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VW Golf 1.0 TSI (2018) im Test: Alltagstest, technische Daten - Perfektion bis zur Langeweile

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Der VW Golf ist das meistverkaufte Auto Deutschlands, seine Motorenauswahl groß, die Ausstattungsvielfalt riesig. Der Kompakte mit 110 PS im Test.

  • Unaufgeregtes Alltagsauto
  • Sparsamer Benziner mit ausreichend Leistung
  • Magere Basis, teure Optionen
  • Ausgewogenes Fahrwerk

Berlin – Der Golf ist ein Auto, mit dem man nicht auffällt. Das fahrende Understatement sozusagen. Oder auch die totale Langeweile. Die einen lieben ihn, den anderen ist er einfach nur egal. Klar ist: Der Golf ist das erfolgreichste Auto Deutschlands. Vergangenes Jahr griffen 228.227 Käufer zum Golf-Schlüssel – rund dreimal so viele wie zum Zweitplatzierten, dem VW Passat.

Für unseren Alltagstest wählten wir eine Brot-und-Butter-Version, den Dreizylinder-Turbobenziner mit 110 PS. Warum gerade den? Dieser Motor macht den Großteil der Bestellungen aus.

Abmessungen | Platzangebot | Karosserie

Der VW Golf ist das Urmaß bei den Kompakten. Das Update der siebten Generation, seit 2017 auf dem Markt, misst 4,25 Meter in der Länge. Vorne geht es bequem zu. Hinten sitzen zwei Erwachsene gut, für eine kurze Strecke auch ein Dritter. Der Einstieg fällt leicht, der Fünftürer ist die bessere Wahl.

Selbst dann, wenn hinten nur selten jemand sitzt. Der Fünftürer punktet vor allen in Parkhäusern. Denn die Türen sind kürzer als beim Dreitürer, öffnen in beengten Räumen weiter. Volkswagen verlangt für hintere Türen allerdings 900 Euro. Beim Ford Focus sind die serienmäßig – es gibt ihn einfach nicht als Dreitürer.

Trotz der kompakten äußeren Abmessungen bietet der VW im Vergleich zu seinen Wettbewerbern Opel Astra, Peugeot 308, Hyundai i30 oder Mercedes A-Klasse im Inneren ein größeres Platzangebot. Arme, Kopf und Beine haben ausreichend Luft zu allen Seiten. Für den Fahrer besonders auf langen Strecken bequem: die breite Armauflage in der Tür und die Lehne in der Mitte. Die straffen Sitze bieten vorne guten Seitenhalt und eine ausreichend lange Beinauflage.

Die Heckklappe öffnet weit nach oben, den Kopf stoßen sich 1,80-Meter-Fahrer nicht. Unter dem doppelten Boden im Kofferraum lassen sich ein paar Kleinigkeiten verstauen, die sonst nur hin und her fliegen. In der obersten Arretierung liegt der Boden allerdings nicht bündig zur Kofferraumkante – ein Kasten Wasser muss über die Kante gehoben und kann nicht geschoben werden.

Dafür fasst der Kofferraum zwischen 380 und 1.270 Liter. Das ist ausreichend für den Alltag, für ein verlängertes Wochenende mit der Familie wird es aber eng. Da geht es dem Kompakten wie seinen Mitbewerbern. Mehr Platz im Gepäckabteil bieten unter anderem der Peugeot 308 (420 bis 1.228 Liter) und der Hyundai i30 (395 bis 1.301 Liter).

Innenraum | Verarbeitung | Materialien

So muss das sein: Tür öffnen, einsteigen, wohlfühlen. Die Schalter sitzen am richtigen Platz, die Rundinstrumente mit der silbernen Einfassung sind klar gezeichnet und der Fahrer sitzt nahezu perfekt. Ein Griff unter den Sitz für den korrekten Abstand, ein weiterer Griff unters Lenkrad und die Höhe stimmt sofort. Mehr als 40 Jahre Golf-Entwicklung haben die Bedienung vereinfacht.

Dazu kommt eine gute bis makellose Verarbeitung. Die Kunststoffe fühlen sich gut an, die Kanten sind sauber gezogen, die Schalter reagieren mit sattem Klick auf Befehle. Das dicke Lederlenkrad liegt gut in der Hand, lässt sich sogar für 135 Euro extra beheizen. Das ist ganz nett, aber selbst im Winter übertrieben und passt nicht zum Golf. Handschuhe funktionieren auf den ersten paar Meter auch und verbrauchen keinen zusätzlichen Strom.

Generell lässt sich der Golf zur Luxushütte zusammenstellen, die Optionsliste ist lang. Aber müssen adaptives Fahrwerk (1.045 Euro), Sonderfarbe Oryxweiß-Perlmutteffekt (1.025 Euro), Lederausstattung Vienna (2.105 Euro) oder Navi Discovery Pro (2.435 Euro) für einen Kompaktwagen wirklich sein? Wir meinen: nein.

Und noch etwas nervt: die automatische Parkbremse. Sie stellt sich selbst ein, piept, lässt sich nicht direkt lösen und benötigt oft eine Bedenksekunde. Der Taster nimmt zwar weniger Platz ein als ein klassischer Handbremshebel, aber der Mehrplatz kommt der Mittelkonsole nicht zugute. Die beiden Cupholder liegen ungünstig in der Mitte und werden eher als zusätzlicher Stauraum verwendet.

Infotainment | Radio | Bedienung

In der Basisversion hat der Golf das Radio „Composition Colour“ mit einem 12,7 Zentimeter großen Farbdisplay zum Berühren, sechs Tasten und zwei Drehregler. Wer ein modernes Entertainmentsystem will, sollte sich für das Radio „Composition Media“ (440 Euro) mit dem Navi Discover Media (565 Euro) entscheiden. Das macht guten Sound und lässt sich einfach bedienen.

Das Menü ist logisch aufgebaut, die Tasten reagieren schnell und der Monitor zeigt Schriften und Strecken gestochen scharf an. Nur bei einem sehr kalten Innenraum benötigt der Monitor eine Gedenksekunde. Dafür lässt sich das Entertainmentsystem einfach über das Lenkrad bedienen. Das Navi arbeitet schnell, die Darstellung ist klar und übersichtlich. Gut: Im Vergleich zum teuren Discover Pro hat das Radio noch einen praktischen Regler für die Lautstärke.

Die Rückfahrkamera (295 Euro) ist im VW-Logo integriert. Sie fährt beim Rückwärtsfahren kurz aus und danach wieder ein. So bleibt sie auch nach stundenlanger Fahrt sauber. Der kompakte Golf lässt sich aber auch ohne Einparkhilfe einfach in Lücken zirkeln. Die Übersicht nach hinten ist gut, die Überhänge kurz. Das Geld kann man sich sparen.

Assistenzsysteme | Sicherheit

Serienmäßig verfügt der Golf in der Basisausstattung Trend unter anderem über sieben Airbags, elektronische Parkbremse und Klimaanlage. Den restlichen Komfort müssen sich Kunden erkaufen. Auszug: Notruf-Service über zehn Jahre (320 Euro), aktives Lichtsystem (2015 Euro), automatische Distanzregelung (320 Euro), Totwinkelwarner mit Ausparkassistent (895 Euro), proaktives Insassenschutzsystem (155 Euro), Verkehrszeichenerkennung (320 Euro) und die Seitenairbags für vorne und hinten sowie das Kopfairbagsystem (375 Euro).

Dazu kommen Sicherheitspakete wie das Fahrerassistenz-Paket unter anderem mit Abbiegelicht, aktiver Distanzregelung, Fernlichtregulierung, automatisch abblendbarem Innenspiegel und Regensensor für 1.480 Euro. Das Fahrerassistenz-Paket Plus für 2.540 Euro bietet unter anderem noch zusätzlich eine Diebstahlwarnanlage, dynamische Lichtregulierung, Assistenten für Stau, Spurhalten und Ausparken sowie Zentralverriegelung mit Safe-Sicherung. Das TFT-Display fürs Cockpit kostet 665 Euro. Wer das nötige Geld hat, kann sich den Golf zur Festung ausbauen lassen.

Antrieb | Getriebe | Motor | Fahrleistungen

Kommen wir zum Herz des Golf. Mit der Modellpflege 2017 ersetzt der 1,0-Liter-Dreizylinder mit 85 und 110 PS die 1,2-Liter-Vierzylinder. Zwischen den beiden Varianten liegen 1.775 Euro – gut angelegtes Geld. 25 PS und 25 Newtonmeter Drehmoment machen bei 1,2 Tonnen Leergewicht einen großen Unterschied.

Der Dreizylinder ist ein kerniger, aber dennoch kultivierter Motor. Es muss schon sehr kalt sein und die Insassen müssen genau hinhören, um den Dreizylinder als solchen zu identifizieren. Einmal warm gelaufen, gibt es in Sachen Laufruhe und Laufkultur keinen Unterschied zum alten Vierzylinder. Von 0 auf 100 km/h vergehen 9,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 196 km/h. Werte, die die meisten Golf-Fahrer nicht interessieren werden. Wer diesen Motor wählt, will einfach nur vorankommen und vielleicht noch etwas sparen.

Das kann er: Laut NEFZ-Protokoll verbraucht der Motor 4,9 Liter auf 100 Kilometer, im Alltag waren es dann doch 6,3 Liter. Das ist nicht wenig, aber bei Minusgraden im Februar durchaus noch im Rahmen. Dank des 50-Liter-Tanks sind so theoretisch bis zu 800 Kilometer drin – für einen Benziner sehr gut.

Dank des früh anliegenden Drehmoments von 200 Newtonmeter bei 2.000 Touren lässt sich der Golf bequem untertourig fahren, vierter, fünfter Gang in der Stadt sind kein Problem. Die Gänge des manuellen Sechsgang-Getriebes rutschen knackig in die Gassen.

Klar, das Automatikgetriebe DSG wäre bequemer, aber das manuelle Sechsgang-Getriebe macht seine Sache gut. Außerdem kostet das DSG gleich 1.925 Euro Aufpreis. So bleibt wenigstens die sonst nervige DSG-Gedenksekunde außen vor. Das einzige, was wirklich beim Motor stört, sind die peinlich angedeuteten Auspuffblenden unter der Chromspange am Heck.

Fahrwerk | Lenkung | Federung | Fahrverhalten

Nichts zu meckern gibt es beim Fahrwerk. Der Golf ist komfortabel abgestimmt, steckt Bodenwellen und Rillen locker weg, ohne nervös nachzuwippen. Dabei arbeitet die Lenkung direkt und ohne Verzögerung. In Kombination mit den 17-Zöllern lenkt der VW präzise ein, steht gut auf der Bremse und könnte sogar flotter ums Eck fegen, wenn genügend Leistung da wäre. Der Motor kann das Fahrwerk jedenfalls nicht überfordern, wie auch die meisten Fahrer nicht.

Bei normaler Fahrt im Stadt- und Landstraßentempo federt der Golf so unspektakulär ab, dass Langeweile aufkommt, selbst mit den 17-Zöllern („Madrid“, 650 Euro). Auf der Autobahn sorgt der Golf bei seinen Insassen für Entspannung – auch nach 800 Kilometer am Stück nervt die Abstimmung nicht, bleiben der Abrollkomfort hoch und die Windgeräusche niedrig. Das machen Wettbewerber, die oft Härte mit Sportlichkeit verwechseln, schlechter. Wir würden für den Alltag jedoch die 16-Zöller wählen, um noch mehr Komfort ins Auto zu bekommen.

Ausstattung | Preis | Kosten

Der Golf kann vieles gut. Nur eines kann er nicht: günstig. Die dreitürige Basis kostet 18.075 Euro, die von uns gefahrene 110-PS-Version kostet mindestens 19.625 Euro. Ein Hyundai i30 fängt bei 14.890 Euro an, der Ford Focus (altes Model) zuletzt bei 14.990, der Opel Astra bei 17.300 Euro und der Peugeot 308 bei 18.950 Euro. Golf fahren ist einfach teurer – allerdings liegt der Wiederverkaufswert höher als bei den Wettbewerbern.

Die empfehlenswerte Ausstattung Comfortline gibt es beim Golf ab 21.675 Euro. Darin enthalten sind unter anderem: Komfortsitze vorne, Sitzhöhenverstellung, Mittelarmlehne, Fußgängererkennung, Leseleuchten, LED-Scheinwerfer und Einparkhilfe. Sinnvolle Extras wie Auspark- und Spurhalteassistenten kosten 895 Euro, fünf Türen 900 Euro, das aktive Lichtsystem 2.015 Euro, aktive Distanzregelung 320 Euro, Nebelscheinwerfer mit Abbieglicht 190 Euro, Seitenairbags für hinten 375 Euro und das größere Radio mit Navi 440 Euro plus 565 Euro. Für die Farbe Indiumgrau-Metallic werden 565 Euro fällig.

Fazit

Am VW Golf gibt es aus technischer Sicht kaum Kritikpunkte. Der Dreizylinder mit 110 PS läuft sparsam und kraftvoll, passt gut in die Stadt und reicht für die meisten Fahrten aus. Mit der Fahrwerksabstimmung dürften viele Fahrer zufrieden sein. Auf die elektronische Handbremse können wir verzichten, ebenso auf die lange Ausstattungsliste. Doch das sind persönliche Befindlichkeiten.

Nur die Preisgestaltung treibt einem die Tränen in die Augen. Für einen gut ausgestatteten Golf wie für unseren Testwagen sind 33.000 Euro zu viel. Und so gut der Golf auch fährt und sich in keinen Bereichen Mängel erlaubt: In der Brot-und-Butter-Version ist er die fahrende Langeweile, ein Auto ohne Ecken und Kanten.

Technische Daten VW Golf 1.0 TSI 81 kW Comfortline

  • Antrieb: 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo-Benziner
  • Leistung Ottmotor: 81 kW (110 PS) bei 5.000 bis 5.500 U/min
  • Drehmoment: 200 Nm bei 2.000 bis 3.500 U/min
  • Getriebe: manuelles Sechsgang-Getriebe
  • Höchstgeschwindigkeit: 196 km/h
  • 0-100 km/h: 9,9 s
  • Verbrauch: 4,9 l /100 km Benzin
  • CO2: 112 g/km
  • Testverbrauch: 6,3 l /100 km
  • Länge: 4,25 m
  • Breite: 1,79 m
  • Höhe: 1,49 m
  • Radstand: 2,62 m
  • Leergewicht: 1.505 kg
  • Kofferraum: 380-1.270 l
  • Preis Basis VW Golf: 18.075 Euro
  • Basispreis VW Golf 1.0 TSI: ab 21.675 Euro
  • Preis des Testwagens: 33.060 Euro

 

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