen Fragen im Hinterkopf und den üblichen Ängsten, irgendetwas vergessen zu haben, vergeht auch die lange Wartezeit wie im Fluge. Nur wenige Stunden - und gefühlte 5 Minuten - später erreiche ich Nordschweden. Puh, hier ist es kalt, aber wunderschön und schneeweiß. Der Ärger über das deutsche Wetter ist verflogen. Der Flughafen von Arvidsjaur ist kaum größer als das Einfamilienhaus meiner Eltern, trotzdem herrscht hektisches Treiben. Kein Wunder, denn wir befinden uns in der Testhochburg der Automobilindustrie. Alle namhaften Autohersteller und Zulieferer testen hier die Wintertauglichkeit ihrer Produkte. Volkswagen R und das schwedische Eis – eine gelungene Kombination Beim abendlichen Get Together erfahre ich viel Neues, zum Beispiel dass unsere Trainer aktive Rennfahrer sind, einer sogar bei der Rallye Dakar 2011 einen achtbaren Platz errungen hat. Arjeplog – 2.000 Einwohner im Sommer, 4.000 im Winter – die Automobilindustrie im Winterlager Mit dem festen Willen, sich vor den Profis nicht zu blamieren, geht es aufs Eis. Dort stehen allradgetriebene Buggys bereit, mit denen wir auf einem kleinen Handlingkurs unser Fahrkönnen austesten. Mein Partner - deutlich erfahrener als ich - gibt mir wertvolle Tipps. Nun weiß ich, dass bei einem allradgetriebenen Fahrzeug das Gaspedal durchaus zum Kurvenfahren geeignet ist. Ein beherzter Gasstoß kann das rutschende Fahrzeug wieder stabilisieren und trägt so zum deutlichen Vorteil auf rutschigem Untergrund bei. Als nächstes lernen wir die richtige Bremstechnik und das kontrollierte Einsetzen der Handbremse zum Wenden kennen. Das sind wichtige Voraussetzungen, um auf dem Eis eine gute Rundenzeit zu erreichen. Als Highlight gilt es dann, eine 360 Grad Drehung auf dem Eis zu vollführen. Das heißt auf 90 km/h beschleunigen, Handbremse, einlenken, bei 180 Grad DSG Getriebe auf Stellung N, gegenlenken links, gegenlenken rechts und schwupp steht der Wagen wieder in der Fahrtrichtung. Auf Nachfrage des Trainers konnte ich nicht sagen, was ich wann gemacht habe. Ich habe unterbewusst und aus Erfahrung die richtigen Schritte unternommen, um den Wagen wieder zu stabilisieren. Erfahrung macht hier also wirklich den Meister, nicht nur auf dem schwedischen Eis. Lappland – ein eindrucksvolles Naturschauspiel im Tiefschnee Am nächsten Tag begaben wir uns auf eine Snowmobiltour durch die Weiten Lapplands. Die 800 ccm Motoren mit 150 PS beschleunigten die Mobile auf wahnwitzige Geschwindigkeiten – nach wenigen Metern Eingewöhnung war Spaß bei der Erkundung der reizvollen und unberührten Natur Lapplands vorprogrammiert und die kühlen Temperaturen dank Adrenalin und warmer Kleidung wie weggeblasen. Auf dem Weg zum Testgelände dann das nächste Highlight: Ein vollständig getarnter Wagen fährt an uns vorbei. Marke, Typ? Keine Ahnung! Unser Trainer reagiert gleichgültig – „Siehst du hier ständig, das ist nix besonderes.“ Hah, wenn der wüsste, dass das gerade meine persönliche Premiere war. Am Nachmittag wurde es dann ernst: Wir fuhren zurück auf den Handlingparcours und damit zurück aufs Eis. Wahnsinn, die Unsicherheit des letzten Tages war verflogen. Plötzlich folgte der Wagen, meistens jedenfalls, meinen Befehlen. Anstellen, Gas geben, gegenlenken, Lastwechsel erzeugen, Blickführung – all diese Dinge waren wie über Nacht verinnerlicht und der Fahrspaß garantiert. Dazu gab es noch ein persönliches Coaching für jeden Fahrer. Erfreut stellte ich fest, dass es bei mir wenig zu Meckern gab – puh. Das Zuhören der letzten Tage hatte sich ausgezahlt. Der schmale Grat zwischen extremem Drift und Abflug in den Schnee wurde Runde um Runde schmaler, aber dank der super präparierten Kurse blieben Abflüge ohne Schäden für Mensch und Material. Hier zeigte sich dann auch das Potential des neues ESP Systems. Wenn es doch einmal zu quer ging oder aus einem Lastwechsel eine Endloskette wurde, ließ sich die Situation durch einen kurzen Tritt aufs Bremspedal wieder bereinigen. Rentiere blockieren die Straße – sie sind hier eindeutig in der Überzahl Das Dauergrinsen im Gesicht hält bei mir bis heute an, denn seit meiner Rückreise gehen mir die Gedanken nicht mehr aus dem Kopf und auf meinem Schreibtisch liegt ein Prospekt der Volkswagen driving experience - Thema: Motorsportlizenztraining. Also – Fortsetzung folgt! (mm) Quelle: MOTOR-TALK |
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